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0658 - Blutige Träume

0658 - Blutige Träume

Titel: 0658 - Blutige Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Calderone gesehen hatte. Dem er einmal hatte ausweichen können.
    Aber es hatte ihn doch noch erreicht…
    ***
    Ein anderer Ort, eine andere Welt…
    Düstere Flammen loderten und schufen bizarre Schatten. Im Feuer schrien verlorene Seelen. Manchmal kam Lucifuge Rofocale hierher, um nachzudenken. Die verzweifelten Schreie der ewig Verdammten störten ihn nicht. Mögen sie ihren Schmerz genießen, solange sie es noch können, dachte er. Vielleicht wird es die Hölle schon bald nicht mehr geben.
    Die Ahnung einer dunklen Bedrohung war in ihm wieder stärker geworden.
    LUZIFER schwieg.
    Der Kaiser gewährte keine Audienz. Und selbst ein mächtiger alter Dämon wie Lucifuge Rofocale riskierte es nicht, LUZIFER unaufgefordert hinter der Wand aus verzehrendem Feuer zu stören. Zu LUZIFER ging man nur, wenn man gerufen wurde. Das galt für alle, für jeden. Selbst für ihn, LUZIFERs Ministerpräsidenten.
    »Warum?« murmelte der alte Dämon. »Warum sagst du nichts? Du kennst die Zukunft. Zeige sie mir, damit ich weiß, wie ich meine Ahnungen bekämpfen kann!«
    Aber LUZIFER schwieg auch weiterhin.
    Interessierte ihn nicht mehr, was mit seiner Machtsphäre geschah? War das Ende der Zeit gekommen? Baute er insgeheim längst an einem neuen Weltengefüge, in dem diesmal er der Schöpfer sein würde?
    »Spekulationen«, murrte Lucifuge Rofocale. Er sah wieder in die Flammen. »Oh, euch würde es gefallen, ja? Wenn alles zerstört würde, wenn das Feuer erstürbe, wenn ihr frei würdet?«
    Die brennenden Seelen hörten ihn nicht. Falls es in ihnen Hoffnungsfunken gab, dereinst diesen Ort unendlicher Qual wieder verlassen zu können, dann wurden diese Funken nicht geschürt.
    Lucifuge Rofocale lachte meckernd.
    Nicht einmal er wußte, was diese in Ungnade gefallenen Seelen, so verdammt, daß sie fern jeder Erlösung waren, erlitten. Es war etwas ganz anderes als das, was sich ihm darbot. Er sah die Flammen und die Seelen, die darin zerglühten, bis irgendwann nach Jahrmillionen nichts mehr übrigblieb, das noch fähig war zu denken oder zu empfinden. Aber er sah nicht, was sie erlebten, was wirklich auf sie einwirkte. War es Feuer? Oder waren es Schreckerlebnisse, die ständig wiederkehrten, waren es Ur-Ängste, ins Unermeßliche gesteigert? Ekel, Abscheu?
    Vielleicht, dachte er, ist es nur ein Spiegel, in dem sie sich selbst sehen, so wie sie wirklich sind. Kann es größeres Grauen geben?
    Wieder lachte er.
    Würde ich selbst jemals den tiefsten Grund meiner eigenen Seele sehen und erkennen können - ich würde sofort ausgelöscht werden. Soviel Schrecken erträgt nicht einmal ein Unsterblicher, nicht einmal ein Dämon!
    Aber das Leid der Gestorbenen erfüllte ihn mit Kraft. Ihn wie jeden anderen Höllendämon. Je mehr Seelen litten, desto stärker wurde die dunkle Seite der Macht. Deshalb sandte die Hölle immer wieder ihre finsteren Abgesandten in die Welten der Sterblichen, um sie zum Bösen zu verführen. Je mehr die Sterblichen sich dem Bösen zuwandten, je öfter sie es ausübten, desto tiefer gerieten sie in die Klauen der Dämonen. Und nicht immer wogen ihre wenigen guten Taten schwer genug, sie doch noch zu erretten.
    Jener Mann, der Ombre genannt wurde, war ein seltsames Wesen. Immer wieder handelte er kriminell. Doch immer wieder löste er damit auch Gutes aus. Er stahl einem Mann die Geldbörse, und der konnte deshalb seinen Bordellbesuch nicht mehr verwirklichen, bei dem er sich mit AIDS infiziert hätte… Es gab viele andere Beispiele. Ombre, der »Schatten«, bewegte sich in einer seltsamen Grauzone, wie Lucifuge Rofocale sie noch nie bei Menschen erlebt hatte.
    Er war erst spät auf Ombre aufmerksam geworden. Erst, als dieser ihm Rache geschworen hatte. Damals, nachdem Lucifuge Rofocale Ombres Bruder tötete.
    Zumindest behauptete Ombre das. Lucifuge Rofocale konnte sich daran nicht erinnern. Vielleicht wollte er es auch nicht. Damals war er fast wahnsinnig geworden, im unheilvollen Bann der Amulette. [4]
    Zuerst hatte der Dämon den Rächer verlacht. Dann hatte er ihn ernst nehmen müssen. Denn Ombre besaß immer noch eines der sieben Amulette!
    Die anderen waren verschwunden in den Tiefen von Raum und Zeit, das siebte trug Professor Zamorra.
    Das sechste und zweitstärkste gehörte Ombre.
    Einmal hätte Ombre mit Zamorras Hilfe es schon fast geschafft, Lucifuge Rofocale zu töten. Das gab dem Erzdämon zu denken. So weit wie Ombre war in den letzten Jahrtausenden kein anderer Gegner mehr gekommen.
    Aber jetzt

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