0607 - Piraten der Hölle
wenn sein Gesicht nach hinten zeigte…
Mbongo mußte schnell handeln.
Er hoffte nur, daß seine Zeit noch reichte. Denn seine Existenz verlieren wollte er auf gar keinen Fall. Dafür hatte er zeitlebens zu lange darauf hingearbeitet, nach seinem Ableben als Untoter weiter auf Erden wandeln zu können.
Er hatte sich nur etwas andere Vorstellungen von diesem Dasein gemacht.
Inzwischen jagte das Schiff der Geisterpiraten, von Magie beflügelt, mit schier unglaublichem Tempo seinem Ziel entgegen…
***
Es war kein Problem für Zamorra, Nicole und den Gnom, das Jahr 1997 zu erreichen. Das Problem bestand darin, nach Haiti zu gelangen.
Denn dort gab es keine magischen Regenbogenblumen. Die hätten die Reise wesentlich vereinfacht. So aber mußten sie sich etwas einfallen lassen.
Zudem fanden der Gnom und Fooly, der tolpatschige Jungdrache, spontan Gefallen aneinander. Der Gnom fürchtete sich zwar zuerst ein wenig, denn Fooly erinnerte ihn an jenen Drachendämon, der seinerzeit Don Cristofero und ihn bis in die Gegenwart verfolgt hatte, um dann von Zamorra erledigt zu werden, aber dieser kleine Drache hier war doch ganz anders als jener grausige, mordlüsterne Dämon von einst. [6]
Zudem waren sie von etwa gleicher Körpergröße, etwa um 1 Meter zwanzig. Das schuf gleich ein Freundschaftsband der kleinen gegen die großen…
Nicole nahm sie beide eindringlich ins Gebet. »Ihr werdet nicht zaubern! Keiner von euch beiden! Um keinen Preis der Welt! Habt ihr verstanden?«
»Du kannst völlig unbesorgt sein, Mademoiselle Nicole«, versicherte Fooly - und spie dabei eine Feuerwolke aus, die den Gnom nur knapp verfehlte.
Dessen Augen blitzten interessiert auf.
»Das will ich auch können«, rief er laut. »Du mußt mir unbedingt zeigen, wie das geht, Drache!«
»Ganz einfach, so«, begann Fooly. »Paß auf!«
Und schon fauchten erneut Flammen aus seinem Krokodilmaul.
»Aus!« schrie Nicole. »Es wird auch kein Feuer gespien! He, kleiner Freund, du bist kein Drache! Also hast du das auch überhaupt nicht nötig!«
»Es sieht aber gut aus«, maulte der Gnom. »Und es könnte sehr wirkungsvoll sein, wenn mir wieder mal jemand an den Kragen will.«
»Nichts da«, bestimmte Nicole. »Ich fürchte, wir müssen euch beiden Strolche weiträumig auseinander halten! Naja, wir werden ja schon in den nächsten Stunden Weiterreisen…«
Nur mußte sie vorher noch schnell telefonieren.
Denn ihr war ein Gedankenblitz gekommen, wie man sich die Reise nach Haiti doch erheblich vereinfachen konnte.
Es mußte nur einer dabei mitspielen: Robert Tendyke!
Nur war der in der Gegenwart ebenso wie in der Vergangenheit alles andere als gut auf Don Cristofero zu sprechen….
***
Der schlich sich gerade zusammen mit Vargaz unter Deck des Piratenschiffes.
Keiner der Geisterpiraten kümmerte sich um die beiden Menschen.
Vargaz fror. Ihm war diese ganze Angelegenheit unheimlich.
Er hatte sein Schiff verloren, seine Mannschaft, seine - Fracht! -, und er mußte das alles erst einmal innerlich verarbeiten.
Hinzu kam, daß es sich bei den Gegnern um keine Menschen aus Fleisch und Blut handelte.
Seeleute sind abergläubisch - sind es schon zu allen Zeiten gewesen. Vargaz machte da keine Ausnahme, und wenngleich er die Existenz dieser Geisterpiraten auch akzeptierte, er fürchtete sich vor ihnen und hatte Mühe, diese Furcht nicht zu deutlich zu zeigen.
Er verstand einfach nicht, daß sich der Rotbärtige so unbefangen gab, so als gehöre es bei ihm zum Alltag, Gespenstern zu begegnen.
Vargaz ahnte ja nicht, welche Erlebnisse Don Cristofero bereits hinter sich hatte. In einer fernen Zukunft, in der Cristoferos Gastgeber Geister und Dämonen jagte und bekämpfte. Magie war da tatsächlich nichts Ungewöhnliches gewesen.
Vargaz ahnte auch nichts von der Zauberkunst des schwarzhäutigen Gnoms, der dem Rotbart lange Jahre treu gedient hatte.
Für ihn, den Seefahrer, war Magie nach wie vor etwas Bedrohliches, etwas Geheimnisvolles. Und daß die Gespenster ihn und Don Cristofero nicht mehr behelligten, das machte es für ihn fast noch schlimmer, denn jetzt rätselte er, was sie wohl beabsichtigten.
Es konnte nur eine Falle sein. Die Geisterpiraten versuchten bestimmt, sie in Sicherheit zu wiegen…
Cristofero zog den humpelnden Vargaz indessen mit sich.
»Wenn wir das hier überleben, müßt Ihr wirklich etwas wegen Eures Beines unternehmen«, mahnte er. »Sonst sind Eure Tage wirklich gezählt. Ich mein’s ernst,
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