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0664 - Satan in Weiß

0664 - Satan in Weiß

Titel: 0664 - Satan in Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nur. Schaut nur her und glotzt. Bald werdet ihr nicht mehr glotzen. Da wird der Hunger in euren Augen zu lesen sein. Der Hunger nach Blut.«
    Stahls Kollege, ein gemütlich aussehender Dicker, schüttelte den Kopf.
    »Was erzählt der Kerl da?«
    »Hören Sie am besten gar nicht hin.«
    »Der ist ja nicht zu überhören. Soll er in eine Zelle?«
    »Das versteht sich.«
    Harry schob ihn vor. Ewald schrie nicht mehr, er lachte leise vor sich hin.
    In der Polizeistation selbst war es fast so düster wie draußen. Nur gut, dass die Deckenleuchte funktionierte. Besetzt war sie mit zwei Leuten.
    Sie hockten sich an alten Schreibtischen gegenüber.
    Die Zellen lagen im Hintergrund. Man erreichte sie über einen Gang mit frisch gekalkten Wänden. Die alten Parolen waren einfach überstrichen worden.
    »Ich will nicht in eine Zelle.« Als der Polizist sie aufgeschlossen hatte, fing Ewald an, sich zu sträuben.
    »Aber sicher kommst du da hinein. Die ist für dich wie geschaffen. Du hast sogar ein Einzelzimmer.«
    »Nein, der Doktor soll mich holen.«
    »Eher holt dich der Teufel!« sagte Harry und drückte den Mann über die Schwelle.
    Klar, Ewald war sauer. Er setzte sich nicht hin, sondern rüttelte filmreif an den Stäben. Dabei schrie er wieder nach der neuen Blutspritze. Dafür aber hatten die Polizisten der Wache und auch der Kommissar keine Ohren.
    Im Wachraum atmete Harry tief durch. Er stellte sich vor und bekam auch die Namen der Kollegen gesagt.
    Der jüngere hieß Timo Schneider. Er war so dürr, dass er sich fast hinter einen Laternenpfahl hätte ausziehen können, ohne gesehen zu werden.
    Sein Kollege, der korpulente mit dem schwarzen Vollbart und den lustig funkelnden Augen, hörte auf den Namen Gerd Naumann.
    »Wollen Sie einen Kaffee, Kommissar?«
    »Das wäre gut.«
    »Okay, Gerd, dann koch ihn mal.«
    »Immer ich.«
    »Soll ich ihn denn kochen?«
    »Nee, davon muss man spucken.«
    »Na bitte.«
    Harry hatte sich gesetzt und die Beine ausgestreckt. »Wie sieht es aus, Kollege? Meine Freunde sind noch nicht eingetroffen - oder?«
    »Wir haben noch nichts gehört.«
    Harry schaute auf die Uhr. »Na ja, auf eine Stunde kommt es mir nicht an.«
    »Meine ich auch.« Naumann nickte. Dann hob er den Finger. »Sagen Sie mal, Kommissar, was ist das für ein Typ, der da in der Zelle steckt? Wo haben Sie den aufgelesen?«
    »Unterwegs, kurz vor dem Ort. Ich holte ihn aus einer Scheune, bevor es ein anderer tun konnte.«
    »Ach - was Sie nicht sagen.«
    Es war klar, dass Naumann die Geschichte hören wollte, und Harry Stahl hielt damit nicht hinter dem Berg. Er berichtete ausführlich und warf auch immer wieder den Namen des Arztes in die Erklärungen.
    »Damit kann ich nichts anfangen, Kollege.«
    »Sie haben sich nicht für ihn interessiert, bisher?«
    »So ist es.«
    »Und warum nicht?«
    »Es lag nichts vor. Wir wissen nur, dass ein englischer Privatarzt das Haus gekauft und daraus schon eine Klinik gemacht hat. Wir waren hier froh über die Investition.«
    »So, der Kaffee.« Timo Schneider kehrte zurück, mit vier Tassen voll Kaffee. In diesem Augenblick klingelte das Telefon.
    »Heb du mal ab, Timo!«
    »Ich weiß, nur nicht bewegen. Du spielst mal wieder Beamtenmikado. Wer sich bewegt, hat verloren.«
    Gerd Naumann schüttelte den Kopf. »Und das muss man sich von solchen Bengeln sagen lassen.«
    »Die neue Zeit.«
    »Für Sie, Kommissar.«
    Harry sprang auf. Er nahm den Hörer entgegen, meldete sich, sagte »Na endlich, Suko«, und dann sprach er nicht mehr. Er wurde immer blasser, nickte und sagte einen letzten Satz. »Gut, wenn das so ist, kann man nichts machen.«
    »Was war denn?« wollte Naumann wissen.
    Harry Stahl hob die Schultern. »Ich schätze, dieser Fall steht unter keinem guten Stern…«
    ***
    Landung in Berlin-Tegel.
    Hört sich wunderbar einfach an. Nur für Leute mit Flugangst war das nichts, denn die Maschine musste in Etappen und relativ ruckartig tiefergehen.
    Neben mir saß eine Italienerin, die zum ersten Mal flog, sich mal an mich, dann am Griff festklammerte, mit bleichen Lippen Gebete sprach und nach dem etwas schüttelnden Aufsetzen gottergeben die Augen schloss, bis sie den Stoß von mir spürte und ich ihr erklärte, dass wir bereits gelandet waren.
    »Sind wir unten?«
    »Ja, gesund und munter.«
    »Habe ich nicht gesehen.«
    »Das ist mit geschlossenen Augen auch nicht so einfach, finde ich.«
    Dabei lächelte ich und schaute zu, wie die Frau sich mit einem Taschentuch den

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