0629 - Duell mit dem Ceynach
Mato Pravt war klug genug gewesen, sein Ziel nicht offen anzusteuern, sondern sich unter dem Schutz eines Ablenkungsmanövers anzuschleichen.
Dabei war das Ablenkungsmanöver so geschickt angelegt gewesen, daß der Tuuhrt sicher war, ein weniger befähigter Jäger als er hätte es durchaus für die echte Aktion halten können.
Torytrae lächelte innerlich, als er daran dachte, daß Heltamosch sich nur deshalb verraten hatte, weil er es als Herrscher über das Eveltaat-System und als zukünftiger Raytscha des Naupaumschen Raytschats für unter seiner Würde hielt, größere Strecken zu Fuß zu gehen. Er und sein Begleiter hatten dicht über der Oberfläche Yaanzars ihre Pulsationstriebwerke benutzt, in der irrigen Annahme, die energetischen Emissionen der kleinen Geräte würden in den zahllosen Emissionen der nahen Stadt Nopaloor untergehen.
Doch die vom Tuuhrt eingesetzten Agenten des Ceynach-Suchkommandos waren wachsam gewesen und hatten die Impulse exakt angemessen. Der Tuuhrt war demzufolge bereits in der Nähe der Klinik gewesen, bevor die heimlichen Besucher Doynschto verließen.
Nun galt es nur noch, die Ankunft der Männer abzuwarten, die Danros Gehirn in Doynschtos Klinik brachten, um es in einen anderen Körper verpflanzen zu lassen.
Torytrae blickte zum Nachthimmel empor und suchte zwischen den Sternen nach einem Zeichen, das das ankommende Raumfahrzeug verriet. Es mußte bald kommen, denn eine Paratransplantation benötigte Zeit. Auch wenn die eigentliche Verpflanzung mittels eines Spezialtransmitters praktisch ohne Zeitverlust erfolgte, so bedurfte sie doch umfassender fachmännischer Vorbereitung, wenn es nicht zu einer verhängnisvollen Panne kommen sollte.
Zu seiner Verwunderung bemerkte der Tuuhrt, daß er aufgeregt war. Aktionen dieser Art ließen ihn normalerweise kalt, doch diesmal war es anders.
Er fieberte dem Augenblick entgegen, in dem er mit dem fremden Gehirn in Kontakt treten konnte. Es war nicht das normale Jagdfieber, das ihn bei der Jagd nach einem Gehirn jedesmal ergriff, sondern etwas, das er nicht recht zu definieren vermochte.
Danros Gehirn stellte einen Ausnahmefall dar, und fast war Torytrae darüber enttäuscht, daß es ihm so leicht fallen sollte, seiner habhaft zu werden. Insgeheim hatte er erwartet, in Danro einen ebenbürtigen Gegenspieler zu finden und ihn erst nach einem unerhört komplizierten geistigen Kampf zu fassen.
Der Grund dafür, daß diese Jagd nicht viel schwieriger verlief als die meisten bisherigen Jagden, lag wohl darin, daß Danros Gehirn sich nach den Weisungen Heltamoschs richten mußte.
Der Tuuhrt spielte insgeheim mit dem Gedanken, Danros Gehirn in seinem neuen Körper vorerst entkommen zu lassen und sich dadurch den Genuß einer langwierigen und komplizierten Jagd zu verschaffen.
Doch das war leider unmöglich.
Er hatte sich gegenüber dem Tschatro verpflichtet, und ein Yuloc pflegte freiwillig eingegangene Verpflichtungen stets gewissenhaft zu erfüllen.
Das Zirpen seines Mikrofunkgeräts, das in einen der unteren Schneidezähne eingearbeitet war, riß Torytrae aus seinen Überlegungen.
„Lashtorian!" meldete er sich mit seiner für diesen Einsatz gültigen Kodebezeichnung, ohne den Mund zu öffnen.
„Gupakosch!" wisperte es in seinem Schädel. Die Schallwellen wurden durch die Knochen übertragen. „Doynschto hat alles vorbereitet. Nur der Patient fehlt noch."
„Danke", antwortete Torytrae. „Er muß bald kommen. Bleibt wachsam!"
Er wußte, daß er sich auf die von ihm selbst ausgewählten Agenten des Ceynach-Suchkommandos verlassen konnte, die - teils als Patienten, teils als Operationsgehilfen - überall in der Klinik postiert waren. Es gab keine Lücken in diesem Netz, das sich schließen würde, sobald sich Danros Gehirn in der Klinik befand.
Der Tuuhrt hoffte, daß Heltamosch diesmal nicht persönlich auftreten würde. Der Mato Pravt hätte Komplikationen bedeutet.
Denn selbstverständlich durfte der künftige Raytscha nicht verletzt werden, wenn es zum Kampf kommen sollte. Schon gar nicht durfte er getötet werden. Man konnte ihn lediglich überwältigen und hinterher „verblüfft" feststellen, wen man vor sich hatte und sich entschuldigen.
Als die erste Hälfte der Nacht verstrichen war, wurde Torytrae unruhig. Er riskierte es, in die Steuerkanzel seines Frachtgleiters zu gehen und über Funk bei der Zentralen Raumüberwachung des Ceynach-Suchkommandos anzufragen, ob dort Meldungen über ein Objekt eingegangen seien, das
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