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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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mußte, um den Dampfer nicht zu rammen. Bis er wieder volle Fahrt aufnehmen konnte, hatte die ›Escorial‹ bereits eine Meile Vorsprung gewonnen. Gleichzeitig hatte das Manöver den amerikanischen Kreuzer derart in die Feuerlinie der ›Sussex‹ gebracht, daß diese ihre Geschütze nicht verwenden konnte. Und inzwischen war die ›Escorial‹ im dichten Nebel verschwunden.
    Bill konnte nicht einmal mehr die Brücke sehen.
    »Jetzt beginnt es ungemütlich zu werden«, sagte er.
    Als er den Apparat wieder spielen lassen wollte, merkte er, daß er keine Zeichen mehr aufzufangen vermochte. Offenbar hatten sie droben die Antenne kappen lassen.
    Es war schon die ganze Zeit über kalt gewesen, auf einmal aber sank die Temperatur sehr spürbar. Das konnte nur die Nähe eines großen Eisberges - irgendwo im Nebel - bedeuten. Das Geklingel des Maschinentelegrafen und die Verlangsamung der Fahrt zeigten Bill an, daß Hale auch dieser Ansicht war.
    Doch augenblicklich bedrückten ihn die unmittelbaren Gefahren, die ihm und seinen Begleitern drohten, weit mehr als alles andere, denn in dem dichten Nebel konnten sie die Funkstation kaum wirksam vor einem Angriff schützen. Holbrooks Befürchtungen erwiesen sich nur allzubald als gerechtfertigt, denn draußen begann jemand mit einem schweren Gegenstand gegen die Tür der Station anzurennen. Und es dauerte auch nicht lange, bis sie berstend und krachend aufsprang und ein Rudel Angreifer hereingestürzt kam.
    Schießen war sinnlos. Bill wurde überwältigt, zu Boden geworfen und aufs Deck hinausgeschleppt.
    »Tut dem Mädchen nichts!« kreischte Harvey Hale von der Brücke herab. »Und beeilt euch, ihr Schlappschwänze!«
    Bill wurde auf die Brücke hinaufgezerrt und ins Kartenhaus geschleudert.
    »Fesselt ihm die Hände!« befahl Hale. »Du verdammtes Schwein von einem Yankee, ich werde dich schon lehren, mit mir Schindluder zu treiben!« Er hielt ein volles Glas puren Whisky in der Hand und trank es in einem Zug leer. Grinsend wandte er sich an das Mädchen. »Um Sie, meine junge Dame, wäre es jammerschade, wenn wir nicht gut miteinander auskämen! Nun, ihr alle werdet mir noch von Nutzen sein, meine lieben Freunde! Das Geld auf der ›Thomas Inland‹ ist wohl zum Teufel. Aber ein Viertel der staatlichen Geldsendung ist noch an Bord. Und überdies sind das Geld und der Schmuck der Passagiere in meiner Hand - ganze Bündel Banknoten, Juwelen, Perlenschnüre, Uhren ... Ihr könnt euch also vorstellen, daß ich alles tun werde, um damit das Weite zu gewinnen. Wenn mir diese Hunde wieder zu nahe kommen, geht ihr, schön einer nach dem andern, über Bord, damit sie euch auffischen müssen und dadurch Zeit verlieren!«
    In diesem Augenblick wurde nach dem Kapitän gerufen. Er lief hinaus und schlug die Tür hinter sich zu.
    Obschon sich der Nebel etwas lichtete, fuhr der Dampfer noch immer ganz langsam.
    »Mir scheint, das Öl geht aus«, meinte Stone. »Das Abenteuer wird also wohl bald zu Ende sein.«
    Bill schüttelte den Kopf.
    »Es reicht noch für drei Tage. Der Zahlmeister hat es mir gesagt.«
    Als nach einer Stunde der Nebel dünner und dünner wurde, konnte der Dampfer wieder seine ganze Maschinenkraft ausnützen. Er steuerte einen nordwestlichen Kurs. Hale hatte offenbar die Absicht, die Nordküste Kanadas zu erreichen. Er mochte hoffen, in den landnahen Gewässern irgendein Küstenschiff anzutreffen, es zu kapern und darauf zu entfliehen.
    Als er wieder bei den Gefangenen erschien, war er in aufgeräumter Stimmung. Er hatte ja einen erheblichen Vorsprung gewonnen und konnte ihn dauernd vergrößern. Die Kreuzer konnten ihm die Fahrt durch den Nebel nicht nachmachen. Sie waren von Seeoffizieren befehligt, die unfehlbar vor ein Kriegsgericht gestellt würden, wenn sie eine kostbare Flotteneinheit und das Leben ihrer Bemannung leichtfertig gefährdeten. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als sich von Eisberg zu Eisberg fortzutasten.
    »Harvey Hale hat's vollbracht! Es gibt keinen zweiten Mann auf der Welt, der diese Kreuzer ausmanövriert hätte wie ich«, prahlte der Häuptling. Dann lachte er laut auf und öffnete die Tür zu einer angrenzenden Kajüte. »Eure letzten Stunden dürft ihr beisammen bleiben!« verkündete er großzügig und zeigte auf das Bett, auf dem Clive Lowbridge mit gefesselten Armen und Beinen lag. »Ein hübscher Bursche, das muß man ihm lassen! Ihr könnt ihm Gesellschaft leisten, aber wehe euch, wenn jemand versuchen sollte, ihn zu befreien. Dem

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