0602 - Der Sprung nach Luna
in die Ebene.
Oben jedoch war der Himmel klar, und die Sonne schien warm herab. Gucky hatte recht. Was die beiden Männer sahen, war wirklich fast wie ein Wunder. Die schneebedeckten Gipfel der ewigen Berge rahmten das Panorama ein, aber man konnte nicht sehen, was darunter lag.
Die Funkgeräte waren siganesische Spezialausführungen, für die USO hergestellt. Sie waren sehr leistungsfähig und arbeiteten auch mit den Geheimfrequenzen auf Hyperfunkbasis. Praktisch war es mit ihnen möglich, nicht nur jeden Sender der Erde zu empfangen, sondern auch jede bewegliche Station im Raum, also auf Schiffen und Stützpunkten. Die Reichweite betrug einige hundert Lichtjahre.
Telepathisch hatte Gucky nicht viel feststellen können. Es mußte unendlich schwierig für ihn sein, die vielen Millionen Impulse auszusortieren, um verständliche Signale zu erhalten. Er kam sich vor wie ein Rundfunkempfänger ohne Welleneinteilung, der sämtliche Stationen ungetrennt auf einem einzigen Punkt empfing. Man mußte also alle Sender gleichzeitig hören und versuchen, sie einzeln zu bestimmen.
„Ziemliche Aufregung, jedenfalls in Richtung Terrania", gab er schließlich bekannt.
„Eigentlich überall, aber ich kann natürlich nicht sagen, ob das etwas mit Ras zu tun hat. Die Polizei ist alarmiert worden.
Da hier alles umgekehrt ist, wird man nach einem guten Menschen fahnden oder nach jemand, der sich gegen Rhodan II auflehnt. Suchen wir mal per Funk die Frequenzen ab." Er überlegte einen Augenblick. „Wie wäre es, wenn ich inzwischen eine kleine Rundreise unternähme? Vielleicht finde ich etwas dabei heraus."
„Komm bloß heil zurück, sonst sitzen wir hier fest", bat Kuruzin.
„Ich habe keine Lust, mir den Hals zu brechen oder gar zu verhungern."
„Du hast immer noch dein Flugaggregat", tröstete ihn Gucky und entledigte sich seines Schutzanzugs. Darunter trug er nur noch die leichte Kombination, im Gürtel einen kleinen Impulsstrahler. „Ich komme bestimmt zurück, keine Panik ..."
Er wartete keine Antwort mehr ab, sondern entmaterialisierte.
Kuruzin seufzte und meinte: „Also gut, Mentro, beginnen wir mit der Suche. Zuerst den Regierungsfunk ..."
2.
Gucky durfte von keinem Menschen gesehen werden, das war Voraussetzung für die Geheimhaltung des gewagten Unternehmens. Es war ein sonderbares Gefühl für ihn, sich zwar in einer vertrauten Umgebung bewegen zu können, in der ebenso vertraute Männer und Frauen existierten, jedoch alles und jeden als potentielle Gefahr ansehen zu müssen. Das günstigste, was passieren konnte, war die Verwechslung mit seinem negativen Partner, aber auch das konnte sich verhängnisvoll auswirken, wenn bekannt wurde, daß Gucky II zur gleichen Zeit an zwei verschiedenen Orten gesichtet wurde.
Diese Überlegungen führten dazu, daß Gucky erst einmal einige tausend Kilometer in westlicher Richtung teleportierte und auf eine einsame, unbewohnte Felseninsel des Mittelmeers gelangte, das seinen Umfang durch die Bewässerung der afrikanischen Wüste erheblich vergrößert hatte.
Hier war er sicher, vorerst wenigstens. Er suchte sich einen kahlen Berggipfel mit guter Aussicht, richtete sich in einer Mulde bequem ein und erfreute sich der wärmenden Morgensonne. Also würde es beim Versteck im Himalaja um die Mittagszeit sein.
Wieder strömte die Unzahl von Gedankenimpulsen auf ihn ein, aber die geographische Lage ermöglichte es ihm, sie zumindest erst mal nach Entfernungen auszusortieren und „abzuschalten".
Es wurde immer klarer ersichtlich, daß auf der ganzen Erde eine Großfahndung veranstaltet wurde, die einem entsprungenen Häftling von äußerster Wichtigkeit galt. Wer dieser Häftling war, konnte Gucky vorerst nicht feststellen, aber er vermutete, daß es Ras Tschubai war.
Die Fahndung erstreckte sich auf alle Erdteile. Allem Anschein nach wurde auch eine Flucht in den Raum nicht ausgeschlossen, denn sämtliche Häfen der Solaren Flotte und der zivilen Raumfahrt wurden streng bewacht.
Und nun erhielt Gucky den zweiten Hinweis: Die Abwehr befahl ausdrücklich die Aktivierung sämtlicher Parafallen.
Der Entflohene mußte demnach ein Mutant sein.
„Unser schwarzes Rabenaas!" murmelte er fast liebevoll. „Das kann nur er sein, denn sonst gibt es keinen positiven Mutanten auf der Erde." Er nickte. „Außer mir, natürlich."
Aber noch fehlte der endgültige Beweis.
Die Flucht mußte schon einige Tage zurückliegen, denn es wurde keine Personenbeschreibung mehr
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