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057 - Sanatorium der Cyborgs

057 - Sanatorium der Cyborgs

Titel: 057 - Sanatorium der Cyborgs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schönenbröcher
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stoben.
    Man konnte nicht erkennen, ob der Maschinenmensch beschädigt war. Jedenfalls kippte er vornüber und blieb liegen.
    »Los, weg hier!«, rief Aruula. Daran hatte Matt auch schon gedacht…
    Sie überwanden die Eisfläche, stürmten die Straße entlang, setzten über Unrat und Trümmer und bogen so bald wie möglich in eine Nebenstraße, die Willow Avenue ein.
    Seltsam, bisher hatten die Garde-Roboter noch keinen Schuss abgefeuert. Wollte Daryll sie lebend in die Finger bekommen?
    Die Chancen der Anstaltsleiterin standen nicht schlecht. Denn auch vor ihnen tauchten jetzt acht bis zehn Robots auf und versperrten den Weg. Matt entsicherte eine der Granaten und schleuderte sie unter die Angreifer.
    Doch die Roboter hatten gelernt. Bevor der Sprengsatz detonierte, wichen sie zur Seite.
    Zwar schleuderte sie die Druckwelle gegen die Wände, ihre Metallkörper blieben davon jedoch unbeschädigt.
    Matt Drax sah sich um. Zurück konnten sie nicht; am anderen Ende der Straße tauchten jetzt die ersten Gardesoldaten auf. Da fiel sein Blick auf ein Neon-Schild, dessen Röhren längst zerbrochen waren, aber noch deutlich den Schriftzug »American Warehouse« bildeten. Der Eingang eines Kaufhauses! Matt hatte es nicht gleich erkannt, weil die Front mit Brettern vernagelt war. Ein Umstand, der sich schnell ändern ließ.
    Er feuerte einen Schuss aus dem Driller ab, und das Holz und das Schaufenster dahinter zerstoben in Myriaden von Splittern. »Rein da!«, rief Matt.
    Wieder empfingen sie Dämmerlicht und Moder, doch diesmal waren die Dimensionen ungleich größer. Vor ihnen lag eine riesige Verkaufshalle mit umlaufenden Galerien, in deren Mitte Rolltreppen nach oben führten. Überall standen und lagen die Überbleibsel einer längst vergangenen Zivilisation herum: Verkaufs- und Wühltische, Regale, Tresen.
    Matt erschauderte beim Anblick der Schaufensterpuppen, die, den Zeiten trotzend, noch immer die Mode des einundzwanzigsten Jahrhunderts zur Schau trugen. Eine seltsame Mischung aus Wehmut, Faszination und Sehnsucht überkam ihn.
    Das Klirren von Metall auf der Straße belehrte Matt, nicht zu lange in der Vergangenheit zu verweilen.
    »Worauf wartest du, Maddrax?«, rief ihm Aruula zu. Sie und Heihachi waren weiter geeilt.
    Hinter Matt brach die Fensterfront auf ganzer Breite ein, als die Garde-Robots hindurchpflügten.
    Er rannte los.
    »Dort hinauf!« Aruula deutete auf eine der erstarrten Rolltreppen. »Da können sie uns nicht so schnell folgen!«
    Damit lag sie richtig. Schon Heihachi hatte Mühe, seinen Plysteroxkörper die schmalen Stufen hinauf zu wuchten. Die noch breiteren Roboter würden echte Probleme haben.
    Sie blieben nicht im ersten Stock, sondern nahmen gleich auch die nächsten Treppen, bis sie sich in der vierten Etage eine Verschnaufpause gönnten - und sich mit der Frage beschäftigen konnten, wie sie denn wieder hinab kamen, jetzt da es nicht weiter aufwärts ging.
    »Die Aufzüge sind leider außer Betrieb«, sagte Matthew mit Blick auf einen leeren Schacht, dessen Tür halb offen stand. »Aber bestimmt gibt es eine Nottreppe. Hoffentlich hat die Garde sie noch nicht entdeckt.«
    »Damit gewinnen wir nur etwas Zeit«, prophezeite Heihachi düster. »Sie werden weiter auf unserer Spur bleiben. Ihr beide gebt ein gutes Wärmebild für ihre Sensoren ab.«
    Weit unter ihnen polterten die Robots über die rostigen Metallstufen. Sie waren jetzt auf halber Höhe zum zweiten Obergeschoss. Von der Galerie aus, die sich kreisförmig um das ganze Stockwerk zog, war ihre Zahl gut abzuschätzen; es mussten knapp dreißig sein.
    Matt sah sich um. Sie waren in der Abteilung für Damenbekleidung gelandet. Lange Abendkleider hingen in Fetzen von den bleichen Gliedern verdreckter Puppen. Gläserne Augen in freundlichstarren Gesichtern starrten sie an.
    Aruula schauderte. »Wie lebendig sie wirken«, sagte sie.
    Lebendig… Das Wort hallte in Matt nach.
    Wie lebendig…
    Bei Christopher-Floyd, das war es!
    »Wir brauchen drei von den Puppen!«, rief er den anderen zu und sah sich weiter um.
    Weiter hinten standen einige männliche Modelle. »Zieht ihnen Kleidung an, die unserer ähnlich sieht.«
    »Was hast du vor?«, fragte Aruula.
    »Darauf fallen die Robots nicht herein«, prophezeite Heihachi. »Die Puppen besitzen keine Körperwärme.«
    »Vertraut mir einfach, okay?«, sagte Matt. »Zu langen Erklärungen ist jetzt keine Zeit.«
    Er sah über den Rand der Galerie. Die meisten Roboter hatten den zweiten Stock

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