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0663 - Die Höllen-Lady

0663 - Die Höllen-Lady

Titel: 0663 - Die Höllen-Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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was?«
    »Das ist lateinisch«, belehrte ihn Malteser-Joe.
    »Ach? Na gut, du mußt das wissen, du bist ja weit herumgekommen, hast wahrscheinlich auch gegen die Lateinischen gekämpft. Und die machen also auch Eierlikör?«
    Zamorra zog indessen an Foolys Flügel - Ohren, die man ihm hätte langziehen können, besaß der erst etwa hundertjährige Jungdrache ja nicht, sondern nur entsprechende Öffnungen im Krokodilkopf. »Nun ‘raus mit der Sprache. Warum bist du hier, warum wolltest du Nicoles Auto fahren?«
    »Nicht lange palavern - gleich köpfen, aufhängen und foltern!« nörgelte Nicole.
    »Ich habe da etwas gespürt«, sagte Fooly ungewöhnlich ernsthaft. »Eine eigenartige Präsenz, die ich hier ganz bestimmt nicht vermutet habe…«
    »Ist das ein Grund, mein Auto zu ruinieren?«
    »Jetzt hör endlich mal mit deinem Fetisch auf«, verlangte Zamorra, »und laß Fooly reden. Was ist das für eine Präsenz?«
    »Ich weiß es nicht genau. Als ich noch im Drachenland lebte, haben erwachsene Drachen hin und wieder darüber geredet. Sie haben diese Präsenz gedacht, wenn sie glaubten, ich bekäme nichts davon mit.«
    »Sie gedacht?« hakte Zamorra nach.
    »Es gibt in eurer Menschensprache kein Wort dafür«, sagte Fooly. »Es ist irgendwie… hm… eine Art Projektion, die man sich gegenseitig in Gedanken zusendet. Aber das trifft es auch nicht ganz, weil man dabei damit hantiert… hm, auch nicht das richtige Wort… und in der Projektion Dinge sieht und bearbeitet und… ach, ihr versteht das ohnehin nicht. Es läßt sich nicht übersetzen und nicht erklären. Jedenfalls fürchteten sie das, was hinter dieser Präsenz steht. Das, dessen Schatten sie ist. Ähnlich wie eine Aura.«
    »Was der Drache sagen will, ist«, sagte Gaston Sasson, »daß wir alle zu dumm sind.«
    »Stimmt genau!« fauchte Fooly und schnob Funken. »Wenn wir Drachen alle so dumm wären wie ihr Menschen, wären wir längst ausgestorben! Ihr streitet euch um die dümmsten Dinge, guckt euch begeistert die primitivsten Talkshows an, seid schadenfroh, aber die höheren Dinge versteht ihr einfach nicht!«
    »Da haben wir’s«, bekannte Sasson. »Ich habe ja auch schon immer gesagt, daß wir bald aussterben.«
    »Aber vorher sollten wir noch einen trinken«, empfahl Malteser-Joe.
    »Meine Leber ist nämlich schon ganz trocken.«
    Zamorra winkte ab. »Fooly, das, was du da gespürt hast, ist also gefährlich?«
    »Ich bin sicher«, sagte der Drache.
    Unwillkürlich zuckte Zamorra zusammen. Foolys Stimme hatte sich in diesem Moment verändert, klang seltsam krächzend und um mindestens anderthalb Oktaven tiefer.
    Der Drache faßte mit beiden vierfingrigen Händen nach seinem Kopf und schüttelte sich. Er schien sekundenlang Schmerz empfunden zu haben.
    »Was ist los mit dir?« fragte Zamorra leise.
    »Nichts«, erwiderte Fooly. »Nichts, Chef.« Seine Stimme klang wieder normal.
    »Aber da war doch gerade etwas!«
    »Da war nichts.«
    »Dieses Gefährliche«, fuhr Zamorra fort. »Weißt du, wo es ist?«
    »Das wollte ich ja gerade herausfinden«, sagte der Drache. »Ich muß es herausfinden! Das ist wichtig. Deshalb wollte ich das Auto nehmen.«
    »Das verstehe ich nicht«, wunderte sich Zamorra.
    »Und ich erst recht nicht!« fügte Nicole hinzu.
    »Es ist schwer zu erklären«, wand sich der Drache. »Wenn ich mich geistig auf diese Präsenz einstelle, schwinden meine Kräfte. Dann kann ich nicht mehr fliegen. Warum das so ist, verstehe ich nicht. Aber es muß ein weiter Weg sein. Da dachte ich, es ist besser, ein Auto zu nehmen, statt zu Fuß zu gehen.« Er sah auf seine kurzen Beine hinab. »Und in dein Auto, Chef, passe ich nicht hinein. Das Dach ist zu niedrig. Deshalb bin ich hierher geflogen, um mir Mademoiselle Nicoles Auto auszuleihen. Ohne Dach kann ich darin sitzen.«
    »Du kannst doch überhaupt nicht autofahren«, erwiderte Zamorra.
    »Und ob!« widersprach Fooly. »Warte, Chef, ich beweise es dir.« Schon watschelte er wieder auf den Cadillac zu. Sofort trat Nicole ihm auf den Schwanz - was des Drachen Vorwärtsdrang so nachhaltig stoppte, daß er auf die Nase fiel.
    »Das ist gemein!« heulte er, als er sich wieder aufrappelte. »Das habe ich nicht verdient! Ich will doch nur Unheil abwehren!«
    »Aber nicht mit meinem Auto! Frag irgendwen, ob er dich auf dem Traktor mitnimmt, oder mit ‘nem Pritschenwagen. Aber der Cadillac bleibt hier! Basta!«
    »Vielleicht könnten Nicole oder ich als Chauffeur…«, begann Zamorra.
    »Nein!«

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