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065 - Überfallkommando

065 - Überfallkommando

Titel: 065 - Überfallkommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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manchmal auf den Strom hinaus. An diesem Abend überlegte er gerade, ob er wieder eine Fahrt unternehmen solle. Zweimal hatte er den abgenutzten Teppich schon aufgrollt und die Falltür geöffnet, die von dem Teppich verdeckt wurde. Stöhnend und mit sich selbst sprechend war er die Sprossen der Leiter hinuntergeklettert und hatte ein Bündel in das Boot gebracht, das sich während der Ebbe im Schlamm auf die Seite gelegt hatte. Schließlich war er mit seinen Vorbereitungen fertig und hatte nun wieder Zeit, sich mit seinen unsichtbaren Besuchern zu unterhalten.
    Er sprach und scherzte mit ihnen und rieb sich lachend die Hände über ihre erstaunlichen Antworten. Schon den ganzen Tag hatten sie ihm Dinge zugeraunt, die einen gewöhnlichen Menschen vor Furcht hätten erstarren lassen, aber Li schenkte ihren Zuflüsterungen diesmal keinen Glauben.
    Der schrille Klang einer Glocke ließ ihn aufhorchen. Mit schlürfenden Schritten verließ er den Raum und stieg die steile Treppe hinunter, die zu einer Seitentür führte.
    »Wer ist dort?« fragte er.
    Als er die leise Antwort von draußen hörte, drehte er den Schlüssel um und öffnete.
    »Du bist früh oder spät gekommen - ich weiß nicht, wie ich es nennen soll.« Lis Stimme klang tief und heiser, und er sprach mit kaum merklichem, fremdem Akzent.
    Nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte, folgte er seinem Besucher nach oben.
    »Ich kenne keine bestimmten Tageszeiten.« Er lachte leise vor sich hin. »Für mich gibt es weder Tag noch Nacht. Es ist Flut, ich meinen Geschäften nachgehen muß, und es ist Ebbe, wenn ich mich ausruhen und mit meinen lieben kleinen Freunden sprechen kann.«
    Er warf eine Kußhand nach einer dunklen Ecke.
    Mark McGill wandte sich böse nach ihm um.
    »Laß das dumme Geschwätz ... deine verdammten Geister! - Seine Schwester kommt heute abend noch hierher.«
    »Seine Schwester?«
    »Ronnie Perrymans Schwester - sie ist von Paris herübergekommen.«
    Li Yoseph starrte seinen Besucher erstaunt an, aber er stellte keine weiteren Fragen an ihn.
    Es lag etwas im Wesen Mark McGills, das jede Vertraulichkeit ausschloß. Er war eine gebieterische Erscheinung, breitschultrig und groß; in seinem wilden, herrischen Gesicht zeigte sich eine gewisse Schönheit. Seine vielen Untergebenen zitterten vor ihm, aber sie fürchteten weniger seine Strenge und Brutalität, als den Blick seiner zwingenden, hellblauen Augen.
    Er rollte seine halbaufgerauchte Zigarre von einer Ecke des Mundes in die andere, ging quer durch den Raum zu der Schlafkammer, in der Li Yosephs Bett stand, und schaute nachdenklich auf das dunkle Wasser hinaus.
    »In einer Stunde haben wir Flut«, sagte er halb zu sich selbst.
    Li Yoseph ließ ihn nicht aus den Augen und sah, wie der große Mann eine Violine von dem Bett aufnahm.
    »Du hast sicher wieder den ganzen Tag auf der Fiedel herumgekratzt - ist die Polizei hier gewesen?«
    Li Yoseph schüttelte den Kopf.
    »Wie, sie haben nicht mehr nach Ronnie gefragt? - Nun gut, aber sie wird alles von dir wissen wollen. Ich habe versucht, sie von hier fernzuhalten, aber ohne Erfolg. Du weißt doch, was du ihr zu sagen hast?«
    Nach einer kleinen Pause nickte Li Yoseph langsam.
    »Er ist umgebracht worden - von Polizeibeamten ... Sie haben ihn in einem Boot mit Ware erwischt, die er vom Schiff geholt hatte. Da haben sie gefragt: ›Wo hast du das her?‹ Und dann haben sie ihm eins über den Kopf gegeben, daß er in den Fluß fiel und tot war.«
    »Ja - so machst du deine Sache richtig.« Mark beugte den Kopf vor und lauschte. »Da kommt Tiser mit dem Mädchen - bring sie herauf.«
    Li stieg geräuschlos die Treppe hinunter. Nach kurzer Zeit kam er wieder; er ging voraus und zeigte den anderen den Weg. Hinter ihm erschien Tiser, ein unruhiger, nervöser Mensch, der beim Lächeln stets seine großen Zähne zeigte. Seine Stirn war immer feucht; sein schwarzer, steifer Hut und seine schwarze Krawatte machten ihn nicht anziehender. Er hatte Ann Ferryman vom Bahnhof abgeholt, aber sie hatte sofort eine instinktive Abneigung gegen den Menschen gefaßt.
    Langsam stieg sie die letzten Stufen empor, trat dann ein und schaute sich ohne wahrnehmbare Erregung in dem schmutzigen Raum um. Einige Sekunden lang betrachtete sie Mark, der sich unter ihrem forschenden Blick sonderbar unbehaglich fühlte.
    Ann war ein schönes, schlankes Mädchen. Ihr Haar schimmerte je nach der Beleuchtung in tiefgoldenem Blond oder in rötlichem Schein; es war aus der hohen

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