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0603 - Planet der Ritterspiele

Titel: 0603 - Planet der Ritterspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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feststellte, daß das Sprechen mir von Mal zu Mal weniger schwerfiel. „Danke, Cavaldi."
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit der Panoramagalerie zu, als die MARCO POLO in den Normalraum zurückfiel.
    In den Hecksektoren gleißte die Tolot-Ballung gleich einem wertvollen Juwel. Wir waren also im Zwischenraum mitten durch dieses Sternengewimmel hindurch gerast. Normalerweise hätte kein Emotionaut das riskiert.
    „Wir haben Glück gehabt, Perry", stellte Atlan neben mir fest.
    „Allerdings wirken unsere Gesichter, als kämen wir direkt aus einer handfesten Prügelei."
    Ich lächelte.
    „Meine Rippen schmerzen, als hätte ein Nashorn darauf Samba getanzt. Nie wieder werde ich so dicht vor der Tolot-Ballung den Zwischenraum verlassen, sondern erst aus größerer Entfernung orten."
    „Haha!" machte mein arkonidischer Freund trocken. „Nichts vergessen, Terraner sind schneller als gute Vorsätze."
    Ich stellte eine Interkomverbindung zur Ortungszentrale her.
    Kusumis gelbes Gesicht wies einige beachtliche Blutergüsse auf, die es erheblich verformten.
    „Können Sie das spiralige Kraftfeld und die sechsdimensionalen Wirbel von hier aus orten, Major?" erkundigte ich mich.
    „Einwandfrei, Sir", antwortete Ataro Kusumi. „Allerdings läßt die Intensität des Phänomens rapide nach. Ich habe gerade eine Analyse beendet und die Voraussage erhalten, daß das Phänomen in ungefähr siebzehn Minuten völlig verschwunden sein dürfte."
    Beinahe hätte ich eine Verwünschung ausgestoßen. Siebzehn Minuten! Wenn wir eine halbe Stunde später vor der Tolot-Ballung aus dem Zwischenraum gekommen wären, hätten wir wahrscheinlich keine Spur mehr von dem gefunden, was Major Kusumi maßlos untertreibend „Phänomen" genannt hatte.
    Ich stellte eine Verbindung zum Hauptsteuerpult her und befahl den Emotionauten, die MARCO POLO nach siebzehn Minuten im Linearflug um die Tolot-Ballung herum zu unserem Ziel zu steuern, einer großen roten Sonne mit dem Namen Wild Man.
     
    *
     
    Obwohl ein Medoroboter in meine Kabine gekommen war und mich behandelt hatte, erholte ich mich nur langsam von den Belastungen, denen ich infolge der hohen Andruckwerte ausgesetzt gewesen war.
    Es gab an meinem Körper keine Stelle, die nicht schmerzte.
    Wenn der Medoroboter mir nicht versichert hätte, daß keine Skelettfrakturen vorlagen, so hätte ich annehmen müssen, sämtliche Knochen gebrochen zu haben.
    Deshalb reagierte ich zuerst nicht auf das lästige Summen des Interkommelders. Aber es hörte nicht auf, und bald fiel es mir derart auf die Nerven, daß ich mich ächzend von der Couch erhob und zu dem Gerät ging.
    Als ich es einschaltete, leuchtete der Bildschirm auf und zeigte mir das Vollmondgesicht von Dalaimoc Rorvic. Die Augen des tibetischen Albinos waren noch röter als sonst, die normalerweise leichenblasse Haut war von zahllosen blauen Flecken durchsetzt.
    „Na, endlich!" sagte das Scheusal in seiner arroganten Art. „Sie haben offenbar auf Ihren Ohren gesessen, Captain Hainu."
    Diese Bemerkung ließ mir das Blut zu Kopf steigen. Wütend entgegnete ich: „Ihre Kenntnisse der menschlichen Anatomie entstammen offenbar einem Märchenbuch, Sir."
    Ich schaltete den Interkom wieder ab.
    Aber Dalaimoc Rorvic war nicht so leicht abzuschütteln. Kaum hatte ich dem Gerät den Rücken zugewandt, da summte es erneut. Seufzend aktivierte ich es wieder.
    „Wollten Sie noch etwas sagen, Sir?" fragte ich das Abbild des Allroundmutanten.
    „Ganz recht, Marszwerg", erklärte Rorvic böse. „Ich werde Sie wegen Insubordination melden, wenn Sie nicht unverzüglich dafür sorgen, daß Philomena etwas zu essen bekommt. Das arme Tier schreit vor Hunger."
    Ich stöhnte unterdrückt.
    Soeben waren wir mit Mühe und Not dem Tode entgangen, und dieser widerwärtige Albino hatte nichts Eiligeres zu tun, als mich, seinen Assistenten, in seine Kabine zu zitieren, damit ich seine Katze fütterte.
    „Wozu haben Sie einen Fütterungsautomaten in Ihrer Naßzelle?" entgegnete ich.
    Rorvic machte ein entrüstetes Gesicht.
    „Der Automat mag für Philomenas Nachkommen gut genug sein, aber nicht für sie selbst. Sie muß individuell behandelt werden."
    Ich gab es auf.
    Resignierend verließ ich meine Kabine, stellte mich auf eines der Transportbänder im Korridor und ließ mich zu Rorvics Kabine tragen. Als ich die Wohnzelle betrat, hockte der Tibeter mit untergeschlagenen Beinen auf seinem uralten, mottenzerfressenen Teppich und meditierte. Philomena saß neben ihm,

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