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0595 - Radio-Grauen

0595 - Radio-Grauen

Titel: 0595 - Radio-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Jenseits.«
    Das letzte Wort sprach er flüsternd aus, um den Zuhörern den nötigen Schauer zu geben. Max war sicher, daß einige seiner Hörer jetzt senkrecht im Bett hockten. Um es noch spannender zu machen, ließ er Musik einspielen. Sie stammte aus irgendeinem alten Gruselschocker, war etwas schrill, aber nicht zu laut.
    Er ordnete seine Unterlagen, schaute durch die Scheibe auf Armand und erkannte, daß die neben ihm sitzende Clara bereits telefonierte, weil die ersten Hörer anriefen. So war es bei seinen Sendungen immer, und das Mädchen in der Telefonzentrale würde wieder schimpfen.
    »So, meine Freunde der Nacht, habt ihr den ersten Schrecken überwunden? Ja – okay, dann können wir ja zu den konkreten Dingen kommen und die allgemeinen verlassen. Ich habe nämlich vor, jede dieser Sendungen mit einem bestimmten Thema zu belegen. Anfangen will ich mit einem Gebiet, das uns alle interessiert, obwohl wir es nicht zugeben, weil wir uns davor fürchten. Es ist das Jenseits, Freunde…«
    Mit einem Hauch ließ er seine Stimme verklingen, holte hörbar Luft und sprach weiter.
    »Keiner von uns weiß, wo es sich befindet. Schlaue Leute haben gesagt, daß man es überall finden könnte, daß es uns umgibt. Okay, ich gehe davon aus, daß dies stimmt. Wenn es also so ist, dann müßten uns auch die Toten umgeben. Unsere lieben oder weniger lieben Verwandten, unsere Freunde, all die Personen, die uns irgendwann einmal verlassen haben. Um sie, liebe Zuhörer, geht es. Um die Toten, besser gesagt, um deren Existenz, um deren Stimmen. Ja, Sie haben richtig gehört. Ich werde versuchen, diese Stimmen einzufangen und über den Äther zu bringen – vorausgesetzt, es gibt sie.«
    Er lachte schrill.
    »Ich weiß nicht, was wir in den folgenden Minuten erleben werden. Wenn mich die Stimmen der Toten im Stich lassen, gibt’s halt Musik.« Er gab Armand ein Zeichen. Als die nächste Melodie erklang, lehnte sich Max zurück.
    Er schaute zu seinen Kollegen hinüber, die wie angeleimt auf den Stühlen hockten. Max’ Rede hatten die beiden schockiert. Clara und Armand warfen sich verständnislose Blicke zu. Der Mann redete Max über das Studio-Mikrofon an. »Weißt du eigentlich, Max, was du da getan hast? Du versetzt die Menschen in Angst! Du raubst ihnen den Schlaf!«
    Max Schreiber winkte nur ab. Er hatte sich gebückt und wühlte in seinem Rucksack herum. »War eine lange Rede. Armand, leg noch eine Scheibe auf!«
    »Mach ich glatt.«
    Armand und Clara bekamen lange Hälse und große Augen, als sie sahen, was Max aus dem Koffer holte. Es war ein Kassettenrecorder. »Damit werde ich Leben in die Bude bringen!« versprach er.
    »Mit den Toten – wie?« spottete Clara.
    »Sicher. Eine Stimme habe ich schon eingefangen…«
    »Ich glaube dir das nicht. Ist doch alles Quatsch!«
    Max überprüfte den Recorder, schaltete ihn ein, während noch die zweite Scheibe lief, und lauschte dem Klang der Stimmen.
    Viel war nicht zu hören, ein Zischeln oder Flüstern, konnte auch eine Störung im Radio gewesen sein.
    »Ist das alles?« fragte Armand.
    »Keine Panik, es kommt noch besser.«
    »Ach ja?«
    »Sicher.«
    »Wen können wir denn hören?«
    Max gab keine Antwort. Er konzentrierte sich auf sein Band und nickte plötzlich, als eine Frauenstimme deutlich zu hören war. Sie erzählte von einer Welt, die jenseits der sichtbaren lag.
    »Verdammt!« rief Armand, »jetzt habe ich es auch gehört. Ist das eine Tote? Oder nur einer deiner dummen Tricks?«
    »Nein! Kein Trick, auch wenn ich es mir nicht erklären kann.«
    Armand erbleichte. Clara wischte sich den Schweiß von ihrer Stirn. »Die Scheibe ist gleich abgelaufen«, erklärte sie mit belegter Stimme. »Dann bist du an der Reihe.«
    »Das ist gut, Mädchen.« Max ließ das Band ein kleines Stück zurücklaufen, bis er den Anfang hatte. Er konnte das Rauschen nur reduzieren, nie völlig unterdrücken.
    Armand gab ihm das Zeichen. Rotlicht leuchtete über dem Mikrofon auf. Max war auf Sendung.
    »Hallo, liebe Freunde des Unheimlichen und der Nacht, da bin ich wieder, und ich habe euch eine ›Konserve‹ mitgebracht, denn hier und jetzt hat sich noch keine Stimme gemeldet. Leider.«
    Es war still geworden, auch Max hielt zunächst den Atem an. Die Stimme übertönte das Rauschen des Bandes, Armand hatte sie gut ausgesteuert. Ein geheimnisvolles Flüstern drang an die Ohren der Zuhörer. Die Stimme, die jedoch keinen vollständigen Satz aussprechen konnte, denn eine Sensation trat

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