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0628 - Der Sturmteufel

0628 - Der Sturmteufel

Titel: 0628 - Der Sturmteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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anzufangen. Mich wundert schon, daß man sie nicht inhaftiert hat. Kein Paß, keine Erinnerung und so weiter. Sie könnte ja eine illegale Einwanderin sein…«
    »Ganz so schlimm ist die italienische Polizei auch nicht«, sagte Ted. »Warum sollte man sie einsperren, wenn sie nichts verbrochen hat? Solange sie Meldeauflagen erfüllt und das Verfahren zur Klärung ihrer Identität läuft, gibt es keinen Grund für eine Inhaftierung.«
    »Ganz so schlimm ist sie nicht?« fuhr Jill auf. »wissen Sie, was Sie da sagen? Mich haben sie festgenommen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses, weil ich nichts anderes anhatte als Andys Hemd! Ich mußte hunderttausend Lire Bußgeld zahlen!«
    Ted grinste.
    »Ermessensspielraum. Ich nehme an, das Hemd war etwas zu kurz…«, er sah Jill leicht erröten, »und Entblößung wird hier und da als anstößig betrachtet. Seien Sie froh, daß man Sie nicht für eine Woche ins Gefängnis gesteckt hat. Das kann schnell passieren.«
    »Aber wir waren allein! Wir sind extra nach Marina di Albarese gefahren, weil da nicht so viele Touristen herumstänkern. Die nächsten Campingplätze sind ein paar Kilometer entfernt.«
    »Wo die polizia auftaucht, ist man nicht mehr allein«, lächelte Ted. »Wie gesagt, es ist Ermessenssache. Offiziell ist ›oben ohne‹ oder ›ganz nackt‹ immer noch verboten, außer an speziellen Nudistenstränden, aber weiter im Süden gibt es sogar ein Dörflein, dessen Bürgermeister einen Erlaß herausgegeben hat, daß Frauen am Strand ›oben ohne‹ sein müssen .«
    »Wie bitte?« stieß Jill verblüfft hervor. Auch Nicole, in diesen Dingen von Natur aus sehr freizügig eingestellt und erklärte Gegnerin überflüssiger Textilien, hob erstaunt die Brauen.
    »Der gute Mann erhofft sich dadurch eine Ankurbelung des Tourismus«, sagte Ted. »Kein Scherz… der liebe Gott hat eben einen ziemlich großen Tiergarten, in dem sich die seltsamsten Exemplare tummeln…«
    Nicole grinste jungenhaft.
    »Der Herr Bürgermeister ist mir sympathisch. Vielleicht könnte man ihn dazu animieren, daß er seinen Erlaß noch ein wenig verschärft. In Richtung völliger Textilfreiheit - und das natürlich auch für Männer. Was sagt überhaupt der Rest des Gemeinderates dazu?«
    Ted zuckte mit den Schultern.
    »Zu deinem Verschärfungsantrag zumindest in Sachen Männer garantiert energisch ›nein‹. Ansonsten -frag mich was Leichteres.«
    »Ich frage lieber euch alle - was tun wir jetzt? Weiterhin über solche Nebensächlichkeiten plaudern, oder uns das Sturmgebiet ansehen, oder uns Eva ansehen?«
    »Ja«, sagte Zamorra trocken.
    »Was - ja?« fragte Cartwright irritiert.
    »›Oder‹-Fragen pflege ich grundsätzlich mit ›Ja‹ zu beantworten«, grinste Zamorra. »Ich schlage vor, wir schauen uns erst mal den Strand an. Danach kümmern wir uns um Eva.«
    »Ich nehme schon mal Tuchfühlung mit ihr auf«, sagte Nicole. »Fahrt ihr allein zum Strand.«
    Zamorra hob die Brauen. Er erinnerte sich, daß Nicole damals auf vorsichtige Distanz gegangen war, als Eva im Château Montagne wohnte -um ihren Annäherungsversuchen auszuweichen.
    »Na schön«, seufzte Jill mit einem sehnsüchtigen Blick auf den Rolls-Royce. »Dann bleibe ich auch hier. Gewissermaßen als Verbindungsperson.«
    Nicole lächelte ihr zu. »Danke, Jill.«
    ***
    Zamorra, Ted Ewigk und Cartwright fuhren zum Ort des Geschehens. Die etwa zwanzig Kilometer waren relativ schnell zurückgelegt. Dann standen sie an dem verwüsteten Stück Strand.
    »Es ist jetzt drei Tage her«, sagte Cartwright. »Sieht alles schon wieder ganz manierlich aus, nicht wahr?«
    »Manierlich?« brummte Ted Ewigk. Spuren von Schlick und Tang, abgebrochene,, schenkeldicke Äste, ausgerissene Bäume. Inzwischen sah es sicher nicht mehr ganz so wild aus wie zu Anfang; Wind und Wasser hatten vermutlich einiges wieder glattgeschliffen, und in ein paar Wochen würde nichts mehr an die Katastrophe erinnern, die hier auf eng begrenztem Raum stattgefunden hatte.
    »Wo haben Sie Eva gefunden?« fragte Zamorra. »Dort drüben?«
    Er wies nach Süden.
    Cartwright nickte. »Kommen Sie«, verlangte er und ging voraus.
    Kurz darauf stoppte er vor ein paar zerzausten Sträuchern, die der Orkan verschont hatte. »Hier war es. Hier hat sie gelegen. Weiß der Teufel, wie sie das überstanden hat. Ich bin sicher, daß ich sie gesehen habe, wie sie hoch durch die Luft flog. Da drüben. Von dort kam sie im Galopp heran. Sie wollte wohl noch irgendwie rechtzeitig

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