0658 - Blutige Träume
werden.«
»Vielleicht spüren wir ihn auf, wenn wir uns zusammenschließen«, schlug Monica vor. Ihre Schwester nickte. Die Zwillinge faßten sich bei den Händen. Körperlicher Kontakt verstärkte die mentale Verschmelzung.
Nicole störte die beiden nicht. Sie ging zu Zamorra hinüber und sah ihm über die Schulter. So bekam sie auch mit, was das Amulett ihm zeigte, allerdings in miniaturisierter Form auf dem Amulett, während in Zamorras Bewußtsein die Bilder sich wirklichkeitsnah ausbreiteten. Irgendwie bekam er dabei aber auch Eindrücke seiner gegenwärtigen Umgebung mit.
Zamorra bewegte sich. Langsam ging er an dem Haus vorbei, bog in die Seitenstraße ein und blieb vorm Durchgang in den Hinterhof kurz stehen. Nicole erkannte, daß er einer Gruppe uniformierter Polizisten »gefolgt« war, die den Hinterhof absicherten.
Von hier an kehrte Zamorra die Zeitschau wieder um, ließ sie vorwärts gehen.
Und wurde Zeuge der Auseinander-Setzung von Yves Cascal und Rico Calderone…
***
Calderone hatte das Hotel aufgesucht, in welchem er sich eingemietet hatte. Es war etliche Klassen besser als die Absteige, in der Ombre zu nächtigen gezwungen war. Im Gegensatz zu ihm standen Calderone dank dämonischer Hilfe Stygias erhebliche Geldmittel zur Verfügung.
In der kleinen Suite angekommen, riß sich Calderone die verschmutzte Kleidung vom Leib und stellte sich vor den Spiegel. Alles, was es an Beleuchtung gab, hatte er eingeschaltet, um auch nichts übersehen zu können.
Aber nichts Dunkles haftete mehr an ihm!
Nicht im Gesicht, nicht am Körper, wohin es zeitweilig ›auswich‹, wenn es zu Begegnungen mit Menschen kam, die sich über dieses schwarze Flimmern wundern würden. Es war, als wäre das Dunkle auf eine eigentümliche Weise intelligent und wisse genau, wann es sich offen zeigen konnte und wann nicht…
Es war immer größer geworden mit der Zeit, dehnte sich immer weiter über Calderones Körper aus, und je größer es wurde, desto stärker wurde auch das Dämonische in ihm. Jetzt lauschte er in sich hinein, aber er war nicht in der Lage festzustellen, ob dieses Dämonische ebenfalls verschwunden war.
Setzte seine Verwandlung zum Dämon sich fort? Stand er vielleicht immer noch unter Lucifuge Rofocales Kontrolle?
»Verdammt«, murmelte er. »Verdammt, verdammt, verdammt…«
... in alle Ewigkeit..., raunte etwas in ihm höhnisch.
Er taumelte ins Bad, unter die Dusche, als könne er Lucifuge Rofocales Einfluß von sich abspülen.
Doch, es wäre schon faszinierend, zum Dämon zu mutieren.
Aber nicht als gehorsamer Vasall des Erzdämons!
Calderone stieß einen wütenden Schrei aus, den das Prasseln des Wassers nicht zu überdecken vermochte.
»Weiche von mir, Lucifuge Rofocale! Laß mich in Ruhe! Apage, male spiritusl«
Doch in seinem Bewußtsein hallte nur höhnisches Gelächter eines unglaublich alten und unglaublich mächtigen Dämons nach…
***
Zamorra fror das Bild der Zeitschau ein und löste seine Halbtrance mit einem weiteren posthypnotischen Befehl. Entgeistert sah er Nicole an.
»Calderone hat ihn infiziert!« stieß er hervor. »Oder wie siehst du das?«
Sie nickte.
»Er hat ihm dieses Dunkle einfach ins Gesicht geschossen! Was auch immer das für ein Teufelszeug war…«
»Teufelszeug im wahrsten Sinne des Wortes«, murmelte Zamorra. In ihm brach plötzlich eine Erinnerung auf. Er mußte an jenes alptraumhafte Abenteuer in einer alptraumhaften Fantasy-Welt denken, in die er vor einiger Zeit gezwungen worden war. Gezwungen von Merlin, der eine Art Duell mit Lucifuge Rofocale ausgetragen hatte! [3]
In jener Welt war auch Rico Calderone eine der lebenden Spielfiguren gewesen, die von Merlin und Lucifuge Rofocale eingesetzt wurden, um stellvertretend für die beiden Mächtigen gegeneinander zu kämpfen; nur hatte keiner der Betroffenen zu jener Zeit in der Fantasywelt auch nur geahnt, was der wirkliche Grund jener Kämpfe war!
Calderone war dabei jedenfalls von etwas Dunklem vom Abgrund des Todes zurückgerissen worden. Von etwas unsagbar Bösem, das von Lucifuge Rofocale kam…
»Und jetzt hat er es weitergegeben an Yves«, murmelte Zamorra bestürzt.
»Es war also tatsächlich eine Falle…«
Nicole schluckte heftig. »Das heißt, daß Ombre ab jetzt Lucifuge Rofocales Diener ist, nicht wahr?«
»Ich hoffe, daß wir das noch verhindern können«, murmelte der Dämonenjäger. »Wir müssen hinter ihm her, so schnell wie möglich, noch ehe dieses Dunkle sich in ihm
Weitere Kostenlose Bücher