0587 - Mumien in Moskau
Bordwand gestreckt und ließ ihre Hand durch das Wasser gleiten.
Eine Idylle, die nur durch die Kommentare des Smokingträgers gestört wurde, der für seine Mode immer wieder neue Worte fand und mit Adjektiven nur so herumschmiß.
Am Steg warteten die nächsten Mädchen. Wahrscheinlich würden sie fahren, wenn die ersten zurückkehrten.
Ich konzentrierte mich wieder auf das Boot auf dem See. So locker wie vorhin war ich nicht mehr. Das Auftauchen der Hyäne ließ mich die Szenerie in einem anderen Licht sehen.
Da konnte noch etwas schiefgehen. Tödliche Gefahren verbargen sich oft genug hinter einer Maske.
Plötzlich hörte ich den Schrei. Vom Boot her wehte er über den See und mir entgegen.
Welches Mädchen ihn ausgestoßen hatte, konnte ich nicht sagen.
Jedenfalls befanden sich beide in Gefahr, denn aus der dunkelgrünen Tiefe war ein bandagiertes Monstrum erschienen und klammerte sich an der Backbordseite des Bootes fest.
Eine Mumie!
Die Entfernung war für einen gezielten Schuß zu weit. Ich hätte unter Umständen eines der Mädchen treffen können. Deshalb blieb mir nur eine Chance.
Ich hechtete ins Wasser!
***
Chicky wußte nicht, was sie tun sollte. Sie saß starr da, ohne auch nur den kleinen Finger zu rühren. Aus den Lautsprechern hörte sie Geschrei, Smart Boy Billy, war völlig aus dem Konzept gekommen, wobei es den Zuschauern ähnlich erging.
Was sollten sie tun?
Die Mumie stemmte sich hoch.
Das Boot schwankte, es drohte zu kentern, als an der anderen Seite die zweite Mumie erschien, sich ebenfalls festklammerte und zusammen mit der ersten den Kahn im Gleichgewicht hielt.
Jade und Chicky wußten nicht, was sie noch unternehmen sollten.
Sie waren starr vor Furcht. Die beiden Mumien würden sie töten oder ins Wasser reißen, denn niemand half ihnen, obwohl sie sich noch auf dem Präsentierteller befanden und sich die beiden Kegel der Scheinwerfer genau bei ihnen trafen.
Sie schrien, bis die erste Mumie Chicky eine feuchte, muffige Klaue auf die Lippen preßte.
Der Schrei erstickte in einem Gurgeln. Wieder schwankte das Boot gefährlich, und Jade ging in die Knie, um nicht über Bord zu stürzen. Sie packte eine Ruderstange und schlug der zweiten Mumie damit auf den Schädel, als diese an Bord klettern wollte.
Es klatschte nur, einige Wassertropfen spritzen in die Höhe, aber mehr geschah nicht.
Die Mumie kletterte an Bord…
Noch einmal schlug Jade zu, da schnellte ein Arm vor und griff an ihre Kehle.
Jade brach zusammen. Sie hatte das Gefühl, ein Felsblock wäre auf sie gefallen, als sie das Gewicht der Mumie spürte. In ihren Ohren brauste es, von den Zuschauern griff niemand ein. Keiner wußte, was er tun sollte, die Menge war einfach entsetzt.
Jade wurde in die Höhe gezerrt. Ein heftiges Reißen, als wollte man ihr die Arme aus den Gelenken lösen. Sie bekam endlich wieder Luft, konnte schreien und klatschte einen Moment später in den See, da hatte die Mumie sie über Bord geschleudert.
Das Wasser schlug über ihr zusammen, und so sah sie nicht, was das zweite Monstrum tat.
Es beschäftigte sich mit Chicky Munich. Das Mannequin rührte sich nicht. Es lag langgestreckt im Boot, sein Rücken drückte gegen eine Kante der Sitzbank am Heck.
Die Mumie stand vor ihr. Einen Fuß hatte sie erhoben und ihn auf den Bauch des Mädchens gestellt, dessen Gesicht verzerrt war vor Angst. Vom Gesicht der Mumie konnte Chicky nichts sehen, weil es die Bandagen verdeckten.
Nur die Augen leuchteten in einer höllischen Farbe, einem gefährlich anmutenden Rot, das tief in den Höhlen schimmerte.
Inzwischen kämpfte ihre Kollegin um ihr Leben. Sie war fast bis auf den Grund gesunken. Die sich bewegenden Hände hatten bereits den zähen Schlamm aufgewühlt und ihn zu schwarzen Wolken verteilt. Jade hätte sich gern hier unten versteckt, doch der Luftmangel zwang sie, wieder der Oberfläche entgegenzuschwimmen.
In einem Bogen stieß sie in die Höhe und tauchte auf.
Die Mumie war dicht vor ihr.
Das Wasser bewegte sich heftig, und der Kopf schien wie eine weiße Kugel auf der Oberfläche zu tanzen. Jade schrie verzweifelt auf, als sie sah, daß die Mumie ihre Pranke hob und diese wie ein heftig geschlagenes Brett von oben nach unten fuhr.
Sie traf Jades Kopf!
Sterne blitzten plötzlich auf. Der Druck jagte sie in das Wasser hinein und dem Grund entgegen. Daß sie die Luft anhielt, wurde ihr kaum bewußt, es geschah mehr instinktiv, aber ihr Geist schwamm allmählich weg und näherte
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