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0627 - Tanz der Kobra

0627 - Tanz der Kobra

Titel: 0627 - Tanz der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sie hinter sich gebracht hatten, war vermutlich ebenso falsch wie Zamorras Annahme, es seien nur zehn.
    »Na, dann können wir uns ja auf etwas gefaßt machen«, murmelte Nicole und schloß die Augen. »Vielleicht hätten wir statt des Wagens ein paar Träger mieten sollen, die unser Gepäck auf dem Buckel schleppen, und ein paar Gurkhas, um uns Tiger, Schlangen und neidische Nachbarn aus dem Weg zu stechen und zu schießen… wir kämen sicher schneller voran.«
    »Das ist eben der Nachteil des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts«, sagte Zamorra. »Die Technik macht die Träger und Leibwächter arbeitslos. Da muß man nehmen, was man kriegt, und das ist eben ein Auto.«
    »Ein Vehikel«, seufzte Nicole. »Als Auto kann man das Ding ja wohl kaum bezeichnen. Dafür ist es einen halben Meter zu schmal, einen halben Meter zu hoch, wenigstens drei Meter zu kurz, und der Motor dürfte auch wenigstens dreimal so groß sein, und ein elektrisches Cabrio-Verdeck fehlt, und die Liegesitze, und das Radio, und die Lenkradschaltung, und… und außerdem sagt man nicht ›kriegen‹, das ist schlechter Sprachstil, sondern ›bekommen‹. Und verflixt noch mal, da hinten wird's heller. Da ist eine Lichtung und vielleicht das nächste Dorf.«
    Denkste.
    Es war der nächste Fluß.
    ***
    Der Weg durch den Wald endete unmittelbar am Ufer. Es ging ziemlich steil hinab, etwa zwei Meter tief. Der Fluß wies eine Breite von etwa 12 oder 15 Metern auf, und das Wasser strömte recht schnell. Zamorra setzte den Mahindra vorsichtshalber so weit zurück, daß er nicht mal bei einem Erdbeben versehentlich ins Wasser rutschen konnte, und stieg dann aus. Langsam ging er auf die Uferböschung zu.
    Nicole folgte ihm.
    Ein schmaler Trampelpfad zog sich am Ufer entlang, auf jeden Fall unbefahrbar für den Wagen.
    »Wenn jetzt da unten ein Schlauchboot mit Indiana Jones, der kreischenden Sängerin Willie und dem altklugen Knaben Shorty vorbeitreibt, glaube ich alles«, seufzte Nicole.
    Zamorra grinste.
    »Ich würde versuchen, Doktor Jones das Schlauchboot abzugaunern und damit ans andere Ufer überzusetzen.«
    »Glaubst du, Indy würde dir das Boot wirklich geben?«
    »Sicher. Er hat panische Angst vor Schlangen, wie jeder Kinobesucher weiß. Was glaubst du, wie schnell er über Bord spränge, wenn ich ihm die hier ins Boot würfe?« Er bückte sich und pflückte eine armlange Schlange direkt neben Nicoles Stiefeln weg, um sie mit Schwung ins Dickicht zu werfen.
    »Was war das denn für ein Biest?« entfuhr es Nicole erschrocken.
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich sogar ungiftig. Aber sie hat sich ziemlich schnell und ziemlich furchtlos an uns herangemacht. Da sie keinen von mir unterschriebenen Anschleich-Erlaubnisschein bei sich hatte, habe ich das für illegal erklärt und sie des Territoriums verwiesen.«
    »Bist du sicher, daß sie hier nicht die älteren Rechte hat?«
    »Ich nehme das Recht des Weißen Mannes in Anspruch, der den Indianern Amerika und den Negern Afrika und den Aborigines Australien und den Indern Indien weggenommen hat«, erklärte Zamorra sarkastisch. »Wenn's der Schlange nicht paßt, kann sie mich ja vor dem Internationalen Gerichtshof verklagen. Ich hätte ihr natürlich auch den Kopf zerschießen können, aber wozu das Tier töten, wenn's uns nichts getan hat?«
    »Vielleicht hätte sie uns gesagt, wie wir über den Fluß kommen, wenn du sie höflich gefragt hättest.«
    »Beim nächsten Mal«, versprach Zamorra wenig überzeugt. »Könnte der Ganga sein. Schade, daß die Karten uns hier nicht weiterhelfen. Wenn er's ist, sind wir weiter vorgestoßen, als ich dachte. Es müßte dann auch eine Straße in der Nähe sein.«
    Nicole grinste ihn an.
    »Das war es vermutlich, was unser verschwundener Freund uns mit seiner Warnung sagen wollte: Nehmt nicht diesen Weg, sondern benutzt die sechsspurige Autobahn. Wir wären dann schon im Luxushotel mit Dusche und Bad, Klimaanlage, Mini-Bar, Satelliten-Fernseher, Faxanschluß…«
    »…schlecht schließenden Fenstern und Türen, vergammelten Wasserleitungen, aus denen zweimal am Tag eine rostigbraune Brühe tröpfelt, und unzähligen Wanzen und Koprophagen zwischen den angeschimmelten Bettlaken.«
    »Koprou; as?«
    »Kakerlaken. Ich wollte sie nur nicht in einem Atemzug mit den Bettlaken so nennen, wegen der Klangähnlichkeit und des schlechten Sprachstils. Außerdem klingt es wissenschaftlicher.«
    »Das klingt ›Stoffwechselendproduktsausscheidungsöffnung‹ auch, Herr

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