0564 - Die Zeit mutiert
verfolgte er die vergeblichen Ausbruchsversuche seiner fünf Gefangenen. Doch dabei machte er auch eine Feststellung, die seinen anfänglichen Triumph in bittere Enttäuschung verwandelte.
Seine fünf Gefangenen gehörten keineswegs dem Volk der Pai'uhn K'asaltic an. Im ersten Augenblick empfand er solche Wut, daß er die Kampfroboter ausschicken wollte, um sie kurzerhand töten zu lassen. Doch dann besann er sich seiner Aufgabe und begann mit der routinemäßigen Untersuchung der Gefangenen.
Er ließ Logyon zu sich kommen, den permanenten Temporärdenker, der nicht einmal durch die Hemmstrahlung davon abgehalten werden konnte, die verschiedenen Zeitebenen parapsychisch zu durchwandern, und suchte zusammen mit ihm die Gefangenen auf.
Wie gesagt, er beabsichtigte nur ein Routineverhör. Er wollte lediglich herausfinden, woher die Fremden in der geschickten Verkleidung kamen und wie sie nach Tronko YArtefo gelangt waren. Danach sollten sie getötet werden.
*
„Ein Götze!" entfuhr es Lord Zwiebus, als sich die Tür des Stahlgefängnisses öffnete und hinter den beiden Kampfrobotern der Karduuhl die Zelle betrat.
„Er hat einen Artefoker bei sich", stellte Fellmer Lloyd fest.
Icho Tolot fügte mit dröhnender Stimme hinzu: „Der Götze sieht wie ein Doppelgänger jenes Versteinerten aus, den wir in Loyshs Tresor gesehen haben."
Perry Rhodan beobachtete den Götzen schweigend. Er besaß eine goldgelb schillernde Haut. Sein Körper war in ein goldenes, wallendes Gewand gehüllt, unter dem wahrscheinlich sein Kampfanzug verborgen war. Aus seinem fast achtzig Zentimeter durchmessenden Kugelkopf blickten die faustgroßen, starren Facettenaugen; die vier vorne gefächerten Fühler pendelten unruhig hin und her; der zahnlose, dreieckige Insektenmund war halb geöffnet.
Mehr noch als von dem Götzen war Rhodan von dem Anblick des Artefokers gebannt. Er war 2,20 Meter groß, besonders schlank und feingliedrig und hatte die elastischen Lider über dem Gesichtsauge geschlossen. Er bewegte sich so sicher und so vorsichtig wie ein Traumwandler, der auf einem Balken über einen Abgrund wandelt.
„Aus welchem Grund läßt sich der Götze von einem Artefoker begleiten?" fragte sich Rhodan. „Es handelt sich bestimmt nicht um einen von Wayars Leuten."
„Glaubst du, daß das einen besonderen Grund hat?" fragte Gucky, der Rhodans Worte gehört hatte. „Wenn nur diese Hemmstrahlung nicht wäre, dann könnte ich die Absicht des Götzen leicht durchschauen."
Fellmer Lloyd zog eine Grimasse. „Ohne die Hemmstrahlung hätten wir dieses Gefängnis schon lange verlassen können.
Der Energieschirm würde für dich als Teleporter kein Hindernis darstellen, denn er ist nicht fünfdimensionaler Natur." Rhodan winkte ab. „Vielleicht findet sich auch so ein Ausweg."
Seit sie vor einigen Stunden in diesem Gefängnis erwacht waren, hatten sie noch kein Lebewesen zu Gesicht bekommen.
Nur die Roboter waren von Zeit zu Zeit erschienen, um die Sicherheitsvorkehrungen zu überprüfen. Sie wußten nicht, wie sie hergekommen waren und wer sie ihrer Waffen und Ausrüstungsgegenstände beraubt hatte. Als die Wirkung des Schlafgases von ihnen abfiel, fanden sie sich in der Energieglocke innerhalb der Metallwände wieder - bar ihrer Biomasken.
Der Götze stellte sich breitbeinig vor den Energieschirm hin und sagte mit gellender Stimme: „Ihr seid also die Abenteurer, die nach Tronko YArtefo gekommen sind, um das Tabora zu stehlen, und die nun mit leeren Händen in den Tod gehen werden. Seid ihr euch dessen bewußt?"
Rhodan machte einige Schritte auf den Götzen zu und blieb drei Meter vor ihm stehen - nur durch den schalldurchlässigen Schutzschirm von ihm getrennt.
„Du sprichst, als wüßtest ausgerechnet du, wo das Tabora versteckt gehalten wird", sagte Rhodan spöttisch - ohne jedoch zu ahnen, daß er mit dieser Formulierung den Karduuhl an seiner wunden Stelle traf.
„Ich, Y'Chatramyr, bin der Wächter des Tabora!" kam es gellend aus dem dreieckigen Insektenmund des Götzen. „Ihr habt eure Nachforschungen in der falschen Richtung betrieben."
„Wir haben viele Spuren verfolgt", sagte Rhodan, „und wären früher oder später auch auf dich gestoßen, wenn wir nicht Opfer eines unglücklichen Zufalls geworden wären."
„Du glaubst an einen Zufall!" rief der Götze schrill und ließ ein gellendes Lachen folgen. „Ihr habt euch in den Netzen verfangen, die ich ausgelegt habe. Ihr habt euch in dem Labyrinth gefangen,
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