065 - Corrida der Dämonen
drehen
konnte. Bereits beim Anlegen der Fesseln hatte Morna instinktiv die Muskeln
angespannt, um nachher beim Lockern über einen gewissen Spielraum zu verfügen.
Geschickt und rasch zog sie die erste Hand aus der
Schlinge.
Das Ganze ging flink und lautlos über die Bühne. Der
Indio zuckte zusammen und wollte noch nach seiner Waffe greifen, als er
plötzlich die Bewegung vor sich merkte. Aber da hielt Morna auch schon die
Pistole zwischen ihren Fingern.
Manio Hualami war von einer Sekunde zur anderen hellwach.
Aber das nützte ihm jetzt nichts mehr.
Die Schwedin ließ sich auf keine lange Diskussion ein.
Sie dirigierte den Indio zum Stuhl. Die auf Manio Hualami gerichtete Waffe
verfehlte ihre Wirkung nicht.
Eingeschüchtert durch die Pistole konnte Morna ihn
fesseln, ohne daß er auch nur den Versuch machte, die Dinge zu seinen Gunsten
zu verändern.
»Lassen Sie's, Señora«, sagte er lediglich. »Was haben
Sie davon, wenn Sie jetzt fliehen? De Avilar entkommt keiner!«
»Lassen Sie das nur meine Sorge sein«, entgegnete Morna.
Sie konnte nur mit einer Hand hantieren, da ihre andere
die Waffe hielt und sie fest gegen Hualamis Rippen preßte. Als die Arme des
Indios auf dem Rücken der Stuhllehne gebunden waren, legte Morna die Waffe weg
und zog die Fesseln hart an.
Sie verknotete kunstgerechter als de Avilar und
überprüfte genau den Sitz der Fesseln. Das gleiche tat sie mit den Füßen,
welche sie an die Stuhlbeine band. Der Indio konnte sich nicht mehr vom Fleck
rühren. Morna stopfte ihm tief den Knoten in den Mund.
Die Schwedin verließ die Kammer, ging hinaus auf den
Korridor und blickte den Flur entlang.
Insgesamt mündeten drei Zimmertüren auf den kahlen
Korridor. Zwei links, die dritte, hinter welcher der gefangenen Indio saß,
rechter Hand.
Morna ging direkt auf die Tür zu, welche dem Raum, aus
dem sie kam, gegenüberlag. Lauschend legte sie das Ohr an.
Völlige Stille dahinter. Sie vernahm nicht mal ein Atmen.
Also schlief auch niemand dort. Das deckte sich mit ihren
Beobachtungen vorhin, daß Antonio de Avilar sich kurze Zeit in diesem Zimmer
aufgehalten haben mußte.
Moroa beschloß, ihre Freiheit zu nutzen, und einen Blick
in de Avilars Zimmer werfen. Die Zeit, während sich der Inhaber des Club de
Sombrero in ihrem Hotelzimmer im Teotihuacan umsah, konnte sie nutzen. Denn de
Abilar würde dort nichts finden, was ihm Aufschluß über die Person Morna
Ulbrandson oder deren Aufgabe gab. Er würde von dort genauso schlau
zurückkommen, wie er hingegangen war.
In dieser Zeit aber konnte sie vielleicht einiges
herausfinden, wer de Avilar war und womit er sich in Wirklichkeit beschäftigte:
mit der Geschäftsführung des Club de Sombrero oder mit den Praktiken einer
Sekte, welche die Dämonengöttin Rha-Ta-N'my verehrte.
Morna drückte die Klinke und stellte fest, daß die Tür
nachgab. Der Raum dahinter lag zum Hof. Das Fenster war das, an dem de Avilar
vorhin im Morgenmantel aufgetaucht war.
Dieser Mantel lag quer über einer unordentlichen
Bettstelle.
Der Raum war dreimal so groß wie der, in dem der Indio
gefesselt saß.
Morna hob schnuppernd die Nase. Der Hauch eines Parfüms
lag in der Luft. Ein Parfüm, wie eine Frau es benutzte.
Morna Ulbrandson blickte sich in der Runde um. Ein
breiter, weich gepolsterter Diwan in der Mitte des Raums. Eine moderne
Stehlampe, zwischen einem Schubladenschrank und dem Diwan. Ein Drittel des
Wohnraums wurde von einem Bambusvorhang abgetrennt.
Dahinter in einer Ecke standen mehrere Koffer und schwere
hölzerne Truhen und Schrankkoffer, die zum Teil Schlösser trugen.
An der schmalen Wand vor Morna stand ein Schrank. Morna
öffnete den zuerst. Darin aufgehängt waren mehrere Anzüge und andere
Kleidungsstücke. De Avilar war gut bestückt.
An der Seite zwischen der vorspringenden Wand und dem
Schrank war ein mannshoher Spiegel befestigt, davor ein Schminktisch. Offenbar
kamen hier die auftretenden Solisten her, um sich für die Show im Sombrero
zurechtzumachen.
Lippenstifte und Cremetöpfe standen in langer Reihe auf
dem Tisch. In den Schubladen gab es Watte und Abschminktüchter und ölgetränkte
Pads, künstliche Wimpern und Perücken. Und Bärte.
Die einzelnen Teile waren zum Teil sehr sauber geordnet.
Nur mit der linken unteren Schublade stimmte etwas nicht.
Ein blondes Haarbüschel von einer Perücke war dort eingeklemmt.
Die Schwedin merkte, wie es in ihrem Nacken zu kribbeln
anfing.
Sie zog die Schublade vollends auf, die sichtbar
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