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0627 - Tanz der Kobra

0627 - Tanz der Kobra

Titel: 0627 - Tanz der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erwiderte Nicole. »Wieviel Jahre brauchen wir noch, um dieses Dörfchen zu erreichen? Wie heißt es überhaupt?«
    »Ich dachte, du wüßtest das«, staunte Zamorra.
    »Ich hab's vergessen. Ist ein noch längerer Name als dieses Mutabor… Muzak… Muzaffarnagar und steht noch dazu nicht auf der Karte. Besteht vermutlich nur aus drei Häusern und vier Spitzbuben, wie mein seliger Großvater zu sagen pflegte.«
    »Er hat die Kneipe und die Kirche vergessen.«
    »Hier gibt’s nur Tempel und vielleicht hier und da 'ne Moschee. Sag mal, sehe ich da hinten Häuser?«
    »Hütten«, korrigierte Zamorra.
    Wenig später gelangten sie in das Dorf. Noch während sie fuhren, war Nicole nach hinten geturnt und, in dem heftig schaukelnden Wagen balancierend, in ihre hautengen Jeans und Stiefel geschlüpft. Die Bluse verknotete sie locker über dem Bauchnabel. An den Gürtel der Jeans clipste sie die Magnetplatte, an der der E-Blaster klebte. Auch Zamorra trug eine dieser Strahlwaffen aus der Technologie der DYNASTIE DER EWIGEN offen am Gürtel seiner Shorts.
    Er ließ den Mahindra so langsam ausrollen, daß sie nicht von ihrer eigenen aufgewirbelten Staubwolke überholt wurden. Ein paar Dutzend Kinder und Hunde näherten sich dem Wagen. Nicole sprang nach draußen. »Hallo«, sagte sie fröhlich und auf englisch; das wurde zumeist auch in abgelegenen Dörfern wenigstens von ein paar Leuten verstanden. »Wir suchen Rabindra Tegore. Weiß jemand, wo wir ihn finden?«
    Dutzende offener Handflächen streckten sich ihr entgegen.
    Ein halbwüchsiges Mädchen zupfte prüfend an dem fast durchscheinenden Blusenstoff und schien vom Material fasziniert zu sein. Ein Junge streckte seine Hand nach dem Amulett aus, das Zamorra an der Halskette vor der Brust über dem T-Shirt trug; dieser handtellergroßen, kunstvoll verzierten magischen Silberscheibe. Viele dunkle, große Augen strahlten in heiterer Neugier.
    Unwillkürlich wollte Nicole zur Geldbörse greifen, um ein paar Rupien zu verteilen, aber Zamorra stoppte sie, als er die Hand auf ihre Schulter legte und leichten Druck ausübte.
    »Den Bakschisch gibt's erst, wenn wir Tegore getroffen haben«, sagte er. »Erst die Ware, dann das Geld.«
    Enttäuschung breitete sich aus.
    Ein einbeiniger, uralter Mann humpelte auf Krücken heran. »Tegore ist nicht mehr hier«, sagte er in einem hart akzentuierten, schottisch klingenden Englisch. »Ist vorgestern gegangen.«
    »Wir konnten nicht schneller kommen«, sagte Zamorra schuldbewußt. »Es ist uns etwas dazwischengekommen. Tut mir leid, daß wir die Verabredung nicht einhalten konnten.«
    »Die Verabredung wurde eingehalten. Tegore ging mit dem Mann, den er treffen wollte.«
    »Moment«, sagte Zamorra. »Dieser Mann bin ich.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte der Alte. »Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Zamorra.«
    »Der andere hieß auch Zamorra. Aber Sie sehen nicht gerade wie Brüder aus, wenn Sie verstehen«, grinste der Einbeinige und zeigte prachtvolle Lücken zwischen schwarzen Zahnstummeln.
    »Wie sah dieser andere Mann aus, der sich Zamorra nannte?« fragte Nicole schnell.
    Der Alte ignorierte sie.
    »Bitte, beantworten Sie die Frage«, drängte Zamorra.
    Der Alte stützte sich auf eine Krücke, klemmte die andere unter den Arm und streckte eine Hand aus.
    Zamorra zückte seine Geldbörse und zahlte ihm ein paar Geldscheine auf die Hand.
    »Dasselbe noch mal für die Kinder«, verlangte der Alte.
    Zamorra verdoppelte den Betrag.
    »Ich hätte den Halunken am liebsten erschossen«, sagte der Einbeinige. »Einer von diesen arroganten englischen Aristokraten. Rötlichblondes, kurzes Haar. Zwischen dreißig und fünfzig Jahre alt. Kalte Augen. Ich mochte ihn nicht. Aber Tegore ging mit ihm.«
    »Das klingt nach Bishop«, stieß Nicole hervor.
    Zamorra nickte. Die Beschreibung paßte auf Commander Nick Bishop, den Mann, der Ssacahs neuer Hohepriester war. Sie hatten schon einige Male mit ihm zu tun gehabt. Es war gefährlich, ihn zu unterschätzen.
    Und ausgerechnet dieser Mann hatte ihren Informanten abgefangen!
    »Sie hätten Ihrem Gefühl nachgeben und ihn tatsächlich erschießen sollen, Sir«, sagte Nicole düster.
    »Nici!« stieß Zamorra noch düsterer hervor.
    »Ich bin kein Sir«, sagte der Einbeinige schroff. »Und ich bin auch kein Mörder. Deshalb lebt dieser Zamorra noch.«
    »Ich bin Zamorra: Der andere heißt Nick Bishop.«
    »Mir egal. Namen sind Schall und Rauch. Nur das Innere des Menschen zählt.«
    »Wohin sind

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