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0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

Titel: 0612 - Eine Nacht im Hexenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beschäftigen.
    Die Trance war sehr tief und stark. Jane strich mit den Fingerkuppen ihrer gespreizten Hände über den Boden hinweg und berührte dabei nur die Stellen, wo der Boden aufgebrochen und das unheimliche Wesen erschienen war.
    Jane wartete auf die Vibrationen, auf das Zittern, auf die Meldung, daß etwas geschah.
    Und sie spürte es.
    Zunächst floß etwas in ihre Hände hinein, das sie persönlich als einen magischen Kraftstrom ansah. Energie, die sich hier hielt, um die normale Physik zu verändern.
    Sie wirkte selbst wie eine Tote, derart bleich war sie geworden.
    Auf ihre Stirn traten Schweißtropfen.
    Ihr Sinnen und Trachten ging dahin, die magische Stelle wieder aufzureißen.
    Schwer holte sie Luft. Manchmal floß ein Stöhnen aus ihrem Mund, und sie behielt die Hände weiter auf dem Boden. Jeder Finger zuckte, bewegte sich dabei in eine andere Richtung, als wollte er nur allein bestimmte Dinge ertasten.
    Es war nicht einfach für sie, das Loch aufzureißen. Jane merkte auch den Druck, der sie umgab wie starke Eisenbänder, und sie hörte sich selbst flüstern und stöhnen.
    Welche Buchstaben sich zu Worten und zu Beschwörungen zusammensetzen, das wußte sie selbst nicht. Sie drangen praktisch aus dem Bauch hervor. Jane reagierte nicht selbst, es war die alte Hexenkraft, die wieder aufgeflammt war.
    Einmal Hexe – immer Hexe?
    Bei Jane Collins traf dies nur bedingt zu. Hätte sie jemand direkt auf eine Erklärung für dieses Phänomen angesprochen, so hätte sie sich als weiße Hexe bezeichnet, die jedoch den Kreis urplötzlich aufbrach, der von Orania gelegt worden war.
    Der Boden gab nach!
    Sie hörte kein Splittern, doch ein kalter Grufthauch drang ihr aus der Tiefe entgegen.
    Da war das Loch, der Tunnel, der Schacht – und er zerrte Jane hinein. Sie kam nicht dagegen an. Unsichtbare Kräfte drückten ihren Oberkörper nach vorn, die Öffnung verwandelte sich für sie in einen gewaltigen Kessel, der sie verschlingen wollte, und Jane Collins kippte nach vorn, in die Tiefe und Schwärze, die sie, die mit Magie gefüllte Person, einfach verschluckte.
    Daß sich der Boden über ihr schloß, bekam sie nicht mehr mit…
    ***
    Orania war gekommen, und sie stand auf der Türschwelle wie eine Königin, die ihr Reich perfekt beherrschte. Im Gegensatz zu ihr mußte ich mir klein vorkommen, denn sie sah zwar so aus, wie ich sie kannte, hatte sich trotzdem verändert, denn sie wurde von einer nicht sichtbaren, aber für mich doch spürbaren Aura umflort.
    Es war ein Bild wie ein Gemälde. Orania trug nicht mehr das lange Samtkleid, sondern ein bodenlanges Neglige. Als durchsichtiger Hauch reichte es auch über die goldenen Reifen an den Fußknöcheln.
    Durchsichtig war das gesamte Gewand. Es zitterte schleierartig über ihren Körper, ließ die hellen Brüste erkennen, die dunklen Spitzen und auch die ebenfalls dunkle Scham.
    Das schwarze Haar umgab ihr schmales Gesicht wie ein offener Schleier. Die Haut besaß eine vornehme Blässe.
    Eine Frau deren Verführungskünste einer Messalina oder einer Borgia in nichts nachstanden, zu der jedoch die beiden Gegenstände in den Händen nicht paßten.
    Sie hatte die Arme ausgebreitet. Der Dolch und der Totenschädel hatten auf den Handflächen ihre Plätze gefunden, und als sie vorging, bewegten sich nur ihre Beine. Den übrigen Körper hatte sie voll und ganz unter Kontrolle.
    Hinter ihr fiel die Tür wieder zu. Ich hatte mich bei ihrem Eintritt erhoben, nicht weil mich der Anblick vom Stuhl geworfen hätte, es war eine automatische Handlung gewesen.
    Ich konzentrierte mich auf ihr Gesicht, über das Licht und Schatten gleichmäßig verteilt huschten, und fragte mich, wie ich ihr Lächeln verstehen sollte.
    Als eine Einladung oder als sehr gefährlich und hinterrücks. Es würde sich herausstellen.
    Zunächst einmal tat sie so, als wäre ich überhaupt nicht vorhanden. Sie sprach mich auch nicht an, als sie auf das Bett zuging, sich allerdings nicht niederlegte, sondern auf der Platte des kleinen, runden Beistelltischs den Dolch und den Totenschädel niederlegte. Sie tat es vorsichtig, als hätte sie Furcht, irgend etwas zu beschädigen.
    Daß beide Gegenstände eine bestimmte, rituelle, magische Bedeutung besaßen, war mir klar. Nur kannte ich nicht den genauen Grund, aber den würde sie mir sicherlich irgendwann sagen.
    Mit einer etwas heftigeren Bewegung drehte sich die Hexe um.
    Auch ihr hauchzartes Gewand schwang dabei und breitete sich aus wie ein gewaltiger

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