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059 - Das Experiment

059 - Das Experiment

Titel: 059 - Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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könnte.
    Und das alles nur, um im Siegesrausch sinnlos geopfert zu werden. Wo war denn die Forderung geblieben, alle Gefangenen zu befreien?
    Topi'kos Finger berührten die seiner Nebenmänner. Er spürte, wie sich seine letzte Lebensenergie sammelte, bereit, den Körper zu verlassen und in bionetische Materie überzugehen.
    Diesmal würde es sein Tod sein, das war gewiss.
    Aber du lebst in uns weiter, jetzt und immerdar!
    Topi'ko gab dem fremden Verlangen nach; er konnte nicht anders. Sein Blick war leer, als er die Hände auf die Kuppel drückte. Unter ihm eilten Menschen durch die Straßen.
    Einige erkannte er sogar aus dieser Höhe, schließlich war Sub'Sisco eine verschworene Gemeinschaft. Seine Hände rutschten unruhig umher, als ob sie nicht den richtigen Platz finden könnten, doch sie erstarrten, als in der Tiefe eine Person auftauchte, mit der er nicht gerechnet hatte.
    Blair!
    Die Nosfera, ohne die er nicht mehr am Leben wäre!
    Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, um sich vor der aufsteigenden Sonne zu schützen, eilte sie auf die vor ihr liegende Schleuse zu. Hinter Blair humpelte Aiko auf zwei Krükken heran, gefolgt von einem schimp fenden Joshna, dessen linke Gesichtshälfte seltsam geschwollen wirkte. Vermutlich, weil er sich dem Japaner in den Weg gestellt hatte.
    Topi'ko musste lachen. So wie früher, als ihn noch keine Stimmen beherrscht hatten.
    Komm schon, wiesen sie ihn zurecht. Befrei uns, damit die Bösen sterben!
    Die Energie staute sich in seinen Handgelenken, bereit abzufließen, sobald der Kontakt hergestellt war.
    »Nein«, begehrte der Mendrit auf. »Das ist nicht Recht!«
    Der Klang seiner eigenen Stimme machte ihm Mut, doch die Stimmen verstärkten ihren Druck. Füge dich, füge dich, füge dich, hallte es in seinem Kopf, und er war versucht den Einflüsterungen nachzugeben. Aber dann sah er wieder Blair, die Steppenreiterin, die sich sogar gegen ihren eigenen Clan gestellt hatte, um sein Leben zu retten.
    Und er schaffte es nicht einmal, fremden Stimmen zu widerstehen?
    Mit einem schnellen Ruck warf er sich herum, hämmerte seine Fersen gegen die Kuppel und floh ins Meer hinaus. Einige der anderen versuchten ihm zu folgen, doch sie schafften es nicht. Gnadenlos wurden sie in den Kreis zurückgezwungen. Lasst ihn, ihr schafft es auch alleine!
    Topi'ko hörte, wie die anderen vor Schmerz aufschrien, als sie den letzten Lebensfunken gaben, der noch in ihnen schlummerte. Bläulicher Schimmer tanzte über die Hülle, die zwischen ihren Händen zu vibrieren begann, bis…
    ... bis Ko'chi übergangslos erschlaffte und in die Tiefe sank. Zwei anderen erging es genauso.
    Die Anstrengungen waren zu viel geworden. Ob sie tot oder nur bewusstlos waren, konnte Topi'ko nicht beurteilen, aber er sah deutlich, wie die Kuppelhülle ihre alte Form zurückgewann. Die vier verbliebenen Mendriten gaben nicht auf, sondern pressten das Letzte aus sich heraus, obwohl es längst sinnlos geworden war. Allein brachten sie nicht die Kraft auf, ein so großes Objekt mit Leben zu füllen.
    Erst ein anschwellendes Rauschen beendete ihre Qualen. Es stammte von Schalldruckwellen, die ihnen gezielt in Nacken und Schulter schlugen. Bewusstlos sanken sie zu Ko - chi und den anderen hinab.
    Topi'ko spürte Erleichterung, aber auch Angst, als er den Trupp der Stadtwache sah, der mit Schalldruckgewehren auf ihn anlegte. Topi'ko wollte die Arme heben und sich ergeben, aber es war schon zu spät. Eine weiß schäumende Welle hämmerte gegen seinen Kopf, gefolgt von tiefschwarzer Nacht, die ihn mit wohltuender Ruhe umgab.
    Endlich hörte er keine klagenden Stimmen mehr.
    ***
    Topi'ko lag alleine auf dem Grund des Tanks, am Ende seiner Kräfte. Trotz der konzentrierten Nährstoffe, die ihm zugeführt wurden, wusste niemand, ob er überleben würde.
    Die Lebenskraft, die ihm durch die Metamorphosen entzogen worden war, ließ sich vielleicht nie mehr ersetzen.
    »Er ist der Einzige, der unsere Fragen beantwortet hat«, erklärte Ul'ia den Anwesenden.
    »Alle anderen sind entweder zu schwach oder nicht kooperationsbereit. Wir müssen sie voneinander getrennt halten, für den Fall, dass sie noch den Einflüsterungen der bionetischen Zellen unterliegen.«
    Aiko, der neben Matt und Aruula stand, hob die Hand, um eine Frage zu stellen. Nachdem die OBERSTE ihr Einverständnis signalisiert hatte, setzte er zum Sprechen an, hielt dann aber wieder inne, als ob er sich erst die richtigen Worte zurechtlegen müsste.
    »Glaubt ihr

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