0649 - Schach der Finsternis
also bin ich. Mit Männern, die denken, braucht man sich vor keiner Gefahr zu fürchten!"
Triumphierend schaute er sich um. Neryman Tulocky verzog das Gesicht.
„Hören Sie, Sir", meinte er, „mit solchen Geschichts- und Sprachkenntnissen würde ich an Ihrer Stelle nicht so freizügig um mich werfen. Das Motto, das Sie nannten, stammt keineswegs von Descartes, sondern von dem englischen König Eduard dem Dritten, und es heißt auch nicht, was Sie meinen, sondern etwas ganz anderes. Also..."
„So?" verwunderte sich Roi Danton, scheinbar verblüfft. „Was heißt es denn?"
Tulocky zeigte sich verlegen. Völlig unerwarteterweise kam Powlor Ortokur ihm zu Hilfe.
„Es heißt", brummte er: „Meiner Dame ist das Strumpfband gerutscht, und Sie wissen das ganz genau, Sir. Sie brauchen uns nicht auf den Arm zu nehmen."
Danton lachte schallend.
„Eins zu null für Sie, meine Herren!" rief er aus.
„Ihre Art, Konversation zu machen, entspricht durchaus meinem Geschmack. Ich bin sicher, wir werden vorzüglich miteinander auskommen."
Im selben Augenblick trat der Arkonide aus dem Schacht.
Die beiden Oxtorner salutierten. Atlan machte einen merkwürdig ernsten Eindruck.
„Ich glaube, es ist geraten, wenn wir weiter keine Zeit verlieren", erklärte er und trat auf den schimmernden Torbogen zu.
„Du hast Sorgen", bemerkte Danton. „Warum?"
Atlan schüttelte abweisend den Kopf.
„Ich habe meine Gründe", antwortete er ominös.
„Sie sind... man möchte beinahe sagen metaphysischer Natur.
Ich bin jedoch überzeugt, daß die Partie zwischen ES und Anti-ES noch im Gange ist."
Vom Schacht her näherte sich der Roboter, der Perry Rhodan so täuschend ähnlich war, daß sein Anblick denen, die um Rhodans Schicksal wußten, jedesmal von neuem den Atem verschlug.
*
Es war die Gewißheit, die ihn trug. Auf ihren sanften Schwingen glitt er durch unendliche Räume, überzeugt davon, daß er sich auf dem richtigen Weg befand, und daß es ihm nach so langer Zeit endlich und unwiderruflich gelingen werde, das Bewußtsein mit dem ihm angestammten Körper wiederzuvereinigen.
Es gab in seinem Innern nicht den geringsten Zweifel, daß er sich auf dem letzten Abschnitt seines jahrelangen Irrwegs befand, am Ende einer Odyssee, die ihn in die fernsten Fernen des Universums entführt hatte.
Es war ihm fast selbstverständlich, daß er, als er die Augen öffnete - die Augen eines Körpers, dem er lange fern gewesen war!, bekannte Gesichter vor sich sah: Atlan, Roi Danton und zwei festgefügte, kantige Visagen, die beiden Oxtorner, Überlebensspezialisten, Powlor Ortokur und Neryman Tulocky.
Das Bewußtsein nahm Besitz von dem Körper, der ihm gehörte.
Muskeln setzten die Gesichtshaut in Bewegung und erzeugten ein freundliches Lächeln.
„Es tut gut, euch wiederzusehen", drang es aus dem Mund, der seit Monaten kein Wort mehr gesprochen hatte.
Sie antworteten nicht. Aber der Ausdruck ihrer Gesichter verriet, daß sie ihn gehört hatten.
Er erkannte plötzlich, daß er sie nicht unmittelbar vor sich hatte.
Die dicke Wandung einer Glassitkuppel befand sich zwischen ihnen und ihm. Er bewegte den Kopf und sah die zahllosen Anschlüsse, aus denen der Lebensodem strömte, der seinen Körper bislang vor dem Tod bewahrt hatte.
Abseits von den Freunden stand ein kleiner, schmaler Mann mit unnatürlich langem Schädel und dunklen Augen, die verlegen dreinblickten.
„Wie steht es?" erkundigte sich Rhodan gutgelaunt. „Kann man sich mit den Leuten unterhalten?"
Der kleine Mann nickte bedächtig. Er wandte sich eine kurze Zeit ab und hantierte an einer Schaltleiste.
„Ich glaube, wir können es wagen", wurde seine Stimme im Innern der Kuppel hörbar. „Der Wiedervereinigungsprozeß verläuft zufriedenstellend." Er betrachtete den Großadministrator eine Zeitlang mit kritischem Blick. Dann fügte er hinzu:" Übrigens, ich bin Ling Zoffar, einer der Mediziner hier auf Tahun."
„Ich werde Ihren Namen nicht vergessen, Zoffar", versprach Rhodan. „Schließlich ist es der erste terranische Name, den ich seit langer Zeit zu hören bekomme."
Er wandte sich an seine Freunde.
„Ihr könnt jetzt den Mund aufmachen", rief er ihnen zu. „Ich kann hören, was ihr sagt!"
Es war Roi Danton, der als erster Worte fand.
„Du warst lange fort", sagte er. „Wir haben dich vermißt. Wie ist es dir ergangen?"
Rhodan wandte den Blick in Richtung des Arztes.
„Das ist eine lange Geschichte, Zoffar.
Darf ich sie
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