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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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»Schießen Sie nicht auf mich! Ich tue ja mein Bestes für Sie!«
    »Sagen Sie den anderen, keiner soll sich sehen lassen!« warnte Bill, während sich Seine Lordschaft Stufe um Stufe die Treppe hinabschob.
    Bald darauf stand Clive unter dem offenen Fenster.
    »Sie bieten Ihnen an, es werde Ihnen nichts geschehen, wenn Sie sich ergeben. Hale hat den Doktor umgebracht, wie Sie ja wissen. Er will jetzt umkehren, sich als Kronzeuge stellen und das Schiff den New Yorker Behörden ausliefern.«
    »Und das glauben Sie ihm?«
    »Ich weiß wirklich nicht, was ich glauben soll, Holbrook! Aber man hat mir in Aussicht gestellte, mich baumeln zu lassen, wenn ich Sie nicht gefügig machen kann. Sie sagen, Sie könnten ruhig in Ihre Kabine zurückgehen, es würde Ihnen kein Haar gekrümmt werden.«
    »Fällt mir gar nicht ein!«
    Lowbridge sah sich furchtsam um.
    »Eigentlich möchte ich Sie bitten, mich hineinzulassen, fürchte aber, daß diese Kerle mich niederschießen, wenn ich einen Schritt weitergehe. Sie haben ihre Gewehre auf mich gerichtet. Ich glaube, Hale hat Angst!«
    »Dann kann er ja Anker lichten und das Schiff auf einen südlichen Kurs legen«, entgegnete Bill. »Was aber uns anbelangt, so können wir ebensogut hier in der Station leben wie anderswo. Wer hat Ihnen übrigens gesagt, wer ich bin?«
    »Die Leute wissen es. Ich persönlich hätte Sie nicht erkannt. Mein Gott, wenn ich bloß schon irgendwo an Land wäre! Was soll ich also diesen Wilden von Ihnen ausrichten?«
    »Hale soll einfach nach Süden fahren. Ich traue ihm nicht, und Sie wären ein Narr, wenn Sie es täten. Warum sollte er Ihnen mit Aufhängen drohen, wenn er nicht Übles im Schilde führte?«
    »Offenbar möchte er sich Ihrer Unterstützung versichern - er scheint an einen unbegrenzten Einfluß der Presse zu glauben ...«
    Holbrook stimmte ein Hohngelächter an.
    »Hält er mich für schwachsinnig? Ich würde es sehr bedauern, wenn meine Weigerung Ihnen wirklich Ungelegenheiten bereiten würde, aber ich kann nicht nachgeben. Übrigens glaube ich nicht, daß er seine Drohungen wahr machen wird. Sagen Sie ihm, daß ich die Station nicht räumen werde, solange wir nicht den 45. Breitengrad erreicht haben. Er hat Öl genug an Bord, um die Dampferroute anzulaufen.«
    Der verzweifelte Clive kehrte auf die Brücke zurück.
    »Was werden sie nun mit ihm anfangen?« fragte Stone besorgt. »Glauben Sie, daß er ernstlich gefährdet ist?«
    »Ich glaube nicht. Jedenfalls bleiben wir vorläufig hier.«
    Das Schiff schwoite noch immer mit langsamen Pendelbewegungen vor Anker, Eisberge verdeckten teilweise den Horizont. Plötzlich aber sprang Bill von seinem erhöhten Ausguck, um ein Fernrohr zu holen, das er auf einem Bord hatte liegen sehen.
    Weit draußen an einer freien Stelle der Kimm hatte er nämlich etwas bemerkt, was ihm wie Rauchsäulen vorgekommen war. Und das starke Glas verriet ihm noch mehr - er konnte die Schlote und Masten von drei Schiffen erkennen. Die ›Kent‹ und die ›Sussex‹ hätte er nicht zu unterscheiden vermocht, der hohe Gittermast des dritten Schiffes jedoch ließ ihn nicht daran zweifeln, daß es ein Kreuzer der amerikanischen Flotte war.
    »Was gibt's denn?« fragte Stone, der Holbrooks Tun gespannt beobachtet hatte.
    Statt einer Antwort winkte ihm Bill, auf den Tisch zu kommen, dann reichte er ihm das Glas.
    Aber auch auf der Brücke mußten die Kreuzer schon gesichtet worden sein. Man hörte Hale Befehle brüllen, und wenige Minuten später rasselte die Ankerkette über die Winde. Der Maschinentelegraf klingelte, und gleich darauf steuerte die ›Escorial‹ über Heck vom Ankerplatz.
    Auch auf der ›Thomas Inland‹ begann es sich zu regen. Sie warf die Trosse los, mit der sie an der ›Escorial‹ vertäut gewesen war.
    »Kiellinie, auf Manövrierdistanz!« hörte man Hales Stentorstimme hinüberbrüllen. »Vielleicht muß ich Ölvorrat ergänzen, Hackett .«
    Immerhin dauerte es fast eine halbe Stunde, bis die ›Escorial‹ volle Fahrt aufnahm. Bill spähte in äußerster Spannung nach den Kreuzern. In seiner Ungeduld kam es ihm vor, als bewegten sie sich gar nicht, dennoch bemerkte er, daß sie sich genähert hatten, denn die Schlote ragten jetzt schon ziemlich hoch über die Kimm empor.
    Da die ›Escorial‹ abgedreht hatte, waren die Kriegsschiffe jetzt durch das Backbordfenster zu sehen. Plötzlich wirbelte vom mittleren Kreuzer eine kleine weiße Rauchwolke auf, und gleich darauf dröhnte durch die arktische

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