0638 - Geliebter Vampir
Drogen…«
Dann waren sie fort.
Roquette ging in das Wohn-Schlafzimmer zurück. Durchs Fenster schwirrte Siro Borga wieder herein, der sich oberhalb an die Giebelwand gekrallt hatte.
»Habe ich es richtig gemacht?« fragte Roquette.
Der Unheimliche antwortete nicht.
Er wartete ab.
Etwas später verließ er die Dachwohnung wieder, ehe die Polizei ihre Überwachung organisieren konnte.
***
Mit der Dunkelheit kam die Kraft zu Tan Morano zurück. Immer noch auf dem Dach liegend, hielt er Zwiesprache mit seinem Freund, dem Mond.
Der war der einzige, auf den er sich immer verlassen konnte.
Doch sein ältester Freund konnte ihm auch nicht verraten, was er falsch gemacht hatte. Aber es lag nahe, daß es sich um ein Komplott handelte, um einen mörderischen Anschlag, und für den kam nur einer in Frage.
Nicht Zamorra, den Nicole vielleicht auf Morano gehetzt hätte. Nein, das konnte so schnell nicht geschehen sein. Es mußte sein anderer alter Feind sein: Sarkana.
Der Alte hatte ihn hier schon wieder aufgespürt.
»Warte nur«, murmelte Morano. »Wenn du wirklich Krieg haben willst, kannst du ihn bekommen. Bastard, verdammter…«
Und der Mond gab ihm neue Kraft, um vom Dach zu fliegen und neue Wege zu gehen.
Er mußte sich vor Sarkana schützen. Und er mußte einen Gegenschlag vorbereiten. Über kurz oder lang blieb ihm nichts anderes übrig. Er konnte Sarkana nicht länger ignorieren wie ein lästiges Insekt. Sarkana hatte ihm den Kampf angesagt, er würde ihn überall aufspüren lassen und zu vernichten zu versuchen. Wenn Morano überleben wollte, blieb ihm vermutlich nichts anderes übrig, als Sarkana auszuschalten.
Aber das würde nicht leicht sein.
***
Irgendwann lösten Zamorra und Nicole sich erschöpft und atemlos wieder voneinander, fanden Zeit, sich zu entspannen.
»Ja«, sagte sie träge und mit geschlossenen Augen.
»Was - ja?« fragte Zamorra nach ein paar Sekunden.
»Du hast vorhin gefragt, ob er wenigstens schlechter sei als du. Ja. Aber der Unterschied ist gering. Immerhin hat er mir die Kleidung nicht so zerfetzt wie du wilder Barbar. Jetzt habe ich schon wieder nichts mehr anzuziehen.«
Zamorra sah sie stirnrunzelnd an.
Sie zwinkerte ihm zu.
»Und was ist mit dem Kleid, das du heute gekauft hast?« fragte er.
»Ach, das wird morgen schon wieder aus der Mode sein.«
»Ich kaufe dir ein Feigenblatt«, versprach er.
Nicole erhob sich und plünderte die Zimmerbar. Während sie sich zutranken, verfiel Zamorra in Nachdenken.
»Was ist?« fragte sie etwas schuldbewußt. »Denkst du immer noch an…«
Er winkte ab. »Ich bin schon wieder ganz woanders. Dieser Vampir, der im Volvo saß und das Mädchen hinausgestoßen hat…«
»Typisch Mann«, seufzte Nicole. »Da haben wir uns gerade geliebt, daß die Fetzen flogen, und du denkst an den Vampir! Kannst du nicht mal ein bißchen auf Morano eifersüchtig sein?«
»Um dir Schuldgefühle einzuimpfen? Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Und selbst wenn du sie nicht hättest, was würde es ändern? Es ist nun mal geschehen. Weißt du, was für mich wichtig ist, Nici?«
Sie sah ihn an.
»Daß du mich auch jetzt noch liebst. Wirklich liebst. Und das kann ich fühlen. Du bist nicht fern von mir, du bist ganz nahe, hier bei mir. Wir sind immer noch eins. Das zählt, nicht ein kurzer Ausrutscher. Ich liebe dich ebenfalls nach wie vor. Ich könnte dir nicht weh tun. Schon gar nicht, indem ich jetzt einfach in den Schmollwinkel gehe. Ich sehe es als eine Herausforderung. Ich bin immer noch da, ich will dich immer noch.«
Er lächelte.
»Es kann allerdings sein, daß ich dich eines Tages daran erinnere, falls mir selbst mal so ein kurzer Ausrutscher passiert. Vielleicht mit Teri, mit den Peters-Zwillingen…«
»Untersteh dich!« drohte Nicole.
»Oder mit der hübschen Lilith von nebenan…«, fuhr er fort.
»Ich werde dir die Augen auskratzen!« drohte Nicole. »Du gehörst immer noch mir! Und weder einer hübschen Lilith von nebenan noch sonstwem!«
Zamorra grinste.
Irgendwie war die Welt wieder in Ordnung. Ein Schatten, der über Nicole gehangen hatte, begann zu schwinden. Er war noch da; er würde vielleicht immer da sein. Aber er war unbedeutend. Die Sache war geklärt, und Zamorra hatte nicht die Absicht, irgendwann einmal nachzukarten.
Eifersüchtig auf den Vampir?
Zamorra war ihm ja selbst einige Male begegnet; er hatte die Ausstrahlung Moranos durchaus registriert. Er konnte sich vorstellen, daß es einer Frau sehr schwer fiel,
Weitere Kostenlose Bücher