0564 - Die Zeit mutiert
er seine Körperstruktur umwandeln konnte, in vollem Umfang wiedererlangt und fuhr wie ein riesiges Geschoß in die Reihe der Roboter hinaus. Seine stahlharten Arme rotierten wie Windmühlenflügel und hämmerten pausenlos auf die Roboter ein. Sekunden später war alles vorbei - von den Kampfmaschinen war nur noch ein Haufen Schrott übriggeblieben.
Gucky materialisierte wieder. Er hatte die Paralysatoren und Lord Zwiebus' Keule bei sich.
Rhodan sah, wie der Artefoker zu flimmern begann und die Konturen seiner Gestalt sich verflüchtigten. Er wollte nach dem Paralysator greifen, den Gucky zu ihm schweben ließ - doch seine Hand fuhr ins Leere. Der Paralysator hatte sich in Nichts aufgelöst. Gucky war ebenfalls nicht mehr zu sehen.
Plötzlich verschwanden auch die Stahlwände des Gefängnisses, vor ihm breitete sich eine endlose Staubebene aus. Vom Himmel schien eine blaßrote Sonne. Es gab keinen Berg, keinen Baum, nicht einmal einen Hügel in dieser Landschaft. Alles war flach - als hätte die zersetzende Kraft von Jahrmillionen sämtliche Bodenerhebungen abgetragen. Es gab kein Leben in dieser Einöde, nur ihn - und den Artefoker, der mit traumwandlerischen Schritten von ihm fortging.
„Das ist keine Illusion, Rhodanos", sagte Icho Tolot hinter ihm.
„Ich weiß, der Artefoker hat uns mit sich in die fernste Zukunft dieser Welt genommen", sagte Rhodan. „Aber wo sind die anderen?"
„Vielleicht in der Gegenwart, wer weiß? Oder sie gerieten in die realisierte Zeitebene eines anderen Artefokers."
Rhodan schüttelte den Kopf. „Das hier ist die Gegenwart für uns."
Er blickte sich nach dem Haluter um und sah gerade noch, wie er sich mitsamt der Umgebung auflöste.
Im nächsten Augenblick fand er sich in dem stählernen Gefängnis wieder. Für den Bruchteil einer Sekunde befürchtete er, daß er sich selbst begegnen könnte. Aber er war allein. Auf dem Boden lag Lord Zwiebus' Keule. Er hob sie auf. Er schickte über Whisper einen telepathischen Fächer aus und empfing die Gedanken des Pseudoneandertalers.
Lord Zwiebus! telepathierte er. Ich bin an Bord der Space-Jet, kamen die Gedanken des Neandertalers. Gucky ist mit mir herteleportiert. Wo war der Mausbiber jetzt?
Rhodan konnte sich nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen.
Durch den Eingang stürmten Kampfroboter. Rhodan fuhr den Impulsstrahler aus Zwiebus' Keule aus und feuerte. Die Roboter verglühten, aber es drängten immer mehr nach. In diesem Augenblick wünschte sich Rhodan, von einem der Artefoker in eine andere Zeitebene gerissen zu werden.
Aber dieser Wunsch erfüllte sich nicht. Statt dessen materialisierte genau in seiner Schußlinie eine Gestalt. Rhodan stellte das Feuer ein, als er Gucky erkannte. Der Mausbiber erfaßte die Situation sofort. Er ergriff Rhodans Hand und teleportierte mit ihm fort.
Sie kamen in der Kraftwerkstation des Stützpunktes heraus.
„Ich wollte dir nur etwas zeigen", sagte Gucky. „Was?"
Der Mausbiber blickte sich verblüfft um.
„Er ist nicht mehr hier", stellte er fest. „Wir müssen in eine andere Zeitebene geschleudert worden sein. Hier sieht alles so neu aus, als sei der Stützpunkt eben erst erbaut worden."
„So wird es auch sein", sagte Rhodan düster. „Wir befinden uns einige Jahrtausende in der Vergangenheit."
„Es hätte wohl keinen Zweck, die Anlagen zu sprengen", meinte Gucky. „Sie würden bis zur Gegenwart wieder erneuert werden..."
„Gib mir deine Hand, damit wir nicht getrennt werden!" schrie Rhodan, als er sah, daß sich Gucky mitsamt der Umgebung aufzulösen begann. Aber es war schon zu spät.
Rhodan befand sich wieder in der Kraftwerkstation, aber er wußte nicht, in welcher Zeit. Er blickte sich suchend nach einem Anhaltspunkt um.
Er zuckte unwillkürlich zusammen, als er Y'Chatramyr erblickte, und hob die Keule, aus der immer noch der Lauf des Impulsstrahlers ragte. Aber er schoß nicht.
Der Götze war versteinert. Rhodan konnte nur ahnen, was den Götzen zu dieser Verzweiflungstat getrieben hatte. Zuerst war ihm das Tabora gestohlen worden, dann war durch die Aufhebung der antipsionischen Strahlung der temporäre Sturm der Artefoker über ihn hereingebrochen - und schließlich waren seine Gefangenen entkommen. Das mußte alles auf einmal zu viel für ihn gewesen sein. Er war hilflos allen Gewalten ausgesetzt und hatte nur noch eine Möglichkeit, diesem Chaos zu entfliehen - nämlich alle seine Lebensfunktionen erlöschen zu lassen.
Der versteinerte Götze löste sich
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