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0598 - Der Weg in den Schrecken

0598 - Der Weg in den Schrecken

Titel: 0598 - Der Weg in den Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Dracula II, was das blutrote D auf seiner Stirn deutlich dokumentierte.
    Und noch etwas hatte der Blutstein bewirkt. Mallmann war von nun an gegen geweihtes Silber resistent.
    Das heißt, die Kugeln konnten ihm, dem Vampir, nichts mehr anhaben.
    Wir hatten es erlebt, denn Jane Collins hatte auf ihn gefeuert. [1]
    Mallmann »schluckte« die Kugeln und hatte es geschafft, seine Flucht fortzusetzen. Welches Geheimnis sich speziell dahinter verbarg, das war uns nach wie vor ein Rätsel.
    Ein Fazit konnte ich ziehen. Meine Mutter war gerettet, aber Mallmann hatte an Kraft und Stärke gewonnen, die er sicherlich einsetzte, um sein gewaltiges, erdumspanntes Vampir-Imperium aufzubauen. Ob es die anderen Dämonen zuließen, daß er derartig mächtig wurde, mußte ich dahingestellt sein lassen.
    Mein Gott, hatte sich mein Vater über das Wiedersehen gefreut!
    War er froh gewesen! Selbst ich als Sohn empfand mich bei diesem Wiedersehen als Störenfried und hatte die beiden zunächst einmal allein gelassen. Ich war in das Gästezimmer gegangen, wo noch die alten Möbel aus meinem Londoner Zimmer standen.
    Schließlich war mein Vater gekommen und hatte sich förmlich beschwert, daß ich nicht bei ihnen war.
    »Ich wollte nicht stören, Dad.«
    Er winkte ab. »Wir haben doch Mutters Rettung dir allein zu verdanken, John.«
    Ich hob die Schultern. »Na ja…«
    »Komm, rede dich nicht heraus.« Er kam auf mich zu, seine Miene verschloß sich. »Aber etwas habe ich Mutter nicht gesagt. Ich verschwieg meinen Selbstmordversuch.«
    Mein Lächeln fiel erleichtert aus. »Das ist genau in meinem Sinne, Dad. Ich dachte schon, du hättest…«
    »Nein, John, nein, sie wird es auch niemals erfahren. Ich hatte einen Kurzschluß, verstehst du?«
    »Schon klar.«
    »Komm jetzt.«
    Meine Mutter befand sich im Wohnraum. Noch immer von der langen Gefangenschaft gezeichnet, obwohl ihr die drei ruhigen Tage in London gutgetan hatten.
    Schwach war sie nach wie vor. Wir hatten ihr geraten, sich hinzulegen, doch es schien, als wollte sie die Couch bewußt meiden. Sie saß in einem der bequemen Sessel und lächelte uns an.
    »Du solltest dich hinlegen, Mary. Ich…«
    »Höre auf, Horace. Ich habe lange genug gelegen.«
    »Die paar Tage.«
    »Sie waren erholsam.« Meine Mutter lächelte. »Außerdem hat sich der Junge um mich gekümmert.«
    »Stimmt, Dad, sogar ohne Dämon.« Ich setzte mich auf die Tischkante. »Jetzt bist du wieder bei ihr; ich muß zurück nach London.«
    »Wann denn?«
    »Eigentlich wollte ich die Nacht durchfahren…«
    »Nein, nein, Junge, das kommt nicht in Frage.« Meine Mutter widersprach energisch. »Du wirst erst morgen früh fahren und hier schlafen. Die Dämonen laufen dir schon nicht davon.«
    Horace F. Sinclair grinste wissend und hob die Schultern. »So ist das eben, aber ich werde mal im Keller nachschauen, ob ich dort noch etwas auftreiben kann. Was willst du denn trinken, John? Einen alten Whisky oder einen hervorragenden Wein aus Bordeaux?«
    Ich überlegte nur kurz. » Wenn ich wirklich wählen darf, entscheide ich mich für den Wein.«
    »Gut, einverstanden.«
    Mein Vater verschwand. Ich blieb mit meiner Mutter allein. Plötzlich kamen ihr die Tränen. Wahrscheinlich hatte sie wieder über ihre Gefangenschaft nachgedacht. »Himmel, ich hätte niemals gedacht, daß ich dieses Zuhause noch einmal erleben würde. Es war alles furchtbar, so schrecklich.« Sie schneuzte ihre Nase.
    Auch mir saß ein Kloß im Hals. Mutter hatte recht. Auch meine Hoffnungen waren stark gesunken, aber Mallmann hatte sich so sehr auf den Besitz des Blutsteins fixiert, daß Mary Sinclair für ihn, den Vampir, uninteressant geworden war.
    Bevor mein Vater zurückkam, holte ich drei Rotweingläser aus dem Schrank. »Für mich aber nur einen kleinen Schluck«, sagte Mutter. »Ich… ich kann nichts vertragen.«
    »Gern.«
    Mein Vater hatte die Flasche schon geöffnet. Er roch das Bouquet des Weines, der sich dicht über der Flaschenöffnung mit dem Sauerstoff der Luft vermengte.
    »Ausgezeichnet, ein wirklich guter Tropfen.« Lächelnd schenkte er ein, probierte, war zufrieden und füllte die Gläser, wobei meine Mutter weniger bekam.
    Nun, wir saßen noch lange zusammen, bis die große Müdigkeit kam. Mein Vater und ich hatten es geschafft, die Flasche zu leeren, und ich kam noch vor Mitternacht ins Bett.
    Am anderen Morgen weckte mich der Duft von frischem Kaffee.
    Der Frühstückstisch bog sich, so beladen war er. Ich verdrehte die Augen.

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