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06 - Weihnacht

06 - Weihnacht

Titel: 06 - Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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daß es ihnen hier ausnehmend gefiel. Sie waren gezwungen, sich zu ihrer Rettung einen Ort zu suchen, der ihnen Schutz gegen die Unbilden des Wetters bot, und dazu konnte sich kein anderer besser als das Pa-ware eignen. Als sie den ganzen Talkessel nach uns vergeblich durchforscht hatten, standen sie eine Weile beratend beisammen und suchten dann eine Stelle auf, welche ihren Absichten zu entsprechen schien. Dort ragte nämlich ein breites Felsstück platten- oder dachartig aus der Felswand hervor, welches den darunterliegenden Boden trocken hielt; da begannen sie zu bauen. Sie legten Steine aufeinander, um zwei Seitenmauern zu errichten, deren Ritzen sie mit Moos und Erde verstopften. Am Abend waren sie damit fertig und hatten nun eine Schutzhütte, welche vorn allerdings noch offen stand, doch wurde der nächste Tag dazu benützt, auch diese Seite noch zuzubauen, und als sie das getan hatten, befanden sie sich im Besitze eines verhältnismäßig bequemen Aufenthaltsortes für den ganzen Winter – – – falls es ihnen möglich war, sich durch die Jagd so lange zu erhalten.
    Ich muß sagen, daß wir die von ihnen gewählte Stelle für uns jedenfalls nicht ausgesucht hätten, denn sie bot keine Sicherheit für längeres Verweilen. Die Felsenwand stieg dort grad empor, und oben bestand sie aus zerfressenem Gestein, welches keinen festen Halt mehr hatte; es konnte vom Sturme oder durch die Schwere des dort sich sammelnden Schnees leicht zum Absturz gebracht werden und mußte dann grad auf die Dachplatte der Schutzhütte fallen. Diese Leute waren außerordentlich unvorsichtig!
    Wir hatten es mit keiner einzelnen der zwei Parteien, sondern mit beiden zu tun. Wie wir später erfuhren, hatte sich Welley, um die Schoschonen zu täuschen, mit seinen Begleitern nur scheinbar entfernt; sie waren dann zurückgekehrt, um uns zu überrumpeln. Sie trachteten uns nicht nach dem Leben, aber sie wollten das Gold von uns fordern, auf welches sie ein größeres Recht als wir zu haben meinten. Corner hatte, als er nach unserm Weggange hinauf zum Finding-hole gekommen war, sofort die Goldspuren im Bache gesehen und dann das übrige leicht erraten; er war mit seiner Sippe sogleich zu unserer Verfolgung aufgebrochen, welche ihm nicht schwerfallen konnte, weil unsere Spur sehr deutlich zu lesen gewesen war und wir da, wo der Schnee hoch lag, Bahn gebrochen hatten. Unten am New-Fork waren die beiden Trupps aufeinander gestoßen und hatten sich nach kurzer Verhandlung dahin verständigt, wenigstens einstweilen alle persönliche Feindschaft fallen zu lassen, um ihre vereinten Kräfte gegen uns richten zu können. Nun saßen sie drüben, jenseits des ‚warmen Wassers‘, in ihrer Schutzhütte beisammen und konnten sich nicht erklären, wohin wir verschwunden waren. Um Fleisch brauchten sie zunächst nicht sehr besorgt zu sein, weil die eine Partei noch ihre Pferde hatte, welche nötigenfalls geschlachtet werden konnten; zu fressen hatten diese Tiere ja für einige Zeit, denn es gab in der Nähe des Wassers noch Gras und, wenn dies weg war, genug junges Holz zu verbeitzen. Dennoch sahen wir am dritten Morgen einige von ihnen bergauf steigen, um vielleicht die Fährte eines Wildes zu finden; sie kamen ohne Erfolg zurück. Dies wiederholte sich einige Male, und dann wurde das erste Pferd erschossen. In der nächsten Nacht hörten wir Schüsse fallen; der Bär war bei ihnen gewesen, aber nicht erlegt, sondern nur vertrieben worden.
    Wir hielten es eine ganze Woche aus, unseren Zufluchtsort nicht zu verlassen und nur in der Nacht einige Bewegung zu machen; dann aber beschlossen wir, uns nicht länger mehr wie Gefangene zu verhalten. Wir gingen früh heraus; ich nahm den Bärentöter mit. Unser Erscheinen brachte zunächst ein stilles Staunen bei ihnen hervor; dann kam Bewegung in sie; sie rannten hin und her, schrien uns die albernsten Drohungen über das Wasser zu und schossen sogar auf uns, doch ohne jemand zu treffen. Winnetou, dessen sonore Stimme erfahrungsgemäß am weitesten drang, legte die Hände an den Mund und rief ihnen zu, daß auf der halben Länge des Sees die Scheidegrenze zwischen uns und ihnen liege; wer diese Linie überschreite, werde erschossen; was von unsern Gewehren zu erwarten sei, solle Old Shatterhand ihnen klar machen, der jetzt ein Loch in den Stamm des neben ihrer Hütte stehenden Baumes schießen werde. Ich legte das Gewehr an und schoß. Das Ziel wurde getroffen, und damit war der für sie sehr ernste Beweis

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