0585 - Das Doppelspiel des Arkoniden
sonstige Gewohnheit ging er langsam. Ich beobachtete die vor uns liegende Stadt. Je näher wir kamen, desto sicherer wurde ich, daß sie von ihren Bewohnern verlassen worden war. Was immer der Grund für den Aufbruch gewesen sein mochte, alles deutete darauf hin, daß man die Stadt fluchtartig geräumt hatte.
Der Übergang zwischen normalem Land und dem Meteoriten war nur schwer zu erkennen, denn es gab keine Trennstelle im eigentlichen Sinne. Die anorganischen Stoffe waren fest miteinander verwachsen, so daß der Eindruck entstehen konnte, der Meteorit wäre ein besonderer Teil dieses Landes.
Trotzdem wußte ich sofort, wann der Zeitpunkt gekommen war, zu dem wir auf den Meteoriten überwechselten. Es war, als hätten wir eine unsichtbare Wand durchstoßen. Auch Tolot schien es zu spüren, denn er wechselte unwillkürlich den Rhythmus seiner Bewegungen.
Das war ein Phänomen, das sich nicht erklären ließ.
Wahrscheinlich hing es mit bestimmten Ausstrahlungen des Meteoriten zusammen.
Ich drehte mich auf Tolots Rücken um.
Im Hintergrund sah ich ein paar schattenhafte Gestalten, die uns folgten: Bourax und seine Männer.
Wir kamen an einer Verhüttungsanlage vorbei. Auch sie war von den Asporcos geräumt worden.
Tolot hielt an.
„Wollen Sie sich hier umsehen?"
„Wozu?" fragte ich. „Es ist deutlich zu sehen, daß hier niemand mehr wohnt oder arbeitet. Auf der Oberfläche des Meteoriten ist es still geworden. Ich bin sicher, daß es dafür im Innern völlig anders aussieht."
Tolot brummte. Er wußte, daß ich so schnell wie möglich in den Meteor eindringen wollte. Doch dazu mußten wir erst einen Einstieg finden. Wir durchquerten die verlassene Stadt. Kein Asporco war zu sehen. Wir entdeckten auch keine Leichen.
„Ich frage mich, warum sie alle gegangen sind", überlegte ich laut.
„Wahrscheinlich hat ihr Arbeitseifer sie vertrieben", erwiderte Tolot. „Sie sind aufgebrochen, um auf den Baustellen überall im Land zu arbeiten."
„Das hatten sie auch hier tun können", gab ich zurück. „Sie hatten genügend Arbeit gefunden. Die Hüttenwerke müssen modernisiert werden, die Städte können ausgebaut werden.
Warum haben sie das nicht getan?"
„Vielleicht hatte der Meteorit etwas dagegen!"
„Hören Sie auf, von dem Meteoriten wie von einem vernunftbegabten Wesen zu sprechen!" sagte ich ärgerlich.
Tolot lachte auf. Sein dröhnendes Gelächter fand ein Echo zwischen den leerstehenden Häusern.
„Schließlich bin ich nicht auf die Idee gekommen, daß Teile des Meteoriten intelligent sind. Das waren die Bewußtseinsinhalte.
Sie müssen es schließlich wissen."
Am Ende der Stadt stießen wir auf eine Bohrstelle, neben der ein abgesicherter Schacht ins Innere des Meteoriten führte. Ich starrte in die dunkle Öffnung. Aus der Tiefe klangen Geräusche an meine Ohren. Es horte sich wie der Lärm von Maschinen an.
Bourax, der uns inzwischen eingeholt hatte, trat neben mich.
„Müssen wir da hinab?"
„Wenn wir etwas herausfinden wollen, haben wir keine andere Wahl."
„Sieht nicht sehr einladend aus", bemerkte einer der Renegaten.
„Niemand braucht Tolot und mir zu folgen", sagte ich. „Jeder, der mich begleitet, nimmt freiwillig an diesem Unternehmen teil."
Diese Äußerung verärgerte Bourax.
„Niemand denkt an einen Rückzug!"
„Schon gut!" beruhigte ich ihn. „Hören Sie den Lärm?"
„Ja", bestätigte er. „Ich könnte schwören, daß dort unten Kraftwerke angelaufen sind."
„Das war bei unserem ersten Besuch nicht der Fall", erinnerte ich mich. „Es kann nur bedeuten, daß es auch im Innern des Meteoriten zu bedeutsamen Veränderungen gekommen ist."
Bourax und einige seiner Begleiter schalteten ihre Scheinwerfer ein und leuchteten in den Schacht. Die Wände bestanden aus nacktem Fels. Ich glaubte ein paar Spuren von PEW-Metall zu erkennen. Auf einer Seite waren Metallklammern in den Stein geschlagen, so daß eine Art Treppe entstanden war. Da wir alle Antigravprojektoren trugen, waren wir nicht darauf angewiesen.
„Tolot und ich bilden wieder die Vorhut", sagte ich zu Bourax.
„Sie folgen uns, wenn sicher ist, daß wir nicht in eine Falle laufen."
Ich leuchtete ihm ins Gesicht, aber wenn ich erwartet hatte, darin einen Anflug von Furcht oder Unsicherheit zu erkennen, wurde ich überrascht.
Bourax blinzelte nicht einmal im grellen Scheinwerferlicht.
Vielleicht war er nicht sensibel genug, um die rätselhaften Ausstrahlungen des Meteoriten zu spüren. Es war aber
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