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0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

Titel: 0612 - Eine Nacht im Hexenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bewegen, die es früher nicht gab.«
    »Wie alt bist du wirklich? Nach deinem Aussehen kann ich wohl nicht gehen.«
    Sie sah aus, als hätte sie meine Frage überrascht. »Alter?« fragte sie, »spielt es eine Rolle?«
    »Für uns schon.«
    »Nicht für mich. Vielleicht bin ich zweihundert Jahre alt, vielleicht noch älter. Mich hält eine andere Kraft, wenn du verstehst.« Sie beugte sich zu mir herunter. »Weißt du, schöner Mann, ich werde nicht vergehen, nicht verfaulen und auch nicht zu Staub zerfallen. Nein, das gelingt nicht. Hexen sind da anders.«
    »Ich kenne mich aus.«
    »Mit uns?«
    Ich nickte sehr langsam und hatte auch vor, das Gespräch noch weiter in die Länge zu ziehen, weil ich merkte, daß ich meine Finger wieder besser bewegen konnte. Die Steifheit verschwand allmählich, das Blut kehrte wieder zurück.
    Plötzlich lächelte sie. Sehr breit und sehr schön. »Das ist noch besser, schöner Mann. Dann werden wir eine besonders lange Nacht haben. Komm zu mir ins Hexenzimmer, dort warte ich.«
    Da mir die Worte zu abschließend klangen, wollte ich sie aufhalten. Dagegen hatte sie etwas.
    Bevor ich noch eingreifen konnte, zerrte sie den Ausstieg auf und sprang nach draußen.
    Einfach so…
    Mein Herz übersprang einen Schlag. Ich sah sie schon mit gebrochenen Knochen im Innenhof liegen, doch ich hatte vergessen, daß es sich bei ihr um eine Hexe handelte.
    Sie breitete während des Falls die Arme aus und erinnerte mich an einen großen Vogel, der langsam zu Boden flatterte, nicht zerstört wurde und sicher landete.
    Das bekam ich gerade noch mit, denn Sekunden später mußte ich mich um den Hubschrauber kümmern. Die Maschine hatte sich aus dem Bann der Hexe gelöst und reagierte nun wieder auf die normale Steuertechnik und nicht nach den Gesetzen der Schwarzen Magie.
    Ich bin zwar kein perfekter Pilot, hatte es allerdings gelernt, einen Hubschrauber einigermaßen zu fliegen. Zudem konnte ich ihn auch landen. Halb nur hockte ich auf dem Pilotensitz und fing die Maschine ab, bevor sie ins Trudeln geriet und mit den Rotorblättern gegen die Schloßmauern schlug.
    Der große Hof bot dem Hubschrauber ausreichend Platz. Ich konnte auch dort meine Kreise ziehen, schaute dabei in die Tiefe und suchte vergeblich nach der geheimnisvollen Orania.
    Sie war verschwunden!
    Nach der dritten Schleife kümmerte ich mich um die Landung. Etwas nervös war ich schon. Ein Fluglehrer hätte bei dieser Landung sicherlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, um nichts zu sehen. Ich war nur froh, daß ich den Hubschrauber aufsetzen konnte, auch wenn die Maschine hart durchgeschüttelt wurde.
    Die Kufen brachen nicht, der Hubschrauber kippte auch nicht auf die Seite, ich konnte ihn völlig normal verlassen und spürte das weiche Gefühl in den Knien.
    Ein Rest der Angst.
    Die Rotorblätter waren wieder runtergesackt wie müde Glieder.
    Auch der Motor lärmte nicht mehr. Ich stand neben der Maschine und in der Stille des Innenhofes, der sich allmählich mit den Schatten füllte. Sie krochen von den Wänden her über den Boden, obwohl der Himmel noch mehr Helligkeit zeigte.
    Ich schaute zum Eingang zurück, sah noch den ersten Teil der Steinbrücke und auch die langen Dunstfahnen, die sich verdichtet hatten und ihren Weg ebenfalls zum Innenhof fanden.
    Die Hexe entdeckte ich nicht. Sie hielt sich verborgen, bereitete sich wahrscheinlich für die Nacht vor, was mir recht war, denn ich wollte mich zunächst um Jane Collins kümmern.
    Gesehen hatte ich sie für einen Moment hinter dem Fenster. Dessen genaue Lage kannte ich noch.
    Mein Blick glitt an der Mauer hoch. Ich sah das Fenster auch, entdeckte aber hinter der Scheibe keine Bewegung. Falls sich Jane noch im Raum befand, hatte sie sich zurückgezogen.
    Ich holte meine kleine Leuchte hervor und ließ den Strahl hoch und gegen die entsprechende Scheibe wandern. Er traf sie auch, bildete einen blassen, wandernden Kreis, ein Zeichen, auf das niemand reagierte.
    Dies gefiel mir nicht. Hatte Jane den Raum freiwillig verlassen, oder war sie dazu gezwungen worden?
    Auf keinen Fall durfte ich Orania unterschätzen. Sie war eine gefährliche Person, fixiert auf mehrere Dämonen, nicht allein dem Teufel, und von jedem hatten sie einen Teil ihrer Kräfte mitbekommen. Da mußte ich höllisch achtgeben.
    Ich ging auf den Eingang zu. Noch merkte ich das Ziehen in meinen Schultergelenken. Es war kein Vergnügen gewesen, derart lange an der Kufe zu hängen. Krämpfe schüttelten

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