0595 - Radio-Grauen
Dingen beschäftigen, die normalerweise nicht in ein Radioprogramm gehörten.
Okkulte Phänomene, Grusel, Horror, speziell mit Stimmen aus dem Jenseits!
Max Schreiber hatte in der letzten Zeit einiges darüber gelesen, und diese Artikel waren nicht nur von Laien geschrieben worden, sondern von Wissenschaftlern, die sich mit diesem Thema intensiv beschäftigt hatten. Sie hatten die Stimmen aufgenommen und über das Jenseits nachgedacht. Natürlich war es ihnen nicht gelungen, perfekte Lösungen zu finden, doch sie glaubten, ihnen auf der Spur zu sein. Das Leben schien mit dem Tod nicht beendet zu sein, sondern sich auf einer anderen Daseinsebene abzuspielen.
Max Schreiber war sicher, daß er mit diesem Thema eine wahre Fundgrube aufgetan hatte. Einmal in der Woche, am Freitag, würde er sich mit den okkulten Phänomen beschäftigen.
Er mußte sich nur noch einen Titel für die Sendung einfallen lassen…
Im Flur herrschte nicht mehr die Hektik des Tages. Am Abend ging es ruhiger zu.
Im Studio saßen die beiden Tontechniker Armand und Clara.
Hinter der Glasscheibe sprach jemand die Nachrichten. Wenn er fertig war, würde Max mit seiner Sendung beginnen.
Er begrüßte seine Kollegen und öffnete die Tür seines Arbeitsraums, wo der Sprecher den Wetterbericht vorlas. Angeblich sollte es mehr Regen als Sonne in den nächsten Tagen geben.
»Damit darf ich mich von Ihnen verabschieden, liebe Hörer, und das Mikrofon an einen Kollegen übergeben. Max Schreiber wird Sie in den folgenden vier Stunden begleiten. Viel Vergnügen und bitte nicht einschlafen…«
Armand sah das Zeichen und reagierte. Er spielte die Musik ein, die er vorgesehen hatte.
Der Sprecher stand auf. »Du kannst dich austoben, Max. Hast du etwas Besonderes?«
»Klar doch.«
»Und was?«
»Hör am besten rein.«
»Werde ich auch machen, heiße Nacht noch.«
»Danke, gleichfalls.« Max schaute dem Kollegen hinterher. Er hatte schon vor dem Mikro Platz genommen und stellte nur mehr die Höhe des Stuhls ein.
Jetzt saß er richtig, gab Armand ein Zeichen, damit der die Musik leiser stellte. Der Techniker wußte bereits, was aufgelegt werden mußte. Eine dumpfe, unheimliche Musik, die klang, als würde sie direkt aus einer Gruft kommen.
»Ja, meine lieben Freunde und Zuhörer«, flüsterte Max, »Sie werden bestimmt verwundert darüber sein, daß Sie an diesem Freitag nicht den normalen Trailer hören, der sonst meine Sendungen begleitet, aber das hat seinen Grund. Sie werden ihn gleich erfahren. Ich gebe Ihnen allen noch Zeit, sich mit Getränken, Erdnüssen, Kopfläusen oder was immer es auch sein mag, einzudecken. Ich verspreche Ihnen, daß Sie so leicht nicht mehr von Ihren Geräten wegkommen werden, denn Max, der Radio-Tiger, hat sich etwas Besonderes ausgedacht. Max wird Sie alle das Fürchten lehren, denken Sie daran! Dämpfen Sie die Beleuchtung, und dann, nach der nächsten Musik, hören wir uns wieder.«
Das Zeichen für den Tontechniker, der sofort reagierte und die Musik lauter stellte.
Clara mit dem Wuschelkopf und den knalleng sitzenden Jeans, öffnete die Verbindungstür.
»He, was hast du dir denn heute einfallen lassen?«
»Etwas Irres.«
Clara blieb neugierig. »Wie irre denn?«
»Das wirst du schon hören.« Max fing an, seinen Rucksack zu leeren. Er hatte sich einige Unterlagen eingesteckt, auf die er nicht verzichten konnte.
»Sag’s doch, Max!«
»Laß ihn, wenn er nicht will!« meldete sich Armand vor der Scheibe. Er hatte mitgehört. »Vielleicht ist es ein Krimi oder eine heiße Erotikgeschichte.«
»Danke, das ist eine Idee für den Samstag. Ich werde sie mir durch den Kopf gehen lassen, Armand.«
»Kostet aber eine Flasche.«
»Sogar zwei.«
»Achtung, Max, es ist gleich soweit.« Die Musik klang aus, auch Clara zog sich zurück. Max legte noch seine Unterlagen zurecht, bevor er sich mit einer völlig veränderten Stimme meldete.
»Hallo, meine nächtlichen Begleiter, da bin ich wieder. Habt ihr meine Ratschläge befolgt? Stehen die Dinge bereit. Seid ihr darauf gefaßt, von nun an jede Woche einen Trip durch die Gefilde des Unheimlichen, des Außergewöhnlichen zu machen? Ich kann euch und Ihnen versprechen, es werden Nächte, da vergißt der Vater die Mutter, der Freund die Freundin. Da gibt es nur noch meine Serie. Gemeinsam werden wir versuchen, in die Grabkammern der menschlichen Seele hinabzusteigen. Wir werden konfrontiert mit dem Schrecken, dem Unerklärlichen und der Angst vor dem
Weitere Kostenlose Bücher