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0625 - Lucifuges Mörder-Horden

0625 - Lucifuges Mörder-Horden

Titel: 0625 - Lucifuges Mörder-Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und der Zauberer war froh, daß der Kaiser dadurch nicht in seinen Zügen lesen konnte. »Braucht Ihr mich heute noch, mein Kaiser? Ich muß es wissen, denn ich habe noch viel zu tun.«
    Magnus grinste. »Den Schatten beseitigen, nicht wahr? Tu das, aber denke dabei auch ein wenig an Unseren Auftrag.«
    Er wandte sich ab und ließ sich im Sessel hinter seinem Arbeitstisch nieder. Für Aaraa war das das Zeichen, daß der Kaiser die seltsame Unterredung als beendet betrachtete. Er wandte sich um und ging. Dabei glaubte er die Blicke Magnus' wie Dolchspitzen in seinem Nacken zu fühlen.
    Draußen auf dem Gang blieb er stehen, lehnte sich an die Wand und schloß die Augen. Ahnte der Kaiser etwas?
    Hatte er die nächtliche Aktion etwa durch die Kugel aus gefrorenem Feuer beobachten können? Oder hatte ihm jemand davon berichtet? Es gab noch andere Zauberer am Hofe…
    Vielleicht war es ein Fehler, das Mädchen für Lucifuge Rofocale beanspruchen zu wollen. Noch konnte Aaraa zurück. Noch konnte er Patricia selbst zum Kaiser bringen.
    Aber der Schatten in seinem Gesicht war so finster, und er dehnte sich immer weiter aus… der Dämon mußte besänftigt werden. Es war wichtiger als alles andere. Aaraa mußte sich absichern, mußte Magnus etwas Vorspielen. Der nächtliche Überfall! Das goldhaarige Mädchen! Vielleicht ließ sich daraus eine Geschichte basteln, die nur ganz knapp an der Wahrheit vorbei ging. Und… sie war nachprüfbar. Die Männer aus der Herberge waren Zeugen des Geschehens.
    Und bis die Wahrheit den Kaiser erreichte, ging sie durch viele Münder, und jeder Mund kennt eine andere Wahrheit.
    Aaraas Entschluß festigte sich. Er würde das Mädchen nicht dem Kaiser überlassen. Mit dem kam er schon irgendwie klar. Er mußte nur äußerst vorsichtig sein. Denn Magnus war und blieb undurchschaubar. Niemand wußte so ganz genau, über welche Kräfte er inzwischen wirklich verfügte…
    Aaraa schritt davon. Ein wenig würde er noch im Palast bleiben. Um Patricia konnte er sich später kümmern.
    ***
    Magnus saß noch lange an seinem Arbeitstisch, den Kopf in die Handflächen gestützt. Etwas an Aaraa war anders als sonst. Der Kaiser fühlte es, konnte es aber nicht ergründen. Er hatte Aaraa gewarnt, auf seine Weise.
    Magnus wollte dieses Mädchen haben - er mußte es haben. Es faszinierte ihn. Sicher, er hatte Mädchen genug in seinem Palast. Sklavinnen und Dienerinnen. Aber sie alle waren nur schön, sonst nichts. Etwas fehlte.
    Und in Santors Tochter hatte er dieses Fehlende gesehen. Der Blick durch die Kugel aus gefrorenem Feuer ging tiefer, zeigte nicht nur die Oberfläche.
    Sie besaß Geist und inneres Feuer. Man mußte dieses Feuer nur wecken. Aber Magnus wußte, daß das Mädchen freiwillig niemals zu ihm gekommen wäre. Er war nicht schön, und er war auch nicht sonderlich beliebt. Sein Leben war stets einsam gewesen. Keine Frau fühlte sich zu ihm hingezogen.
    Sein ein und alles war die Magie.
    Bis zu dem Moment, da er Patricia in der Kugel sah! Sie konnte die leere Hälfte seines Lebens ausfüllen.
    Deshalb die Entführung. Sie, die so niemals zu ihm kommen würde, mußte er zu sich holen. Das alles hatte er in jenen kurzen Momenten erkannt und begriffen, als er sie sah und der zündende Funke einschlug.
    Er liebte dieses Mädchen - auf seine seltsame Weise. Sie konnte an seiner Seite glücklich werden, aber zu diesem Glück mußte er sie erst zwingen.
    So, wie er die Menschen dieses weiten Landes gezwungen hatte, ihn als Kaiser zu akzeptieren.
    Magnus sah auf. »Sie ist noch jung«, flüsterte er. »Ich kann sie formen. Und vielleicht… vielleicht…«
    Magnus erhob sich. Er betätigte eine Glocke.
    Die Diener kamen, und zwei seiner Berater. Kaiser Magnus geruhte, sich um die täglichen Staatsgeschäfte zu kümmern.
    ***
    Merlin hatte den Eindruck, das Spiel würde sich teilweise verselbständigen. War das ein Trick? Oder stiftete Lucifuge Rofocale Verwirrung durch Spielzüge, die zunächst keinen Sinn ergaben?
    Aber die Spielfiguren waren lebende, denkende, selbständige Wesen. Im Rahmen der Spielhandlung konnten sie durchaus eigene Entscheidungen treffen. Es war Sache der Spieler, diese Entscheidungsfreiheit durch ein Vorantreiben der Handlung einzugrenzen.
    Merlin war und blieb wachsam…
    ***
    Abermals benutzte Aaraa den kurzen Weg , um den Kaiserpalast in den Bergen zu verlassen. Er erreichte die von Sträuchern verborgene Erdhöhle. Vorsichtig sah er sich um. Er sog die Luft ein, versuchte

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