0643 - Schlangenträume
Sicherheitsdienst gehören?
Aber diese Leute veranstalteten keine so spektakulären Auftritte.
Dann die geheimnisvollen Andeutungen…
Irgend etwas stimmte hier nicht.
Der Professor war ihm verdächtig. Ebenso verdächtig wie die ganze Aktion mit der Kobra selbst. O’Donaghue fragte sich im nachhinein, ob er nicht etwas überreagiert hatte. Wie sollte er den groß aufgezogenen Polizeieinsatz später rechtfertigen? Man würde ihn fragen, was er sich bei der ganzen Angelegenheit gedacht habe. Mit einigen Dutzend Beamten einen ganzen Truck Stop auf den Kopf zu stellen, nur weil er geglaubt hatte, eine Schlange in seinem Auto zu sehen?
Sicher, wenn man die anderen Fälle einbezog, von denen dieser Professor geredet hatte, dann erschien die Angelegenheit schon in einem ganz anderen Licht. Aber ob der Mann glaubhaft war, daran hegte O’Donaghue vorerst noch ernsthafte Zweifel.
Die anderen Fälle galt es nachzuprüfen. Die wichtigsten Eckdaten hatte O’Donaghue sich eingeprägt - Schauplatz, Countys, beteiligte Polizeibeamte. Er würde ein wenig herumtelefonieren müssen. Das wäre in seinem Büro in Gainesville sicher einfacher gewesen, aber warum sollte er noch einmal in die Stadt zurückkehren? Das Wochenende hatte begonnen, und es brauchte bloß irgend ein wirklicher Fall eintreten, schon war er darin verstrickt. Man würde sich eher an ihn wenden, als den Kollegen von der Wochenendbereitschaft aus dem Bett zu klingeln.
Da war es besser, die Sache erst einmal von daheim aus in Angriff zu nehmen. Die Telefonkosten bekam er ja erstattet. Und danach konnte er immer noch entscheiden, was als nächstes zu tun war.
Kobras, Halluzinationen, angeblich sogar ein Tiger…
O’Donaghue wollte gerade in die Garageneinfahrt seines kleinen Hauses einbiegen, als er die schwarze Jaguar-Limousine sah, die direkt daneben am Straßenrand parkte. Ein hochgewachsener, aristokratisch wirkender Mann stieg aus und winkte O’Donaghue zu.
Schon halb in der Einfahrt, stoppte O’Donaghue seinen Wagen und ließ die Scheibe der Fahrertür abwärts surren.
»Sir?« fragte der Mann mit den kalten Augen. »Mister Kevin O’Donaghue, Attorney?«
»Bin ich. Und wer sind Sie?«
»Bishop«, sagte der Fremde. »Commander Bishop. Ich muß dringend mit Ihnen reden.«
»Worüber?«
»Das sage ich Ihnen schon noch«, sagte der Commander. »Steigen Sie aus, Attorney O’Donaghue.«
Der Staatsanwalt schüttelte den Kopf. »Nicht in diesem Ton, Freundchen.« Er fuhr die Fensterscheibe wieder hoch und wollte Gas geben.
Blitzschnell riß der Fremde die Autotür auf. Mit der anderen Hand bekam er O’Donaghue an der Jacke zu fassen und riß ihn aus dem Wagen. O’Donaghues Fehler war es, daß er den Sicherheitsgurt nicht angelegt hatte. Das rächte sich nun. Er schlug halb auf den Boden, wollte sich aufrichten, griff unter die Jacke, um die Pistole zu ziehen.
Bishop setzte ihm die Handkante in den Nacken.
Bewußtlos brach O’Donaghue zusammen. Bishop wuchtete ihn hoch und zerrte ihn zu seinem Jaguar, stopfte den Staatsanwalt achtlos auf die Rückbank. Dann stieg er ein und fuhr los. Er hatte es nicht einmal besonders eilig. Daß er beobachtet worden sein könnte, berührte ihn nicht.
Im Vorbeifahren warf er etwas, das wie Messing blinkte, in O’Donaghues Wagen, dessen Fahrertür immer noch offenstand und dessen Motor immer noch lief.
Dann glitt die dunkle, flache Limousine mit mäßiger Geschwindigkeit davon.
***
Einen Mietwagen zu bekommen, war am Truck Stop ein kleines Problem. Also orderte Nicole ein Taxi. Die Adresse des Staatsanwalts erfuhr sie aus dem Teilnehmerverzeichnis der lokalen Telefongesellschaft. Also kein Problem, ihm zu folgen. Sie fragte sich allerdings, was Zamorra sich davon versprach. Wenn es ihm nur darum ging, eventuell einzugreifen, wenn sich der Vorfall mit der Kobra wiederholte, war O’Donaghue inzwischen sowieso zu weit entfernt; sein Vorsprung ließ sich auf der Strecke von kaum mehr als 30 Kilometern keinesfalls wieder aufholen. Immerhin hatte er den Truck Stop schon lange vor der Ankunft des Taxis verlassen.
Aber vermutlich hatte Zamorra einen Plan, in den er Nicole noch rechtzeitig einweihen würde. Sie konnte warten. Es hatte sicher seinen Grund, daß er jetzt noch nicht darüber sprach, und sie verzichtete auch darauf, ihn telepathisch anzusprechen.
Der Taxifahrer erwies sich als Schwätzer. In aller Ausführlichkeit ließ er sich über den Skandal um Präsident Clinton und die Praktikantin Lewinsky
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