0564 - Die Zeit mutiert
traf er damit genau ins Schwarze. Allerdings kam Hayg seinem Befehl nicht nach, sondern wich erschrocken zurück.
„Ich soll die Urne holen?" wiederholte er mit zittriger Stimme.
„Das kannst du nicht ernst meinen. Die Bestie, die die Urne bewacht, würde jeden anderen als dich zerfleischen, der ihr zu nahe kommt."
Bei dem Wort „Bestie" zuckte Gucky unwillkürlich zusammen.
„Wenn du zu ängstlich bist, um allein zu gehen, dann wirst du mich zumindest begleiten", bestimmte Gucky. Er verlangte dies nur deshalb von Hayg, damit er ihm den Weg zeigte. „Jetzt laß mich für einige Augenblicke allein. Ich werde dich rufen, wenn ich dich brauche."
Nachdem Hayg gegangen war, setzte sich Gucky über Sprechfunk mit Perry Rhodan in Verbindung.
„Ich weiß jetzt, wo Varfa sein Tabora versteckt hat, Perry. Wenn du nicht in spätestens einer halben Stunde eine Erfolgsmeldung bekommst, dann bin ich von Varfas Haustier zerfleischt worden."
„Beeile dich", sagte Rhodan. „Wayars Leute sind bereits zu dir unterwegs."
11.
Icho Tolot injizierte Loysh das Wahrheitsserum. Wenig später konnte Fellmer Lloyd mit der Befragung beginnen.
„Du hast gesagt, du wüßtest, wo das Tabora aufbewahrt wird", sagte Lloyd. „Erinnerst du dich?"
„Ja, das habe ich gesagt", antwortete der Füßler-Autoritär und streckte seinen Schildkrötenkopf dem vermeintlichen Artefoker erwartungsvoll entgegen.
„Bleibst du bei dieser Behauptung?"
„Jawohl, ich weiß, wo sich das Tabora befindet."
„Wo ist es versteckt?"
„In einem Schließfach im Tresorraum meiner Bank."
„Ist es besonders gesichert?"
„Nur durch die allgemeine Alarmanlage."
Lloyd erkundigte sich bei Loysh, ob er ihm eine Skizze der Bank und des Tresorraumes mit sämtlichen Sicherheitseinrichtungen anfertigen könne. Der Füßler-Autoritär bejahte und verlangte nach einer Folie und Schreibgeräten. Er zeichnete gleichzeitig mit vier Griffeln und hatte den Plan innerhalb von fünf Minuten fertiggestellt.
Eines fiel Fellmer Lloyd sofort auf - die Alarmanlage und die Sicherheitsschlösser beruhten weder auf elektronischer noch auf positronischer, sondern auf mechanischer Basis. Es würde also nicht schwerfallen, die Sicherheitsanlagen zu umgehen.
Mit dem Grundriß der Räumlichkeiten kam Lloyd seltsamerweise weniger gut zurecht. Nachdem er sich von Loysh Einzelheiten erklären ließ, erfuhr er auch, woran das lag. Er hatte den Begriff „Bank" einfach mit terranischen Geldinstituten assoziiert. Auf Tronko YArtefo hatten Banken jedoch noch andere Aufgaben. Man kam nicht nur hierher, um Geld auf Konten einzuzahlen, oder von diesen abzuheben, um Wertgegenstände zu deponieren, oder sich in Finanzangelegenheiten beraten zu lassen. Banken waren auch Kommunikationszentren. Hier trafen sich die Artefoker zu Diskussionen ebenso wie die Groß-Autoritärs zu wichtigen Regierungsgesprächen.
Der sogenannte Tresorraum einer Bank nahm einige Stockwerke ein und bot Platz für einige tausend Personen - und war während der Öffnungszeiten der Bank zumeist überfüllt. Der Schalterraum, in dem sich der Geldverkehr abspielte, nahm sich dagegen bescheiden aus.
„Das ist unglaublich", stellte Lloyd fest. „Der gesamte Kundenverkehr spielt sich ausgerechnet in jenen Räumen ab, die eigentlich vor dem Zutritt Fremder geschützt sein müßten."
„Das stimmt nicht", widersprach Icho Tolot. „Loysh sagte, daß die Privatpersonen aller vier Völker ihre Schätze und die anderen persönlichen Habseligkeiten in den Schließfächern des Tresorraumes untergebracht haben. In jeder Bank gibt es an die hunderttausend solche Schließfächer. Wie sollten die Schließfachinhaber an ihre Wertgegenstände gelangen können, wenn man ihnen den Zutritt nicht gestattet?"
„Das schon - aber in den Tresorräumen muß es ja zugehen wie auf einem Jahrmarkt", meinte Lloyd kopfschüttelnd. Er wandte sich an Loysh: „Stimmt es, daß das Tabora im Tresorraum deiner Bank untergebracht ist?"
„Jawohl."
„Fürchtest du nicht, daß sich das herumsprechen könnte?"
„Jeder weiß es, in welchem Schließfach das Tabora untergebracht ist", antwortete Loysh. „Überall auf Hüter der Reinheit haben sich Sekten um das Tabora gebildet. Viele von ihnen pilgern von weit her zu meiner Bank, um es anzubeten."
„Mußt du nicht befürchten, daß es gestohlen werden könnte?"
fragte Lloyd.
„Nein."
„Und warum nicht?"
„Weil es so schwer ist, daß nicht einmal zwei Groß-Autoritärs es tragen
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