0587 - Mumien in Moskau
vorbei ist, feiern wir.«
»Falls es dazu kommt!« rutschte es Jade heraus.
SBB zuckte zusammen. »Wie meinst du das denn? Rechnest du mit Störungen? Weißt du mehr?«
»Nein, nein, das habe ich nur so gesagt. Keine Panik, Meister. Sorry, ich habe…«
»Schon gut, schon gut. Ärgern lasse ich mich nicht. Macht eure Sache gut.« Er zupfte noch einmal die Schöße des Jacketts zurecht, dann verließ er das Zelt und betrat den Laufsteg.
Carol trat zu den beiden Mädchen, eingepackt in einen Traum aus gelber Seide. Zwischen ihren Lippen klemmte ein Zigarette. Sie nahm drei hastige Züge, bevor sie den Glimmstengel austrat. Im Zelt war das Rauchen verboten.
»Na, was hat er gesagt?«
»Nervös wie immer.«
Carol nickte Jade zu. »Der hat mich auch schon angemacht. Irgendwo bin ich aber auch anders. Ich fühle mich nicht mehr so wie sonst, wenn ihr versteht.«
»Kaum.«
Carol hob die Schultern und strich leicht über ihr wohlfrisiertes Haar. »Ich werde den Eindruck nicht los, daß etwas in der Luft liegt. Das ist wie ein böses Omen. Vielleicht geht noch etwas schief.«
»Was denn?« fragte Jade.
Da lachte Carol. »Es könnte doch sein, daß unser oder euer Boot kentert und wir im Teich landen.«
»Danke, darauf können wir verzichten.«
Draußen brandete Beifall auf, weil Smart Boy Billy sich zeigte und seine Ansage begann.
Er produzierte sich wieder und redete eigentlich mehr, als erlaubt war. Sehr weit holte er aus, sprach von den großen Erfolgen, die die Mode in der Welt gebracht hatte und daß gerade sie es war, die die Strömungen der Zeit widerspiegelte.
Ganz besonders freute er sich darüber, daß auch die mächtige Sowjetunion ihre Grenzen für die Schönheit der Mode geöffnet hatte.
Die Mädchen kannten die Rede auswendig, sie hörten gar nicht hin, unterhielten sich flüsternd oder kicherten hin und wieder, wenn ihr Chef besonders dick auftrug.
Fünf Minuten später fing die Schau an.
Die ersten Mannequins verließen das Zelt und traten hinaus in das Licht der Scheinwerfer.
Routiniert zogen sie die Schau ab. Das war alles unzählige Male geprobt, da konnte kaum etwas schiefgehen.
Auch Jade und Chicky Munich machten keine Fehler. Nach jedem Zurückkehren wurde es hektisch. Da mußte man sich innerhalb von zwei Minuten umziehen und dabei noch perfekt aussehen, was nicht einfach war, aber durch Routine gemeistert werden konnte.
Der Beifall brandete noch immer. Die Zuschauer waren sehr angetan, da machte es Spaß.
Über eine halbe Stunde dauerten der Streß und die Hektik an, bis der Pausengong ertönte.
Erschöpft ließen sich die Mädchen auf die bereitgestellten Klappstühle fallen.
Wasser und kalter Tee wurden ihnen gereicht. Sie tranken in langen, durstigen Zügen.
SBB kehrte zurück. Klatschend betrat er das Zelt. »Kinder, ihr wart wirklich großartig. Cool und gleichzeitig heiß. Das kam rüber, das war die totale Schau. Die Leute sind aus dem Häuschen. Ich bin sicher, daß auch unsere Seeparade gelingen wird. Die Boote liegen bereit. Jade und Chicky, ihr fangt an.«
»Jetzt?«
»Ja, geht schon hinaus. Ich komme dann auch zum Steg. Aber nehmt einen anderen Weg.«
Beide Mädchen trugen Freizeitkleidung. Im Boot würden sie diese abstreifen und die neueste Bademode vorführen. Chicky einen gewagten Tanga, Jade einen bunten Einteiler.
SBB schaute ihnen nach, wie sie das Zelt verließen. Sie kannten sich im Park aus, schlugen einen Bogen und mußten auch an den wartenden Feuerwehrleuten vorbei, die für die spätere, große Knallerei verantwortlich waren.
Einige Männer sprachen sie an. Antworten konnten sie nicht geben. Sie lächelten nur.
Die Boote lagen vertäut am Steg. Ein Helfer stand da und rauchte eine Zigarette. Er hieß Sascha und bezeichnete sich gern als SBB’s Assistent. »Wurde auch Zeit, daß ihr erscheint«, mäkelte der ganz in Weiß und Blau gekleidete Assi.
»Hör auf zu meckern!« zischte Jade, »sonst werfen wir dich in das Wasser, dann bist du weniger schön.«
»Wenn ihr das macht, wenn ihr das macht…«
Jade schaute ihn schief an. »Ja, Süßer, was ist dann, wenn wir das machen?«
Sascha holte tief Luft. »Das wagt ihr nicht.«
»Laß es nur nicht darauf ankommen«, stand Chicky ihrer Kollegin bei und bestieg als erste den Kahn. Sie hatten abgesprochen, daß Jade ruderte, sie verstand mehr davon.
Sascha, ein kleiner Feigling, ging lieber einige Schritte zur Seite und schaute zu.
Noch war das Boot vertäut. Wenn der abgesprochene Zeitplan
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