0612 - Eine Nacht im Hexenschloß
sie hat dich mitgebracht.«
»Wir gehören zusammen.«
Unwillig schüttelte Orania den Kopf. »Jetzt nicht mehr«, erklärte sie mit völlig veränderter, weicher Stimme. »Vergiß sie, auch ich werde versuchen, sie zu vergessen. Ab jetzt gibt es nur uns beide, John. Nur uns beide.«
Sie kam auf mich zu, ganz Sünde, wie man so schön sagt. Aber in meinen Augen glich sie mehr einer giftigen Schlange, die sich näher an mich heranschob und mich umschlingen wollte.
Orania blieb erst dann stehen, als sie nur die Arme langzumachen brauchte, um die Hände auf meine Schultern legen zu können. Ich spürte den leichten Druck der Hände. Es war nur eine sanfte Berührung, aber ich schob die Finger nicht zur Seite und stellte mich nur innerlich auf eine gewisse Abwehr ein.
»Laß uns nicht mehr an sie denken«, flüsterte die Hexe, »obwohl es dir schwerfallen wird. Aber ich werde alles tun, um sie vergessen zu machen. Du wirst die Nacht niemals bereuen.«
»Du auch nicht.«
»Das weiß ich nicht.« Die Hexe veränderte die Haltung ihrer Hände und ließ sie an meinem Körper entlanggleiten. Schnell und sicher tastete sie mich ab, allerdings nicht, um mit einem Liebesspiel anzufangen, sie wollte etwas anderes feststellen.
Wahrscheinlich forschte sie nach irgendwelchen Waffen, die ihr gefährlich werden konnten. Bei einer Person wie Orania mußte man immer mit allem rechnen.
Sie fand keine, und ich war froh, daß ich sie abgelegt und gut verborgen hatte.
An meinen Hüften blieben ihre Hände liegen. Ich ergab mich dem leichten Zug, der mich nach vorn zu ihr brachte. Es sah im ersten Moment so aus, als wollte sie mich küssen, doch sie ging ebenfalls zurück, die Hände auch weiterhin auf meinen Hüften lassend, und ich hörte, wie ihre nackten Füße über den Boden schleiften.
»Wir besitzen ein wunderbares Himmelbett«, hauchte sie. »Es ist so einmalig…«
»Bist du darin gestorben?«
Sie lachte mich an. »Ist das noch wichtig?«
»Für mich schon, denn ein Himmelbett ist kein Mordbett, meine liebe Orania.«
Unwillig schüttelte sie den Kopf. Das waren Worte gewesen, die sie nicht gern hörte, die mir persönlich aber nicht viel ausmachten, ich würde mich von ihren Reizen nicht fangen lassen!
Zwar hatte ich den Blick für die Realität nicht verloren, dennoch kam ich mir vor wie eine Person, die fremd durch eine schlimme Welt schritt. Der harte Boden bot mir Widerstand, gleichzeitig schwebte ich über ihn hinweg.
Mein Mißtrauen verstärkte sich. Diese verfluchte Hexe hatte es darauf angelegt, mich einlullen zu wollen, um dann hart und brutal zuschlagen zu können.
Auf meinem Körper lagen die Nerven bloß. Ich schielte an der Frau vorbei und konzentrierte mich auf die beiden Gegenstände neben dem Bett. Totenschädel und Dolch, es war eine verfluchte Art und Weise, durch sie ums Leben zu kommen.
Orania stieß gegen das Bett und ließ sich sofort nach hinten fallen.
Ich kippte auf sie, rollte mich aber zur Seite, was sie mit einem Lachen quittierte.
»Ich glaube, schöner Mann, du hast Angst vor mir.«
»Nein.«
Wieder lachte sie laut auf und rollte sich dabei zur Seite. Diesmal nutzte sie den Schwung aus und kam aus ihrer liegenden Haltung.
Vor dem Bett blieb sie stehen.
Ich lag noch rücklings auf ihm. Etwas weit weg vom Kopfkissen, unter dem ich mein Kreuz versteckt hatte. Das gefiel mir überhaupt nicht. Ich wollte sie auch nicht mißtrauisch machen und wartete zunächst einmal ab.
»Vor mir«, flüsterte sie, »braucht niemand Furcht zu haben.« Während ihrer Worte drückte sie die Arme zurück und ließ sie über ihren Rücken in Höhe der Schultern wandern.
Was sie dort tat, sah ich nicht, doch ich bekam den Erfolg der Aktion zu sehen.
Plötzlich rutschte das Gewand nach unten. Es faltete sich vor ihrem Körper zusammen, und nackt stand sie vor mir.
Ich schaute von unten her zu ihr hoch und mußte mir selbst eingestehen, daß ich die Gefahr zunächst einmal vergaß. Diese Frau war schön, sie war etwas Besonderes, sie wirkte auf mich wie gemalt und modelliert zugleich. Wenn sie sich einem Mann dermaßen anbot, konnte ihm schon heiß werden.
»Du sagst nichts?« erkundigte sie sich verwundert.
»Nun ja, es ist nicht einfach…«
»Hat dir mein Anblick die Sprache verschlagen?«
»Fast. Ich wundere mich nur, daß du dich dermaßen anbietest.«
Sie verzog ihren Mund. »Mein Mann hat mich eine Dämonenhure genannt, aber ich habe es ihm gezeigt.«
»Bitte, ich meine…« Es wurde
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