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0663 - Die Höllen-Lady

0663 - Die Höllen-Lady

Titel: 0663 - Die Höllen-Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dessen gab es das Sternenschiff der Ewigen nicht mehr? Es fiel schwer, das zu glauben. Selbst Zamorra und Nicole waren immer noch nicht völlig sicher, daß die Zeitmanipulation wirklich erfolgreich verlaufen war und daß sie selbst sich nicht in einer temporären Entwicklungslinie befanden, die es eigentlich gar nicht geben durfte…
    Aber die Zweifel schwanden, je mehr Zeit seit jenem mörderischen Verzweiflungskampf verstrich.
    Sie lebten noch, das war das Wichtigste.
    Während des Erzählens geriet Fooly in Vergessenheit.
    ***
    Charles, der Schmied, lenkte seinen Peugeot nach den gebrüllten Anweisungen des Drachen. Eigentlich hatte er vorgehabt, sich an diesem Abend einfach ins Bett zu legen und auszuschlafen - im TV war wie üblich nichts Brauchbares, und zum Kneipengang verspürte er auch keine große Lust. Aber der Gedanke, einen Drachen spazierenzufahren, war amüsant. Er bedauerte nur, daß um diese Zeit nicht mehr genug Leute in der Landschaft unterwegs waren, die ihn mit seinem bemerkenswerten Passagier sehen konnten. Und natürlich hatte bei Mostaches Kneipe kein Mensch daran gedacht, ein Foto zu machen. Charles’ eigenen Fotoapparat hatte seine Göttergattin mit in den Solo-Urlaub genommen.
    Charles fuhr südwärts. Die Straße folgte in mehr oder weniger großem Abstand dem Verlauf der Loire, die hier unten noch recht überschaubar klein und naturbelassen war. Umweltschützer, die auch von Zamorra vehement unterstützt worden waren, hatten dafür gesorgt, daß das auch so blieb und die Vergewaltigung und Nutzbarmachung des Flusses sich nicht auch noch bis hin zur Quelle erstreckte.
    Foolys gebrüllte Anweisungen kamen immer spärlicher. Schließlich hielt Charles an, stieg aus und sah zu dem auf der Ladefläche hockenden Drachen hinauf. »Was ist nun los? Ich dachte, du kennst den Weg.«
    »Dachte ich auch«, erwiderte Fooly etwas bedrückt. »Aber je näher wir dem Ziel kommen, um so weiter sind wir von ihm entfernt.«
    »Was soll der Quatsch denn nun heißen?« fragte Charles.
    Fooly breitete hilfesuchend Arme und Flügel aus.
    »Ich weiß es nicht«, gestand er. »Aber es ist so. Ich weiß genau, daß wir in diese Richtung fahren müssen, um ans Ziel zu kommen, und noch während wir dorthin fahren, merke ich, daß die Präsenz schwächer wird, die ich spüre. Gerade so, als würden wir uns davon entfernen. Aber genau das kann eben nicht sein!«
    »Dann sollten wir es mal damit probieren, zurück zu fahren«, schlug Charles vor. »Dann wird dieser Prälat, oder was auch immer das ist, wovon du sprichst, vielleicht wieder stärker.«
    »Aber dann entfernen wir uns doch wieder.«
    Charles verdrehte die Augen.
    »Hör zu, mein Junge. Es ist zwar ein besonderes Erlebnis, mit dir eine Fahrt ins Blaue zu machen, aber so langsam möchte ich mal ein Ende dieser Tour sehen. Es wird bereits dunkel. Entweder nähern wir uns deinem Salat, und dann müßtest du ihn langsam mal lokalisieren, oder wir entfernen uns davon, und dann sind wir einwandfrei in der falschen Richtung unterwegs. Klar?«
    »Nein.«
    »Gut. Wir kehren also um.«
    »Das geht nicht!« protestierte der Drache. »Ich weiß, daß wir jetzt ganz nahe dran sind! Aber ich kann den genauen Ort nicht feststellen. Es ist wie… wie… wie wenn du eine Zeitung vors Gesicht hältst. Je näher deine Augen dran sind, desto weniger siehst du, weil die Buchstaben immer mehr verschwimmen. Klar?«
    Diesmal war es Charles, der »nein« sagte.
    »Gut. Wir fahren also weiter«, konterte der Drache ironisch.
    »Das ist doch Unsinn, mein Junge«, protestierte Charles. »Wenn du um so weniger siehst, je näher wir dran sind, findest du’s doch nie. Ich habe eine bessere Idee. Wir fahren zurück, und du versuchst dein Salär, oder was auch immer du meinst, auf der Landkarte zu finden. Kratz ‘ne Markierung mit deiner Kralle ‘rein, dann wissen wir wenigstens genau, wohin wir müssen.«
    »Das geht…«
    Charles kletterte wieder hinters Lenkrad, startete den Peugeot und wendete.
    »… aber nicht…«
    Charles fuhr zurück.
    »Anhalten!« protestierte Fooly. »Sofort anhalten! Das ist doch die falsche Richtung! Die Präsenz ist noch weiter südlich…«
    »Ach, laß mich endlich mit deinem Präsidenten in Ruhe«, rief Charles zurück. »Das wird doch alles nichts mehr, begreif’s endlich! Außerdem habe ich keine Zeit, bis zur Côte d’Azur weiterzufahren, weil ich morgen wieder früh ‘raus muß. Ich, mein lieber Drache, gehöre nämlich zum arbeitenden Teil

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