0591 - Die Paradox-Intelligenz
Materieballungen zusammensetzten, oder jene Kristalle, die schneller wuchsen, als man sehen-hören-fühlen konnte... sie waren Wunderwerke dieser Dimension, jedes ein Unikat, jedes die Versinnbildlichung eigener Gesetze... Die Anhäufung von Prismen, die Hunderttausende von Flächen aufwies - und daneben das topologische Äquivalent, verzerrt, verformt. Überhaupt schien jede geometrische Figur ein verzerrtes Duplikat zu besitzen, und nur der Eingeweihte wußte, daß Original und Zerrbild in einem geheimnisvollen Zusammenhang standen... Dort, die sich endlos dahinziehende Kette von Kristallen - es waren Milliarden Kristalle, und jeder anders als der andere. Hier, die Verschlingungen, ein Knäuel aus einem drei Millionen Kilometer langen Faden, scheinbar achtlos hingeworfen, tatsächlich jedoch nach einem komplizierten Muster verstrickt...
Betty mußte an sich halten, um nicht die Übersicht zu verlieren.
Es war leicht, sich von den Farben, den Klängen, dem Lichterspiel und der Formenpracht berauschen zu lassen. Aber sie mußte sich zwingen, der Verzauberung nicht zu verfallen.
Zu ihrer eigenen Überraschung stellte sie fest, daß ihr das nicht schwerfiel. Im Gegenteil, nachdem sie sich erst ins Bewußtsein gerufen hatte, daß sie eine wichtige Mission zu erfüllen hatte, war es nicht schwer, zur Mikrowelt des PEW-Metalls Abstand zu gewinnen.
Sie sah - hörte - fühlte nicht mehr mit den Sinnen des Träumers, sondern betrachtete ihre Umgebung nur noch mit wissenschaftlichem Interesse.
Die Paratransdeformation war nicht mehr länger eine faszinierende Art der Fortbewegung, sondern nur noch Mittel zum Zweck.
Die Wunderwelt des Parabio-Emotionalen Wandelstoffes war jetzt nicht mehr als ihr Einsatzgebiet.
In ihrem Gastkörper sah sie nicht mehr einen erstaunlichen Organismus - er war ihr nur noch Träger ihres Geistes.
Während sie durch das leuchtende, tönende, strahlende und sich ständig verändernde Labyrinth dahinschoß, überlegte sie nüchtern die Situation.
Sie mußte jetzt vor allem herausfinden, aus welchem Grund die Paramags durch Klänge, Strahlungs- und Lichtquellen dazu angeregt wurden, bestimmte geometrische Figuren zu durchfahren und andere zu meiden.
Einen Moment lang dachte sie daran, aus dem engeren PEW-Netz auszubrechen und die tieferen Regionen des Meteorits zu erforschen. Aber dann sagte sie sich, daß sie dazu noch nicht reif war. Sie mußte zuerst alle Möglichkeiten ausschöpfen, die ihr die Paratransdeformation im Bereich der Hyperlichttriebwerke bot.
Dann konnte sie weitersehen.
Toufry-Paramag fädelte sich in ein langgestrecktes Gebilde ein, dessen Außenfläche Warnimpulse ausgestrahlt hatte. In den Milliarden Hohlräumen in seinem Innern war die Strahlung jedoch konträr gelagert. Toufry-Paramag fühlte sich davon magisch angezogen, bestrich die Flächen der Milliarden Hohlräume mit ihren Körperpartikeln und glitt an der Austrittstelle in geballter Formation wieder in den freien Rohrschacht hinaus.
Plötzlich explodierte vor ihr eine Farb - Licht - Ton-Wolke. Die Farben vermischten sich mit den Klängen und dem Licht zu einer leicht verständlichen Symbolgruppe, die bedeutete: Ich habe soeben die Asporcos kontrolliert. Sie haben sich ruhig verhalten. Ishibashi.
Als sich das ätherische Gebilde verflüchtigte, sah Betty an ihrer Seite einen Paramag dahingleiten. Das mußte Ishibashi-Paramag sein, der ihr die Nachricht überbracht hatte.
Ralf Marten hatte recht gehabt, als er behauptete, daß man sich in der PEW-Welt auf eine faszinierende Art und Weise verständigen konnte. Es war kein Sprechen, keine Telepathie und keine den parapsychischen Fähigkeiten artverwandte Methode, sondern es war ein „Symbolisieren".
Betty wollte sagen: „Es ist beruhigend zu wissen, daß es mit den Asporcos keine Schwierigkeiten gibt." Aber es erscholl kein Laut. Dafür bildete sich ein Konglomerat aus Farben, Licht und Ton und vereinigte sich zu einer Symbolgruppe mit der Bedeutung: Es ist beruhigend zu wissen, daß es mit den Asporcos keine Schwierigkeiten gibt.
*
„Bei meiner Kammspange!" rief Wuriu Sengus Asporco. „Dieser Ort ist unheimlich und verlockend zugleich. Ich muß hinabsteigen in die Schlucht und mir einen Weg suchen, der mich zum Ursprung führt."
Ralf Martens Asporco sprang auf und verstellte dem anderen den Weg.
„Beruhige dich wieder, Freund", sagte er. „Deine Sinne sind verwirrt. Warte, bis sich die Schleier klären, dann bist du wieder stark genug, um den
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