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06 - Weihnacht

06 - Weihnacht

Titel: 06 - Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fest entschlossen dazu!“
    „Es würde schade, jammerschade sein!“
    „Um diese beiden Menschen? Unsinn!“
    „Um sie nicht, aber um die Arbeit, welche sie uns machen sollen. Es wird keinem von uns drei einfallen, einige hundert Male in das Eiswasser des Finding-hole hinabzutauchen, um die Nuggets, welche da unten liegen, heraufzuholen. Das Leben ist einem schließlich ja doch mehr wert als alles Gold der Erde!“
    „Das gebe ich natürlich zu. In Rücksicht auf diesen Grund würde ich mich vielleicht entschließen, nur den Alten unschädlich zu machen, den Jungen aber leben zu lassen. Wir würden ihn fesseln, und ich halte es für gar nicht schwer, ihn als Gefangenen mit uns zu führen. Er ist ja so unerfahren und dabei so wirr im Kopfe, dieser Old Jumble (Wirrkopf), wie Eggly ihn immer nennt, daß er, wenn er einmal tüchtig eingeschüchtert worden ist, gar nicht auf den Gedanken kommen wird, sich uns zu widersetzen. Daß ihn dann das kalte Wasser auch kalt, vollständig kalt machen wird, kann uns nur lieb sein, denn dies erspart uns die Mühe, ihm eine Kugel in sein vergeßliches Gehirn zu geben.“
    „Besser ist es aber doch, der Alte bleibt auch leben, natürlich nur, bis wir ihn nicht mehr brauchen. Es sollte mich also ärgern, wenn er uns nicht mehr traute!“
    „Mich natürlich auch! Wir werden ja in kurzer Zeit erfahren, wie es in dieser Beziehung mit ihm steht. Es wird jetzt Zeit, daß wir uns auf die Beine machen. Gut, daß ich Eggly befohlen habe, sobald er den Wald erreicht, gleich Lager zu machen und ein Feuer anzuzünden. Auf diese Weise ist der Platz sehr leicht zu finden. Wir brauchen nur immer hier am Rande hinzugehen, bis wir das Feuer sehen, welches Eggly auslöschen wird, sobald er mein Zeichen hört. Haben wir dann erfahren, was wir wissen wollen, so kehren wir hierher zu unsern Pferden zurück und reiten auf einem Umwege nach ihrer Spur zurück, um zu tun, als ob wir erst jetzt über die Prärie herüber angekommen wären.“
    „Was sagen wir aber von unserer Jagd?“
    „Daß wir keinen Elk getroffen haben. Dieser Alte glaubt wirklich, daß die Bockfährte eine Elkspur sei! Hahahaha! Und als ich ihm sagte, daß es so außerordentlich gefährlich sei, einen Elk zu schießen, ritt er ganz gern mit seinem Old Jumble und Eggly weiter, ohne zu ahnen, daß dies nur ein Vorwand von uns sei, zurückbleiben zu können! Da sieht man aber wieder einmal, daß die Pfiffigkeit eines einzigen Westmanns vollständig ausreicht, um zehn der klügsten Ostmänner an der Nase auf das Glatteis zu führen! Komm jetzt; es ist Zeit dazu!“
    Sie erhoben sich aus dem Grase und gingen fort. Wir standen auch auf.
    „Hat mein Bruder Scharlih Wichtiges gehört?“ erkundigte sich Winnetou.
    Er wußte selbstverständlich, daß ich ebenso wie er jedes Wort vernommen hatte, und wollte nur wissen, ob ich mit dem Resultate unsers Anschleichens zufrieden sein könne.
    „Sehr Wichtiges“, antwortete ich. „Ich weiß nun alles, was ich wissen wollte.“
    „Uff! Gehen wir ihnen nach.“
    Wir traten in das weiche Gras hinaus und huschten längs des Waldrandes hin, stets bereit, den Schritt sofort einzuhalten, falls wir den beiden Vorangegangenen zu nahe kämen. Das dauerte wohl auch eine Viertelstunde, bis wir weit vor uns ein Feuer erblickten, welches uns hell und groß entgegenleuchtete. Da der Prayer-man und sein Kumpan sich zwischen ihm und uns befanden, konnten wir ihre Gestalt erkennen und uns nach ihren Bewegungen richten. Als sie so nahe an die Lagerstätte ihrer Gefährten gekommen waren, daß sie nun bald befürchten mußten, gesehen zu werden, verschwanden sie im Wald. Da huschten auch wir unter die Bäume und griffen uns zwischen ihnen so rasch wie möglich fort. Es war nun ganz stockdunkel da, doch ließen unsere geübten Augen uns auch hier nicht im Stich. Dann sahen wir das Feuer uns zwischen den Stämmen entgegenblinken, wodurch uns das Vorwärtskommen sehr erleichtert wurde.
    Als wir uns bis auf ungefähr sechzig Schritte genähert hatten, erkannten wir die beiden Lauscher, welche am Boden lagen und nach dem Feuer zukrochen. Wir ließen uns auch auf unsere Hände nieder und folgten ihnen, nicht hinter-, sondern in einiger Entfernung nebeneinander. Indem ich mich so, mit dem Gesichte dem Boden nahe, fortbewegte, war es mir, als ob ich ein leises, fast unbemerkbares metallisches Blinken im Moose gesehen hätte. Ich griff hin und fand – – – zwei Reitsporen, ein Fund, welcher mich in Staunen

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