0618 - Zweikampf der Immunen
brauchte nicht zu befürchten, daß von unten herauf Wachtruppen kamen und ihn verfolgten.
Außerdem war er bewaffnet.
Er verließ den Lift und wartete eine halbe Stunde, aber es veränderte sich nicht das geringste, vom Stand der Sonne und der Lage der schwarzen Schatten abgesehen.
„Der nächste Versuch!"
Er untersuchte den Lift. Ein anderes Gerät machte, mit demselben technologischen Effekt, mit dessen Hilfe auch die Jacht Bilder aus dem Innern von Stützpunkten und Flottenschiffen herbeigeholt hatte, das Material des Lifts transparent. Sorgfältig folgte Anti-Homunk den diversen Leitungen, den Abzweigungen und merkte schließlich, daß nur der Druck auf die Notknöpfe den Lift veranlaßte, senkrecht nach unten zu fahren. Er probierte die Schaltung aus, dann verband er sich mit dem Computer der Jacht und ließ das Problem der Reihenfolge berechnen. Sekunden später wußte er, wie er diese Ebene verlassen konnte.
„Kann ich es schon jetzt riskieren?" fragte er sich laut. Die Tastkombination hatte er sich fest eingeprägt.
Er beschloß, sich noch besser auszurüsten und morgen einen Generalangriff auf den Wissenden, auf jenen noch unbekannten Mutanten, zu starten. Genau das tat er auch; er nahm den Gleiter, fuhr in seine Wohnung und dachte immer wieder die Einzelheiten seines Planes durch. Gegen Mitternacht war alles perfekt, auch die Wahrscheinlichkeitsrechnung seines Schiffscomputers ergab einen überraschend hohen Wert.
„Morgen werde ich meinen Auftrag durchführen. Morgen abend bin ich bereits wieder auf dem Weg zum Befehlsgeber!" sagte er sich, ehe er seine Überlegungen abschaltete und die Ruhestellung einnahm.
*
Kol Mimo hatte erst dann erkannt, daß er PAD-immun war, als sämtliche anderen Lebewesen der Galaxis erkrankt waren. Er spürte nichts: Er war völlig gesund. Und da er dieses Geschenk des Hyperraums, wie er es bei sich nannte, als Verpflichtung empfand, hatte er sich in Imperium-Alpha eingeschlichen. Seine bisherige Arbeit war es gewesen, sämtliche Daten über den Flug ins Parallel-Universum nachzulesen und durchzuprüfen. An einer Stelle mußte er einhaken, an einer ganz bestimmten Schnittlinie war die Lösung verborgen.
„Aber ich habe sie noch nicht gefunden... noch nicht!" murmelte er, als er die Überprüfung seiner Ausrüstung abgeschlossen und die Tätigkeit eines Fremden auf der Oberfläche, mitten in der Stadt, registriert hatte.
„Bis morgen habe ich noch Zeit! Er wird versuchen, ziemlich früh einzudringen. Bis er mich findet, vergeht mindestens ein Tag."
Als Mathelogiker brauchte er keine umfangreichen Thesen und Berechnungen, um diese Aussage zu treffen und die Vorbereitungen und Abwehrmaßnahmen darauf abzustimmen.
Er erwartete den Jäger und hatte ihm bereits drei Fallen gestellt, wovon weder der Fremde, weder die betreffenden „Fallen" noch der Großadministrator etwas ahnten.
„Was bleibt mir noch zu tun?"
Er mußte in den nächsten Stunden das Logbuch des Fluges durchsehen, die Ergebnisse von Vance Vlayck abfragen und dann versuchen, Rhodan zu befragen. Dies würde wohl der schwerste Prozeß werden.
Es war zu schaffen.
Rätselhaft war im Augenblick nur, wer derjenige war, der nach ihm suchte. Es bestand die deutliche Gefahr, das war sicher. Ein Gegner, der hier eindrang und ihn vermutlich töten sollte, war keineswegs zu unterschätzen. Derjenige, der ihn geschickt hatte, würde erstens einen ausgesucht guten Kämpfer schicken und ihn zweitens hervorragend ausstatten. Schon allein die Tatsache, daß man ihn geortet hatte, ließ auf technisches Raffinement schließen, das die Vorstellungskraft selbst Kol Mimos strapazierte. Er, das vermutlich einzige PAD-immune Lebewesen innerhalb der erkrankten Milchstraße, wurde verfolgt.
Jemand - ein weitaus Größerer als er und der einsame Jäger dort oben - hatte Verdacht geschöpft. Man kam auf die Idee, es könne eine Person geben oder deren mehrere, die durch seltsame Zufälle immun geworden oder geblieben waren. Unter besonderen Umständen konnte eine solche Person gefährlich werden.
An diesem Punkt seiner Überlegungen brach Kol Mimo ab, denn die Vorstellung, daß diese furchtbare Seuche von eben diesem Lebewesen hervorgerufen oder ausgestreut worden war, schien ihm zu groß. Es lief darauf hinaus, daß sich Halbgötter auf dieser galaktischen Bühne einen Kampf lieferten und alle ihre Mittel einsetzten.
Ein Umstand, der ihm zu mystisch, zu radikal erschien.
Langsam ging Kol Mimo in seinen
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