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0640 - Hexentränen

0640 - Hexentränen

Titel: 0640 - Hexentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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einen Brunnen im Zauberwald, der von sehr großer Bedeutung ist - viel größer, als du ahnst. Wenn Baba Yaga ihn erreicht und zerstört, könnte sie damit alles zerstören.«
    »Warum sollte sie das tun wollen? Ist sie wirklich so bösartig? Welchen Vorteil würde ihr eine solche Zerstörung bringen? Und welche Auswirkungen hätte das auf den Zauberwald?«
    Merlin senkte den Kopf.
    »Ich wage es mir nicht vorzustellen«, sagte er kaum hörbar. »Aber es hätte enorme Auswirkungen auf mich.«
    »In welcher Form?«
    »Manchmal«, erwiderte der Zauberer, »stellen Menschen Fragen, die ich nicht beantworten kann. Dies ist eine, die ich nicht beantworten will.«
    Ted zuckte mit den Schultern. »Dann«, sagte er trocken, »werde ich dir wohl auch nicht helfen können. Bringst du mich nun auch zurück? Ich glaube, Carlotta wird sich schon ziemlich große Sorgen um mich machen.«
    Merlin hob die Hände, und das eigenartige Leuchten entstand wieder zwischen ihnen. Ted sah so etwas wie Trauer in den Augen des Zauberers -und… Furcht?
    Furcht wovor?
    Was konnte so bedrückend, so ängstigend sein, daß selbst ein so mächtiges Wesen wie Merlin Furcht empfinden mußte?
    »Warte«, sagte er. »Ich denke, du wirst sterben, wenn die Hexe diesen Brunnen zerstört. Habe ich recht?«
    »Nein«, sagte Merlin. »Es ist anders. Es ist schlimmer als der Tod. Es bedeutet die Aufgabe all dessen, wofür ich existiere.«
    Ted schluckte.
    »Was, beim Glibberzahn der Panzerhornschrexe, soll das heißen? In welcher Art bist du mit diesem Brunnen verbunden?«
    »Ich kann es dir nicht sagen«, erwiderte Merlin leise. »Es ist ein Geheimnis, das ich bewahren muß bis ans Ende aller Tage. Es tut mir leid. Ich würde deine Neugier gern stillen, aber ich darf es nicht. Ich bin gebunden. Ich sende dich nun zu…«
    »Nein«, sagte Ted. »Noch nicht. Ich will dir helfen. Sage mir, wo ich diesen Brunnen finde, und wie ich ihn vor Baba Yagas Zugriff schützen kann. Was auch immer geschieht - ich werde alles Nötige tun.«
    »Du kannst es nicht«, sagte Merlin bedauernd. »Auch wenn du um so vieles anders bist als die anderen Menschen, darfst du nicht in die Nähe des Brunnens gelangen. Die Versuchung wäre zu groß.«
    »Versuchung? Wonach?«
    »Auch das werde ich dir vorsichtshalber nicht sagen«, wehrte Merlin ab. »Selbst, wenn du jetzt widerstehst, könntest du später einmal zurückkehren wollen. Nein, mein Freund. Ich kann nur weiter hoffen, daß der Wald aus eigener Kraft die Hexe schlägt. Wenn nicht - werde ich doch selbst eingreifen müssen. Aber es wäre gegen alle Regeln.«
    »Verstößt nicht Yaga auch gegen alle Regeln?« fragte Ted.
    Aber diese Frage stellte er bereits in seiner Villa in Rom.
    Merlin hatte ihn jetzt doch zurückgeschickt!
    ***
    Die Hexe vernahm ein seltsames, nie gehörtes Rauschen.
    Unwillkürlich hob sie den Kopf und sah nach oben.
    Sie schrie auf. Und sie begann zu laufen, so schnell ihre Beine sie trugen.
    Sie brauchte Deckung!
    Aber wo konnte sie die finden? Blätter und Grashalme reichten bei weitem nicht, sie vor dem zu schützen, was mit Tempo aus großer Höhe auf sie herunter stürzte!
    Über der geschrumpften Hexe ragte ein mächtiger, knorriger Eichenbaum empor, und der schüttelte gerade seine Früchte ab, um sie wie Bomben auf die Baba zu schleudern!
    Schon prasselten die Eicheln auf sie nieder, schlugen rings um sie auf den Boden und prallten wieder ab, flogen erneut, in einem wilden, unkontrollierbaren Durcheinander. Einer dieser ›Querschläger‹ traf Yaga an der Seite, schleuderte sie zu Boden. Sie schrie auf, krümmte sich zusammen und rollte sich seitwärts. Der Schmerz drohte ihr die Besinnung zu rauben, aber irgendwie schaffte sie es, wieder auf die Beine zu kommen und blindlings weiterzulaufen.
    Eine andere Eichel rollte ihr genau vor die Füße.
    Sie stolperte darüber und entging dadurch einer ganzen Salve anderer Früchte, alle ein Drittel oder gar halb so groß wie sie selbst, die genau dort niedergingen, wo sie sich im Moment des Auftreffens befunden hätte, wäre sie nicht gestürzt.
    Der Baum schoß sich auf sie ein!
    Und seine Vorräte an Geschossen schienen unerschöpflich zu sein. Immer wieder prasselten ganze Salven von Eicheln auf Yaga herab. Hörte es denn überhaupt nicht mehr auf? So viele Früchte konnten auf diesem Baum doch überhaupt nicht wachsen!
    Es war ein Wunder, daß Baba Yaga noch nicht schwerer getroffen worden war.
    Sie wußte - wenn sie die Besinnung verlor und

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