0603 - Planet der Ritterspiele
bewundere deine Weisheit. Zum Donnerwetter, das juckt ja unerträglich! Verzeihung. Mein Begleiter und ich kommen tatsächlich von weit her, Großer Saska-Syl. Als wir hörten, daß die Mächte der Finsternis den Tempel von Payh-Lo-Gart entweihten, eilten wir hierher, um den Fluch des Bösen zu entfernen."
Saska-Syl kreuzte die Arme vor der Brust.
„Wie willst du das vollbringen, dicker Fremdling, wenn dein Wille nicht einmal stark genug ist, um den Körper unter die Gewalt des Geistes zu zwingen?" fragte er.
Rorvic stieß eine Verwünschung aus, war aber klug genug, sich dabei des Interkosmo zu bedienen.
„Ich werde von tausend bissigen Teufeln geplagt", erklärte er.
„Aber das heißt nicht, daß ich nicht mit jenem Teufel fertig werde, der den Iskrai-Tempel entweiht hat."
Er riß sich gewaltsam zusammen. Ich sah es seinem Gesicht an, wie es in ihm arbeitete - und er schaffte es tatsächlich, den unerträglichen Juckreiz zu ignorieren.
„Führt mich zum Bannkreis, der den Tempel umgibt, Großer Saska-Syl", sagte er pathetisch, „und ich werde dir zeigen, wie ich die bösen Dämonen besiege."
Der Priester musterte den Albino eine Weile nachdenklich, dann erklärte er: „Ich werde dich begleiten und entweder mit dir sterben oder den Tempel für Payh-Lo-Gart zurückgewinnen, Fremdling."
Er drehte sich um und schritt zielstrebig in Richtung des Tempels. Rorvic beeilte sich, an seiner Seite zu bleiben. Ich folgte den beiden Männern mit gemischten Gefühlen. Wenn der Tempel tatsächlich von einem Energieschirm umgeben war, wie wollte der Tibeter ihn dann beseitigen? Ich konnte mir nicht vorstellen, daß er so dumm war, in den sicheren Tod zu gehen.
Der Bannkreis war schon aus einiger Entfernung daran zu erkennen, daß hinter einer unsichtbaren kreisrunden Linie die Vegetation zu Asche und Staub zerfallen war. Dazwischen lagen helle Stellen, die die Konturen menschlicher Körper auf wiesen.
Dicht vor der unsichtbaren Todeslinie blieb Saska-Syl stehen, wandte sich an Dalaimoc Rorvic und meinte ironisch: „Was nun, Fremdling?"
Der tibetische Allround-Mutant gebot dem Priester mit einer herrischen Handbewegung Schweigen. Auf seiner Stirn bildete sich ein Netz feiner Schweißperlen, während er den Blick starr auf den Tempel richtete.
Ich wagte kaum zu atmen. Das Universum schien stillzustehen, während Rorvics Parakräfte gegen das Erzeugnis terranischer Technik ankämpften.
Knisternde Geräusche und das Flimmern der Luft vor uns verrieten schließlich, daß der Energieschirm zusammenbrach. Im gleichen Augenblick aber verriet mir das Zirpen des in meiner linken Armkachel verborgenen HD-Detektors, daß der Ausfall des Energieschirms irgendwo im Innern des Tempels einen starken Hyperkom veranlaßt hatte, ein Signal auszustrahlen.
Es genügte nicht viel Phantasie dazu, sich auszumalen, daß irgendwo im Weltraum Schiffe der Gegenspieler von Rhodan und Atlan lauerten und durch das Hyperkomsignal veranlaßt werden würden, mit voller Kraft Kurs auf das Taurola-Pan-System zu nehmen, um uns zu vernichten...
*
Ich stand auf dem Bergfried und ließ mir den Morgenwind um den Kopf wehen. Die Feier hatte bis nach Mitternacht gedauert, und so mancher Humpen war geleert worden.
Lordadmiral Atlan kam die Holztreppe herauf und stellte sich neben mich hinter den Zinnenkranz.
„Ich habe soeben mit König Pathibur gesprochen", erklärte er.
„Seine Majestät haben beschlossen, uns zu Ehren das Hauptspiel um einen Tag vorzuverlegen. Er hat bereits reitende Boten zu den Ritterlagern an der Wathisi-Bucht geschickt."
„Dann ist er ungewöhnlich vital", erwiderte ich. „Als er die Tafel aufhob, war er so blau wie ein Veilchen."
Mein arkonidischer Freund schüttelte sich.
„Er ist schon wieder voll, aber er läßt sich nichts anmerken, denkt er jedenfalls. Ich habe während meiner zehntausendjährigen Verbannung auf der Erde an vielen Gelagen teilgenommen, aber selten einen Mann getroffen, der so viel trinkt wie Pathibur."
Ich blickte hinüber zur Bucht, die ungefähr fünfzehn Kilometer Luftlinie von der Burg entfernt war. Zwischen den zahllosen Zelten war es lebendig geworden. Um die Lagerfeuer bildete sich ameisenhaftes Gewimmel. Die Oberfläche des Meeres hatte eine bleierne Färbung, und die Wellen schwappten träge gegen die Sumpfpflanzen der Uferregion. Hier und da steckte ein saurierhaftes Ungetüm seinen Kopf aus dem Morast.
Hufgetrappel und Geschrei aus dem Burghof veranlaßten mich, den Blick
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