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057 - Sanatorium der Cyborgs

057 - Sanatorium der Cyborgs

Titel: 057 - Sanatorium der Cyborgs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schönenbröcher
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Eluu in die Höhe gezerrt, stabilisierte sich der Gleiter wieder. Gleichzeitig erlahmten die Bewegungen des Eulenmonsters. Sein röchelnder Schrei zeugte von Todesangst.
    Endlich war Matt in einer guten Position. Schräg unter ihm wirbelten die Schuppenfedern, versuchte sich der Eluu mit letzter Kraft von dem Gleiter zu lösen. Matthew zielte sorgfältig.
    Der Schuss aus dem Driller klang nicht lauter als ein Peitschenschlag. Die Explosion des Projektils dagegen übertönte alles: das Kreischen der Kreatur, das Surren der Antriebe, den rauschenden Flügelschlag. Unter Matt blühte eine rotweiße Wolke aus Federn, Fleisch und Blut auf, als der Kopf des Eluu auseinander platzte. Die Fetzen schlugen gegen die Unterseite des Gleiters.
    »Lass los!«, brüllte Matt durch das Prasseln.
    Der schwere Körper des Eluu kippte haltlos nach unten weg. Fast hätte er Aiko aus dem Cockpit gerissen, doch der Cyborg konnte seine Hand gerade noch rechtzeitig von dessen Kehle lösen. Die drei Gefährten blickten dem taumelnden Torso hinterher, bis er zehn Meter tiefer aufschlug.
    Matt brachte seinen Gleiter auf eine Höhe mit Aiko. »Alles in Ordnung?«
    Der Cyborg betrachtete die verletzte Hautschicht seines Arms. Außerdem blutete er aus einer Stirnwunde, wo der Schnabel ihn gestreift hatte. Trotzdem blieb er bemerkenswert gelassen.
    Er deutete nach unten. »Wir sollten landen.«
    Matt runzelte die Stirn. »Ist dein Arm stark beschädigt?«, fragte er besorgt.
    Aiko Tsuyoshi grinste. »Nein, nein, die Schäden sind reparabel. Ich dachte eher daran, dass wir auf einen saftigen Eluubraten zum Abendessen nicht verzichten sollten…«
    Wenig später hatten sie es sich in einem felsigen Halbrund gemütlich gemacht, wo sie vor dem eisigen Wind geschützt waren, der über die Ebene fauchte. Die beiden Gleiter schlossen den Eingang zu der natürlichen Bucht.
    Der Sonnenball näherte sich dem westlichen Horizont. Bald würden die Schatten der Dämmerung die Nacht ankündigen. Matt, Aiko und Aruula waren überein gekommen, bis zum Morgen hier zu bleiben.
    Trockenes Holz von einer nahen Baumgruppe war zu einer Feuerstelle aufgeschichtet worden; eine Aluminiumstange vom Mast des Eisseglers diente ihnen als Spieß für den Eluu. Aruula übernahm die Aufgabe, das Fleisch zuzubereiten. Aiko hatte seine Wunden mit Regenerationsgel behandelt und ging ihr zur Hand, während Matt Drax auf die Felsen kletterte, um nach möglichen Gefahren Ausschau zu halten.
    Als er auf der Kuppe ankam, traf ihn der Wind wie eine Faust; Matt musste sich gegen eine Felsnadel lehnen, um nicht gleich wieder hinabgeweht zu werden. Es würde stürmisch werden heute Nacht. Gute Entscheidung, hier zu bleiben!
    Er nahm den Feldstecher zur Hand und blickte in die Runde. Noch tauchte die goldene Abendsonne das Land in warme Farben. Matts Blick glitt über weite Grasflächen und niedrigen Baumbewuchs und die Bergketten in der Ferne. Kalifornien war immer noch ein wunderschönes Fleckchen Erde - vor allem wenn man es mit den zerstörten Städten verglich, durch die er und Aruula gezogen waren. Trotzdem wollten sich bei Matthew keine heimatlichen Gefühle einstellen.
    Dieses Land war nicht mehr sein Land. Sein Amerika war vor fünfhundertsechs Jahren untergegangen. Dieses Meeraka, wie die Einwohner es nannten, war nur noch ein Zerrbild davon, regiert von einer zwielichtigen Staatsmacht und bevölkert von Barbaren, religiösen Fanatikern, Gen-Verbrechern, Cyborgs, Androiden und Mutanten.
    Einmal mehr fragte sich Matt, was er hier eigentlich tat. Warum er es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Rätsel der Vergangenheit zu lösen, herauszufinden, was nach dem Kometeneinschlag mit der Menschheit geschehen war. Was konnte er als Einzelner schon bewirken? Wäre es nicht besser, sich zusammen mit Aruula irgendwo ein friedliches Plätzchen zu suchen und eine Familie zu gründen?
    Nein. Erstens, weil es auf dieser postapokalyptischen Erde kein »friedliches Plätzchen« mehr zu geben schien. Und zweitens, weil er sich verdammt noch mal verpflichtet fühlte, etwas zu tun.
    Irgendeine Laune des Schicksals hatte ihn und fünf Kameraden in diese ferne Zukunft geschleudert. Zwei hatten die ersten Wochen nicht überlebt, ein weiterer - Professor Dr. Smythe - war verrückt geworden und lebte wahrscheinlich auch längst nicht mehr. Nur Jennifer Jensen in Berlin und Dave McKenzie - der echte McKenzie! - in London waren noch übrig.
    Welcher Sinn auch immer hinter dieser Zeitreise steckte, Matt sah

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