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0610 - Pilgerflug nach Terra

Titel: 0610 - Pilgerflug nach Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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eine saftige Sonderprämie eintrugen. Wenn ihn etwas störte, dann vielleicht, daß Layana, so hieß seine Frau, in letzter Zeit an allem so desinteressiert war, als sei sie von der Schlafkrankheit befallen.
    Und wenn er ganz ehrlich war, dann störte es ihn auch, daß sein Sohn Phillip von einer krankhaft anmutenden Sammlerleidenschaft befallen zu sein schien.
    Aber an diesem 27. Januar des Jahres 3457 konnte nichts seine gute Laune beeinträchtigen.
    Heute nachmittag war ihm plötzlich die Idee gekommen.
    Er hatte es gar nicht erwarten können, sie Layana mitzuteilen.
    Jetzt war es soweit. Er, wartete erst gar nicht darauf, daß sich die Wohnungstür selbsttätig öffnete, sondern stieß sie auf und trat ins Zimmer.
    „Liebling, ich habe eine Überraschung für dich!" rief er schon von der Tür und sprang behende über das Gerümpel, das zur Sammlung seines Sohnes gehörte.
    „Wir verreisen!"
    Layana kam gerade aus dem Bad; sie hatte sich schnell ein Handtuch um den Körper gewickelt. Horst Leiner war so überrascht, daß ihm für einen Moment der Mund offenblieb.
    Seine Frau war in letzter Zeit sogar so träge gewesen, daß sie seit vierzehn Tagen nicht mehr das Bad aufgesucht hatte. Warum dieser plötzliche Wandel?
    „Hast du gesagt, daß wir verreisen?" fragte sie und lächelte. Sie kam zu ihm und umarmte ihn. „Ich habe mir so sehr gewünscht, daß du das vorschlagen würdest, Horst."
    Sie küßten sich. Für Horst Leiner sah die Welt auf einmal noch rosiger aus. PAD-Seuche hin, PAD-Seuche her, sollten sich die anderen damit herumschlagen. Er und seine Familie waren nicht davon betroffen.
    „Ich wüßte schon, wohin wir fahren könnten", meinte Layana zaghaft.
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung und zog sie neben sich aufs Sofa.
    „Ist schon alles arrangiert, Liebling", sagte er. „Das ist gerade die Überraschung. Ich habe drei Plätze in einem Stratosphärenclipper gebucht. Wir fliegen heute abend."
    Layana versteifte sich.
    „Und wohin soll die Reise gehen?"
    „Wir fliegen in die europäischen Alpen. Zum Schifahren! Ich habe die Wettervoraussagen gehört. In den nächsten vierzehn Tagen gibt es in Mitteleuropa massenhaft Schnee. Es wird geradezu ideales Wetter für einen Winterurlaub herrschen. Wir werden uns eine Woche lang mal richtig austoben. Phillip weiß bestimmt nicht einmal mehr, wie Schnee aussieht. Ich habe in Garmisch-Partenkirchen bereits Zimmer buchen lassen. Bei dieser Gelegenheit könnten wir auch das Dorf aufsuchen, in dem ich geboren wurde. Ich muß gestehen, daß ich mich darauf eigentlich am meisten freue... Aber, Liebling, was hast du?"
    Layana war von ihm abgerückt.
    „Nichts", sagte sie frostig.
    Er rückte nach und umfaßte sie von hinten.
    „Komm, sei nicht so störrisch wie ein falsch programmierter Robot", raunte er ihr ins Ohr. „Dir mißfällt doch irgend etwas an meiner Idee. Willst du es mir nicht sagen?"
    „Also gut", sagte sie spitz und wandte sich um. „Ich habe mir immer schon gewünscht, an der Elfenbeinküste Urlaub zu machen. Und..."
    „Davon hast du mir nie etwas gesagt", meinte er entgeistert.
    „Du hättest dir denken können, daß ich den Wunsch habe, meine Heimat zu besuchen", entgegnete sie zornig. „Aber nein, du willst in das Nest, in dem du zur Welt gekommen bist. Das zeigt, wie egoistisch du bist!"
    Er schwieg betroffen. Nach einer Weile sagte Layana versöhnlich: „Tut mir leid, Horst, daß ich eben so heftig war. Aber ich habe mir gerade heute gedacht, wie schön es wäre, wieder einmal in meine Heimat zu fahren. Würdest du mir zuliebe nicht auf den Winterurlaub verzichten?"
    „Aber an der Elfenbeinküste ist jetzt keine Saison", versuchte er sie umzustimmen. Die Wettermacher haben..."
    „Ich pfeife auf die Wettermacher°, unterbrach sie ihn. „Ich möchte, daß du mit mir meine Heimat besuchst."
    „Unsere Heimat ist die gesamte Erde", versuchte er ein letztes Mal einzuwenden.
    „Ich möchte zur Elfenbeinküste", beharrte sie.
    „Wenn du stur bist, kann ich es auch sein", sagte er zornig. „Ich lasse es mir nicht nehmen, meinen Geburtsort aufzusuchen.
    Mein Entschluß steht unabänderlich fest."
    „Dann werden sich unsere Wege trennen", erklärte Layana. „Ich fahre nur an die Elfenbeinküste. Und ich nehme Phillip mit."
    In diesem Moment erschien Phillip im Wohnzimmer. Er mußte das Streitgespräch mitangehört haben, denn er wirkte verstört.
    „Er ist alt genug, um selbst entscheiden zu können", sagte Horst Leiner.

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