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06 - Ein echter Snob

06 - Ein echter Snob

Titel: 06 - Ein echter Snob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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>Victory<
gebaut, mit Kanonen und Segeln. Es übte eine große Anziehungskraft auf Joseph
aus. Er wollte es segeln lassen und hatte den Koch gebeten, es zum Staubecken
im Green Park am Ende der Straße mitnehmen zu dürfen. Angus hatte es nicht
erlaubt, aber nur, weil ihnen die Ankunft dieses Herzogs bevorstand.
    Nie wieder würde es solch ideales
Segelwetter für das Boot geben, dachte Joseph verdrießlich. Es war dumm von
Rainbird, von ihnen zu verlangen, sich wie Diener die Beine in den Bauch zu
stehen, wo sie es doch gar nicht mehr nötig hatten. Schlechtgelaunt ging er
nach oben. Mrs. Middleton sang mit dünner Flötenstimme vor sich hin, während
sie in den Vasen im vorderen Salon frische Blumen arrangierte. Alice und Jenny
polierten und wischten die Zimmer, die ganz bestimmt nicht schon wieder poliert
und gewischt werden mussten, und Lizzie, das Küchenmädchen, das auch für die
Treppen zuständig war, rieb das Geländer mit Bienenwachs ein.
    Rainbird war im Anrichtezimmer und
probierte einen Bordeaux, der gerade vom Weinlieferanten gekommen war. Angus
kochte in der Küche etwas Köstliches, und Dave, der Spüljunge, der einzige
Diener, von dessen Existenz Palmer nichts wußte — Rainbird hatte den Jungen
heimlich aufgenommen, um ihn vor einem grausamen Kaminkehrermeister zu schützen
—, half ihm.
    »Lizzie!« rief Joseph. Lizzie hörte
auf, das Treppengeländer zu polieren, und schaute zu dem Lakaien hinunter.
Joseph war ein eleganter und gutaussehender Mann, aber sein Anblick ließ das
Herz der kleinen Lizzie nicht mehr schneller schlagen. Im Gegenteil — sie
betrachtete ihn mit einer Mischung aus Schmerz und Schuldgefühlen, denn Joseph
und die anderen erwarteten ganz selbstverständlich, dass sie den Lakaien
heiratete, sobald die Tage der Knechtschaft vorbei waren, und die arme Lizzie
hatte nicht den Mut, dem Lakaien zu sagen, dass sie nicht mit ihm verheiratet
sein wollte.
    »Ich wünschte, du würdest mich nicht
so anschauen«, sagte Joseph in seinem gezierten, affektierten Tonfall. »Ich bin
nicht dafür verantwortlich, dass wir am schönsten Tag dieses Jahres alle im
Haus sind. Lizzie, warum bittest du nicht Rainbird, uns zum Park gehen und das
Boot von Angus segeln zu lassen?«
    »Das kann ich nicht«, antwortete
Lizzie. »Sie wissen doch, dass wir alle auf den Herzog von Pelham warten.«
    »Wir warten und warten«, sagte
Joseph mürrisch. »Ich hab' es so satt, ewig zu warten.«
    »Was ist los?« fragte Rainbird, der
Butler, der auf der Hintertreppe auftauchte.
    »Ich möchte in den Park gehen und
das Boot von Angus segeln lassen«, sagte Joseph schmollend. »Der Herzog kommt
ja doch nicht«, fügte er hinzu und gab seine hochgestochene Redeweise wieder
auf. »Wir haben tagtäglich auf ihn gewartet, und er kommt trotzdem nicht. So
einen Tag wie heute kriegen wir nicht wieder, jedenfalls nicht so schnell.«
    Lizzie erwartete, dass Rainbird dem
Lakaien schroff befehlen werde, sich an seine Arbeit zu machen, aber statt
dessen schaute der Butler sehnsüchtig zu dem Sonnenlicht auf, das durch das
Oberlicht über der Haustüre einfiel.
    »Ich wünschte, wir könnten gehen,
Joseph«, seufzte Rainbird. »Aber wir müssen den Herzog von Pelham mit unserer
Ehrlichkeit, unserem Fleiß und unserem guten Charakter beeindrucken, und das
gelingt uns nicht, wenn wir nicht da sind, wenn er kommt.«
    »Falls er je kommt«, entgegnete
Joseph wütend.
    Rainbird stand in Gedanken verloren
da. Er war ein ansehnlicher Mann Anfang Vierzig, mit dem Körper eines
Akrobaten und dem Gesicht eines Komödianten. Sogar wenn er traurig war, schien
er immer insgeheim über irgendeinen Scherz zu lachen.
    »Wir könnten«, meinte der Butler
bedächtig, »einfach Dave in Palmers Büro schicken, um zu fragen, ob der Herzog
heute ankommt. Palmer kennt Dave nicht, deshalb wird er ihn für einen
Botenjungen halten. Und wenn Palmer zufällig weiß, wann Seine Gnaden ankommt —
und wenn es nicht heute ist —, dann können wir gehen.«
    »Heißa!« rief Joseph und machte vor
Freude einen Luftsprung, stieß aber sofort einen Schrei aus, weil seine
geschundenen Füße protestierten.
    Dave rannte die ganze Strecke nach
Holborn. Palmer las Rainbirds Brief sorgfältig. Dann lächelte er.
Offensichtlich war der Herzog nicht direkt in die Clarges Street gefahren, und
wenn er, Palmer, Glück hatte, dann ertappte er die Diener auf frischer Tat. Er
nahm ein Blatt Papier, schrieb darauf, dass der Herzog von Pelham nicht vor
übermorgen nach

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