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0654 - Das Mondgehirn denkt anders

Titel: 0654 - Das Mondgehirn denkt anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ich. Im nächsten Augenblick stand ein Kristallglas auf dem Servotischchen rechts neben meinem Sessel. Es war zu einem Viertel mit einer Flüssigkeit gefüllt, die im dezenten Schein der Beleuchtung schimmerte wie die glasierten Flecken der Marswüsten im Schein der fernen Abendsonne.
    Ich hob das Glas an, aber bevor ich an dem Inhalt nippen konnte, sagte Angel: „Larischer Flottenverband geht in Gruppen zu je vierhundert SVE-Raumern zum Linearflug über. Jede Gruppe nimmt einen anderen Kurs."
    Ich stellte das Glas wieder ab und sagte: „Wir verfolgen eine der Gruppen, Angel."
    „Welche, Tatcher?" fragte der Egosektor.
    „Das ist mir egal", antwortete ich. „Beeile dich, kleines Mädchen!"
    Das „kleine Mädchen" schaltete mit gewohnter Schnelligkeit und Exaktheit. Wir beschleunigten mit Werten, die noch meinen Großvater zum Wahnsinn getrieben hätten, und schon nach knapp einer Minute gingen wir in den Zwischenraum.
    Angel hatte nicht vergessen, den Halbraumspürer zu aktivieren.
    Kaum waren wir in die Librationszone zwischen dem Normal- und dem Hyperraum eingetaucht, als der Bildschirm des Gerätes sich erhellte und eine Gruppe gelbleuchtender Punkte zeigte, die sich von uns fort bewegten.
    Es war kein eigentliches Ortungsbild, denn die SVE-Raumer entzogen sich den konventionellen Ortungsmethoden. Unsere „Ortung" arbeitete auf einer Basis, die die Veränderungen erkennbar machte, die die Anwesenheit von Fremdkörpern im jeweiligen Dimensionsgefüge hervorrief. Alles weitere war dann eine Frage der positronischen Auswertung, deren Ergebnis auf dem betreffenden Ortungsschirm und der Datenleiste sichtbar wurde.
    Nach einiger Zeit stellte Angel fest, daß „unser" Verband Kurs auf Lak-Süy genommen hatte. Ich hoffte, die Blues würden schlau genug sein, sich nicht provozieren zu lassen. Beim ersten Auftauchen der larischen Flotten hatten sowohl Blues als auch Akonen, Neu-Arkoniden und andere Völker allergisch reagiert und versucht, die Eindringlinge zu vernichten. Sie hatten sich geschlagen zurückziehen müssen.
    Ich mußte auch an Latos denken, die Hauptwelt des Blues-Volkes der Latoser. Die Latoser hatten sich in der Vergangenheit uns Menschen gegenüber zugänglicher gezeigt als die anderen Blues-Völker. Grund dafür war, daß vor längerer Zeit einmal der terranische Raumkapitän Guy Nelson Latos vor einer Annexion durch die Gataser bewahrt und Frieden gestiftet hatte. Aus diesem Grund hatte Perry Rhodan mich nach Latos geschickt, um behutsam vorzufühlen, ob die Blues geneigt waren, geheime diplomatische Beziehungen zum Solaren Imperium aufzunehmen.
    Denn im Grund genommen standen wir auf ein und derselben Seite. Nur wußten die Blues das vielleicht noch nicht, denn die Laren hatten dafür gesorgt, daß Perry Rhodan in den Geruch des ehrgeizigen Diktators kam, der mit Hilfe der Laren endlich sein Ziel, die absolute Macht über die Völker der Milchstraße zu erringen, erreicht hatte. Die Blues konnten nicht wissen, daß Rhodan sich nur deshalb zum „Ersten Hetran der Milchstraße" hatte machen lassen, um einer kriegerischen Konfrontation mit den technisch hoch überlegenen Laren vorzubeugen und im stillen zu ergründen, welche Gründe die Laren tatsächlich zu ihrem Eingreifen in die politische Entwicklung der Milchstraße getrieben hatten.
    „Dein Whisky wird warm", sagte Angel, und die Stimme klang so zärtlich wie die einer verliebten Frau. Es war wirklich schwer, sich daran zu erinnern, daß Angel nichts anderes als der Egosektor einer Positronik war.
    Ich mußte unwillkürlich ironisch lächeln, nahm das Glas und leerte es.
    „Danke, mein Engel", sagte ich. „Ohne dich wäre das Leben eines Marsianers wirklich trist."
    „Wenn du wieder bei Dalaimoc Rorvic bist, wird es unterhaltsamer sein", stichelte Angel, mich an die ständigen Reibereien erinnernd, die die Zusammenarbeit zwischen dem fetten tibetischen Mutanten und mir kennzeichneten.
    „Spiel etwas Träumerisches, damit ich nicht an das Scheusal denke!" bat ich.
    Gleich darauf umschmeichelten zarte Klänge meine Sinne, entrückten mich der Wirklichkeit und ließen mich davon träumen, wieder daheim zwischen den Sandhügeln des Mars zu stehen.
    Angels Stimme riß mich jäh aus diesem Traum. Während die Musik gedämpft wurde, sagte sie: „Der Verband vor uns ist in den Normalraum zurückgekehrt. Ich folge ihm."
    „Einverstanden", erwiderte ich. Doch da stürzten wir bereits von einem Augenblick zum anderen in die vertraute Lichtfülle

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