Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0603 - Planet der Ritterspiele

Titel: 0603 - Planet der Ritterspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
übel, und als ich an ihre sechzehn erwachsenen Brüder dachte, fühlte ich mich von einem unwiderstehlichen Wandertrieb gepackt. Ich ließ das ohnehin ungenießbare Frühstück stehen, ging in den Stall, sattelte heimlich mein Ghurka und ritt davon.
    Erst außerhalb der Stadt fühlte ich mich etwas wohler. Im Schatten eines Palmenhaines stieg ich ab, band mein Reittier fest und angelte mir mit der Lanze ein paar verlockend aussehende Früchte aus den relativ niedrigen Wipfeln.
    Unterdessen hatte die Kraft der Sonne die Morgenkälte vertrieben. Ich nahm meinen Helm ab, lehnte mich an einen Baumstamm und gab mich ganz dem Genuß der Früchte hin. Sie sahen nicht nur appetitlich aus, sondern schmeckten auch gut.
    Nach etwa einer Stunde tauchte, von Ubyr her kommend, ein Ritter auf seinem Ghurka auf. An dem blutroten Drachen in seinem Schild erkannte ich sehr bald, daß es sich um Dalaimoc Rorvic handelte. Im Gegensatz zum Vortag rutschte der Tibeter unruhig im Sattel hin und her und vollführte mit dem Oberkörper die seltsamsten Verrenkungen.
    Meine Rache war demnach gelungen!
    Er war so von seiner juckenden Haut beansprucht, daß er mich nicht sah, sondern wenige Meter entfernt vorbei ritt. Ich wartete, bis sein Vorsprung ungefähr einen Kilometer betrug, dann stülpte ich mir den Helm über den Kopf, stieg wieder auf mein Ghurka und folgte ihm langsam.
    Bald darauf kam der Haupttempel des Gottes Payh-Lo-Gart in Sicht. Es war ein prächtiges Bauwerk und erinnerte mich etwas an das Tadsch Mahal. Ein großzügig angelegter Park umrahmte den Iskrai-Tempel.
    Ich holte Rorvic ein, als er neben einem blumengesäumten Wasserbecken anhielt und mit einigen Eingeborenen sprach.
    „Da sind Sie ja endlich!" rief er, als er mich sah. „Ich fürchtete schon, Sie wären Räubern in die Hände gefallen. O, verflixt!
    Juckt es Sie auch so fürchterlich, Tatcher?"
    „Ganz fürchterlich", erwiderte ich. „Unser Bett muß außer uns mehrere Divisionen Zynzen beherbergt haben." Er musterte mich argwöhnisch. „Warum sitzen Sie dann so ruhig im Sattel?"
    Ich bemühte mich, ernst zu bleiben, als ich einen der Aussprüche Rorvics zitierte: „Ein glückliches Leben ist unmöglich. Das höchste, was der Mensch erlangen kann, ist ein heroischer Lebenslauf - und was wäre heroischer als zu leiden, ohne zu zucken, Sir?"
    „Wie recht Sie haben!" rief der Tibeter. „Ich gestehe, daß ich heute schwach und kläglich bin. Aber diese Erkenntnis wird mir helfen, die Schwäche des Fleisches durch die Kraft meines Willens zu überwinden."
    Er wandte sich wieder an die Eingeborenen und erkundigte sich nach einem Priester mit Namen Saska-Syl.
    „Seit der Entweihung des Tempels lebt der Große Saska-Syl in einer Hütte dort hinten", antwortete ein hagerer Palpyroner und deutete am Tempel vorbei in Richtung Nordwesten. „Es ist nicht weit von hier, edler Herr."
    „Danke", erwiderte Rorvic. „Hier habt Ihr ein Bonbon zum Lohn für die rasche Auskunft."
    Er schob dem Eingeborenen ein grünlich schillerndes Bonbon in den Mund und ritt weiter. Bevor ich ihm folgte, sah ich noch, wie der Palpyroner das Gesicht zu einer Grimasse des Ekels verzog und das Bonbon ausspuckte.
    Die Hütte von Saska-Syl erwies sich als durchaus akzeptables Holzhaus. Sie stand auf einem sauber gefegten Platz. Als wir vor ihr von Unseren Reittieren stiegen, trat ein hochgewachsener Palpyroner in golden schimmerndem langen Gewand vor die Tür.
    Sein Gesicht strahlte Würde aus, und die Augen blickten scharf und klug.
    Dalaimoc Rorvic versuchte eine Verbeugung, die ihm gründlich mißlang, weil er mitten in der Bewegung von unkontrollierbaren Zuckungen befallen wurde.
    „Er wird von Zynzenstichen geplagt, Hoher Priester", sagte ich und nahm den Helm ab. „Ich nehme jedenfalls an, daß Sie der ehrwürdige Saska-Syl sind."
    „So ist es, Fremdling", erwiderte der Priester mit volltönender Stimme. „Du kommst von weither, und dein Begleiter ist so fremdartig, daß ich annehme, er kommt von einer völlig anderen Welt. Was führt euch zu mir?"
    Ich erschauderte unwillkürlich. Dieser Priester schien über hellseherische Kräfte zu verfügen. Er durchschaute mich zwar nicht ganz, aber er hatte sofort gespürt, daß Dalaimoc Rorvic im Grunde genommen nicht zur menschlichen Rasse gehörte.
    Der Tibeter nahm ebenfalls seinen Helm ab, löste seinen Stoßkragen und kratzte sich intensiv am Hals.
    „Der Geläuterte ist überall zu Hause", sagte er. „Ehrwürdiger Priester, ich

Weitere Kostenlose Bücher