0734 - Dem Wahnsinn nahe
Ich wollte mich hypnotisieren lassen und hoffte darauf, daß sich mein Körper dabei auflöste und an einer anderen Stelle wieder zusammenfügte. Nicht mehr und nicht weniger, aber voller Risiken steckend, die bei mir schon jetzt eine Gänsehaut hinterließen, als ich daran dachte. Einen Rückzieher wollte ich nicht machen. Meiner Ansicht nach gab es keine andere Möglichkeit. Dar kam einfach mein schottisches Blut durch, da war ich stur wie ein Panzer.
Suko versuchte es wieder. »Noch hast du die Chance, es nicht zu tun«, murmelte er.
»Ich weiß.«
»Und?«
»Du kannst mich ja später zurückholen, sollte ich irgendwo zwischen den Zeiten verschwunden sein.«
»Scherzbold.« Er räusperte sich »Aber was passiert, wenn es überhaupt nicht klappt?«
»Dann wird mich Mister Mirakel wieder zurückholen, so einfach ist das.«
»Weiß nicht.« Suko hob die Schultern. »Dann habe ich noch eine Frage. Läßt du dich überhaupt hypnotisieren? Von einem Menschen, meine ich, nicht von übersinnlichen Kräften, mit denen du es oft genug versucht hast.«
»Das möchte ich auch herausfinden.«
»Daran glaube ich nicht, John. Meiner Ansicht nach hast du einfach einen zu starken Willen, der sich nicht nach Bedarf an- und ausschalten läßt wie eine Lampe.«
»Eben deshalb will ich es ausprobieren. Und ich will testen, ob ich meinen Willen abschätzen kann.«
»Noch etwas. Hast du auch an den Vampir gedacht, der mich im Hinterhof überfallen wollte?«
»Sicher.«
»Dann ist es gut.«
Ich drehte mich um, weil ich Schritte gehört hatte. Sie klangen nicht gleichmäßig und zeigten an, unter welch einem Druck der Mann stand, der aus dem Hintergrund her die Bühne betreten hatte. Er ging gebückt, allerdings nicht, weil er unter einer Last zu leiden hatte, er schob einen Tisch vor sich her. Auf den Gummirädern rollte der Tisch nahezu lautlos, und deshalb waren nur die Schritte des Illusionisten zu hören.
Der Mann hieß Hugo Westlake, war aber besser bekannt unter seinen Pseudonym Mister Mirakel.
Er hatte als Illusionist Triumphe gefeiert, war durch die ganze Welt gezogen, dann jedoch hatte das Schicksal zugeschlagen, denn drei seiner Assistentinnen waren und blieben auch verschwunden. Sie hatten sich einfach aufgelöst, während sie in der Hypnose lagen und die schwebende Jungfrau spielten.
Später waren sie zurückgekehrt. Leider verändert, monströs, mutiert, denn die Moleküle ihres Körpers hatten sich nicht an allen Stellen so wieder zusammengesetzt, wie es eigentlich hätte sein müssen.
Wir waren einfach davon ausgegangen, daß es sich bei diesem Verschwinden um eine extreme Art der Teleportation handelte, verbunden mit einer gleichzeitigen Auflösung.
Um das noch genauer herauszufinden, wollte ich den Versuch starten, zu teleportieren. Wobei ich nicht einmal wußte, wo ich landen würde. Auf dieser Welt, auf einer anderen? In dieser Zeit, in der Vergangenheit oder in der Zukunft?
Mich plagten natürlich das Nichtwissen und eine gewisse Furcht, dennoch nahm die Neugierde den größten Prozentsatz meiner eigenen Spannung ein. Ich war tatsächlich gespannt darauf, wohin mich die Reise führte, wobei ich nur hoffte, daß sich meine Moleküle und Atome wieder normal zusammensetzen und ich nicht auch den Mund am Hals sitzen hatte, wie es bei Susan Carter passiert war, einer brutalen Mörderin.
Sie genau war das Problem und als letzte der drei Assistentinnen des Illusionisten verschwunden, und zwar bei der Vorstellung vor einigen Stunden.
Da war sie verschwunden, einfach aufgelöst vor den Augen der zahlreichen Zuschauer und auch vor meinen Augen, denn ich hatte im Zuschauerraum gesessen, alarmiert von Hugo Westlake, der mit diesem Problem allein nicht fertig wurde.
Susan war aber wieder erschienen, nur eben verändert und mutiert, mit einem Hals, auf dem sich ein Mund abzeichnete und blonden Haaren, die auf ihrer Brust wuchsen, wobei ihre normalen Haare vom Kopf so gut wie verschwunden waren.
Suko hatte sie gesehen, und er hatte im Hinterhof des Hotels auch erlebt, daß ihr der rechte Arm verloren gegangen war. Der lag jetzt hier auf der Bühne. Wie ein Geist war er plötzlich erschienen.
Trotz des einen Armes blieb die Person höllisch gefährlich. Das hatte sie auch durch den fürchterlichen Mord an Luti, Westlakes Mitarbeiter und Leibwächter bewiesen. Ihm war mit einem Baseballschläger der Schädel eingeschlagen worden.
Mister Mirakel hatte den fahrbaren Tisch herangerollt. Darauf standen zwei
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