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0640 - Hexentränen

0640 - Hexentränen

Titel: 0640 - Hexentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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liegenblieb, und sei es nur für ein paar Sekunden, war sie erledigt. Dann wurde sie von den Eicheln erschlagen.
    Der Wald tötete… wurde zum Mörder…
    »In Broceliande tötet niemand einen anderen!«
    Die Worte hallten wieder und wieder in ihr nach. Der Kernsatz stimmte nicht mehr! Aber… war nicht sie selbst es gewesen, die die Regeln brach und mit dem Töten begann?
    Oder ließ sich das bis auf Eva zurückführen, das Para-Mädchen, das gestanden hatte, einen Troll getötet zu haben?
    Nur hatte Eva ungewollt getötet, Yaga dagegen mit Vorsatz, als sie den Sternenfalken auslöschte. Doch hatte es sich dabei nicht um Notwehr gehandelt? Hatte nicht der Sternenfalke und vor ihm ein anderes Fabelwesen zuerst versucht, Yaga zu töten, zu verschlingen, aufzufressen?
    Dann mußte das Unheil des Tötens doch schon mit Eva in den Zauberwald gelangt sein!
    Wie auch immer, der Wald hatte seine einstige Unschuld verloren.
    Plötzlich entdeckte Yaga ein Loch im Boden.
    Ohne nachzudenken, schlüpfte sie hinein.
    Hier war sie zumindest vor den herunterfallenden Eicheln sicher.
    Aber auch vor dem, was in dem Loch wohnte…?
    ***
    Unterdessen bahnte sich noch ein weiteres Problem an. Schnecke und Schneckenreiterin, welche angesichts des Eichelhagels blitzschnell unter dem Schneckenhaus Schutz suchte, das groß genug war, ihr neben der sich gleichfalls darin verkriechenden Schnecke durchaus Platz zu gewähren - hatten ja auch den Ofen mit in den Schrumpfungsprozeß einbezogen.
    Der Ofen bekam von den Fruchtgeschossen nichts mit; er befand sich knapp außerhalb der Reichweite. Sie schlugen zwar noch einige endlos lange Zentimeter vor ihm auf, konnten ihn aber nicht mehr treffen.
    Dafür tauchte etwas anderes auf.
    Ein Vogel?
    Ein riesiger Hahn!
    Und der sah in dem Ofen ein Beutestück.
    Mochte wer auch immer wissen, woher dieser Hahn stammte, was er als eigentlich recht normal erscheinendes Tier in diesem Zauberwald der Fabelwesen zu suchen hatte. Aber er war da, und er begann sofort, mit seinem scharfen, großen Schnabel nach dem Ofen zu hacken.
    Der Ofen wurde hin und her geschleudert. Der Hühnerschnabel war durchaus in der Lage, dem geschrumpften Eisenteil Schaden zuzufügen. Für Augenblicke sah es so aus, als würde der Hahn die Feuerluke aufhebeln können, damit die glühende Kohle nach draußen flog und das Feuer erlosch.
    Aber der Ofen wehrte sich!
    Es war ein bizarrer Anblick, wie er auf seinen Hühnerbeinen hin und her hüpfte, einknickte und versuchte, das Ofenrohr wie eine Lanze gegen den Hahn zu verwenden. Der flatterte wild, attackierte den Ofen jetzt auch mit seinen Klauen, kam aber schließlich doch nicht durch. Der Ofen versetzte ihm mit dem Ofenrohr einige empfindliche Stöße, und schließlich gab das eigenartige Kampftier auf. Es flatterte, wilde Beschimpfungen von sich gebend, davon und zeigte mit seiner Sprachbegabung, doch etwas mehr zu sein als nur ein normales Federvieh.
    Der Ofen tappte weiter.
    Baba Yaga kam ihm entgegen. Endlich hatte der Eichelregen aufgehört; der Baum verfügte über keine Reserven mehr. Dafür bekam die Hexe in jenem Mauseloch andere Probleme; der darin hausende Nager war gar nicht damit einverstanden, plötzlich noch einen Untermieter zu haben, und begann damit, Yaga anzugreifen und sie zu verbeißen.
    So mußte sie erneut fliehen.
    Daß der Ofen ihr zwar etwas verbeult, aber ansonsten unbeschädigt und unbeeinträchtigt in seiner Funktionsfähigkeit entgegenkam, war ihr Glück. So konnte sie auf ihm die Flucht ergreifen und davonhasten.
    Sie bedauerte inzwischen, daß sie nur mit ihrem Ofen hierher gereist war, daß sie ihr Haus in Rußland zurückgelassen hatte. Es hätte ihr mehr Schutz geboten, und es barg auch noch zahllose Möglichkeiten in sich, weitere Magie zu entfesseln und mit zusätzlichen Tricks zu arbeiten, die der Hexe hier nicht zur Verfügung standen.
    Aber die mörderische Spur, die das Haus hinterlassen hätte, war ihr zu riskant gewesen. Ihre Reise wäre vielleicht anderen aufgefallen. Wie zum Beispiel ihrem Feind Zamorra…
    Nun wartete sie darauf, daß weitere Angriffe erfolgten.
    Aber - nichts kam mehr…
    Plötzlich herrschte Ruhe!
    Ruhe vor dem nächsten Sturm?
    Oder sah der Wald ein, daß er Yaga nicht umbringen konnte? Gab die Magie, die hier vorherrschte, den Kampf endlich verloren?
    Yaga stöhnte auf.
    Vor sich sah sie Mauerwerk auftauchen.
    So unwahrscheinlich riesig… Sie mußte sich erst daran gewöhnen, daß sie ihre Umgebung nicht mehr mit

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