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191 - Das Duell

191 - Das Duell

Titel: 191 - Das Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Andere Gestalten wurden sichtbar. Sie sprangen aus Erdlöchern und stürzten aus Hütten, auf die das Feuer gerade übergriff. Sieben oder acht Männer und Frauen beobachtete Daa’’tan. Sie schlossen sich der hünenhaften, fettleibigen Frau mit dem Säugling an, liefen hinter ihr her wie zahme Hunde. Und wenn die Frau vor den Flammen zurückwich und die Rettung an einer anderen Stelle suchte, wichen auch die anderen zurück und rannten einfach mit ihr. Eine panische, aussichtslose Flucht war das, weiter nichts.
    Thgáan, der letzte der Lesh’iye, sank ein Stück dem Boden entgegen, um unter einer dunklen Rauchdecke wegzutauchen, die sich neunzig Meter über den Flammen gesammelt hatte. Behäbig und kraftvoll waren die Bewegungen seiner gewaltigen Rochenschwingen.
    Zwischen ihnen, auf seinem Rücken, lag Daa’tan. Rechts daneben saß Grao’sil’aana, der Daa’mure. Seine linke Seite sah aus wie geschmolzen: Von den Schenkeln aufwärts bis zur Schulter hatte sein Körpergewebe sich lappenartig ausgestülpt und deckte den frierenden Jungen zu wie ein wärmendes Fell.
    So tief über dem von den Flammen umzingelten Platz rauschte der Todesrochen nun hinweg, dass Daa’tan die Gesichter der eingeschlossenen Menschen erkennen konnte. Seine Ahnung wurde zur Gewissheit. »Sie ist es«, flüsterte er.
    Die wilde Mähne, der riesige Schädel, die muskulösen Glieder, die säulenartigen Schenkel, das große goldene Kreuz auf ihrer Brust über dem weißen Schleier und natürlich das Baby an ihrem gewaltigen Busen – das war die Frau, die sie zu ihm geschleppt hatten, als er gefesselt im Haus auf dem Hügel lag; sie musste es sein. [1]
    (Sie nennt sich Blackdawn, ihr zentrales Nervensystem ist schwer gestört.) Die Gedanken des Daa’muren krochen durch Daa’tans Hirnwindungen. Er fragte nicht, woher Grao’sil’aana diese Dinge wusste. (Allerdings verfügt sie über die Fähigkeit, mentale Aktivitäten anzupeilen und zu entschlüsseln.)
    »Ich weiß.« Schaudernd dachte Daa’tan an die Augenblicke zurück, als diese Wahnsinnige vor ihn getreten war und seine Gedanken ausspioniert hatte.
    »Die Reddoas verehren sie.«
    Reddoas – so nannte sich das Volk, dessen Siedlung in den Flammen unter ihnen verbrannte. Ein Feuer, das sie selbst entzündet hatten, als sie Ihn und Grao’sil’aana einfangen wollten. In letzter Sekunde waren sie von der Spitze eines brennenden Baumes geflohen – dank Thgáan.
    Der Todesrochen kreiste ein letztes Mal über der Frau und dem Kind und den sieben oder acht vom Feuer eingeschlossenen Menschen dort. Die Schlinge der Flammen zog sich unerbittlich um sie zusammen. Sie waren verloren, alle.
    Thgáan stieg in die Höhe, um die Rauchwolken zu überfliegen, die sich vor ihnen auftürmten. Daa’tan blickte zurück: Die Frau stürzte sich in die Flammen.
    Vermutlich um in ihrer Verzweiflung das Äußerste zu wagen, um den Weg zurück ins Leben durch die Flammenwand hindurch zu suchen.
    Daa’tan sah noch, wie sie stürzte, dann verhüllte dunkler Rauch Flammen und Menschen.
    Thgáan stieg höher und höher; Qualmwolken, Flammen und Tod blieben zurück. Die Morgensonne stand rötlich und groß über dem Horizont. Sie schwiegen lange Zeit.
    »Wohin fliegen wir?«, rief Daa’tan irgendwann.
    »Fliegen wir zu meiner Mutter?« Plötzlich stand sie lebensgroß und lächelnd vor seinem inneren Auge.
    Aruula nannte sie sich – eine schöne, eine starke Frau.
    Dem Jungen wurde warm ums Herz. Doch sofort verhärtete sich seine Miene. »Und zu dem Mann, von dem es heißt, er sei mein Vater?«
    Verschwommen nur sah er das Bild des Blonden, den Grao’sil’aana Mefju’drex nannte. Kannte er ihn überhaupt anders als aus den mentalen Bildern der Daa’muren?
    Mefju’drex – in Gedanken sprach Daa’tan den Namen aus – und sofort spürte er den Hass in seiner Brust brennen…
    ***
    Manchmal, wenn Matthew Drax sich später an diese Tage zurückerinnerte, erschien ihm der Weg ins Innere des Uluru wie ein letzter flüchtiger Angsttraum vor dem unwiderruflichen Absturz in die Hölle.
    Seite an Seite gingen sie da noch, er und Rulfan, der Albino aus Salisbury. Zwei Dutzend schwer bewaffnete Männer umringten sie, schwarz und klein und sehnig und rot-weiß tätowiert: Anangu. Daagson, der Totschläger, ging voran. Bronzehäutig war er, der Erste Wächter des Uluru, und einen Kopf größer als seine schwarzen Krieger. Durch dürres Gras und Geröll stapfte er der torhohen Spalte entgegen, die zweihundert

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