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0664 - Satan in Weiß

0664 - Satan in Weiß

Titel: 0664 - Satan in Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der andere wollte Blut! Dann war er der Vampir, dann war er Dr. Sheldon Drake, der in diesem verfluchten Keller gelauert und endlich seine Beute bekommen hatte.
    Gerd Naumann war kein Kämpfer. Er gehörte mehr zu den Menschen, die leiblichen Genüssen nicht abhold waren, was seine Figur auch preisgab. Dementsprechend schwerfällig bewegte er sich, und er zählte auch nicht zu den Kämpfern, wie man die Polizisten oft in den Kino- und Fernsehfilmen sah. Seine Fälle, falls es überhaupt welche waren, löste er lieber vom Schreibtisch aus.
    Das war sein Untergang.
    Der Vampir besaß mehr als die doppelte Kraft. Dabei hatte Naumann ihn nicht einmal richtig sehen können. Vor seinem Blickfeld nur tanzte ein dunkler Schatten, wobei er nicht einmal den Umriss genau ausmachen konnte.
    Dafür sah er die roten Schatten, die wie lange Streifen hin- und herhuschten.
    Dass es Augen waren, bekam er nicht mit. Dafür merkte er jedoch den Wechsel der Hände. Plötzlich lagen sie auf seinen Schultern und drückten eisenhart zu.
    Der Stoß zurück.
    Naumann schrie, als er gegen die Wand prallte. Wieder hämmerte sein Kopf dagegen.
    Dann war es vorbei. Etwas Scharfes, Glühendes riss an seinem Hals und furchte in die Haut. Er merkte, wie das Blut aus der Wunde quoll.
    Die Flüssigkeit war warm, im Gegensatz zu den eisigen Vampirlippen, die sehr bald die kleine Wunde umschlossen und dafür sorgten, dass sie das warme Blut aufsaugen konnten.
    Der Vampir trank gierig und wild. Er war wie ein Verdurstender, der lange Zeit durch die Wüste gewandert war. Es dauerte nicht lange, bis Gerd Naumann die schwarzen Wolken spürte, die sich über ihn legten.
    Sie berührten ihn wie eisiger Ruß. Dass es die Schatten des Todes waren, war ihm nicht bekannt.
    Langsam sackte der schwere Mann in die Knie. Der Blutsauger aber hielt ihn mit einer spielerischen Leichtigkeit fest und gab sich erst zufrieden, als das Blut des Menschen durch seine Adern floss.
    Dann ging er in den Hintergrund des Kelleraumes, in eine schmale Kabine.
    Dass es ein alter Fahrstuhl war, wusste außer ihm kaum jemand…
    ***
    Gier ließ ihn erwachen! Er stellte fest, dass er auf dem Rücken lag und mit geöffneten Augen hineinstarrte in die Finsternis hoch über ihm, die an keiner Stelle durchbrochen wurde.
    Nur Schwärze, Nacht und Dunkelheit…
    Eine neue Welt für ihn, doch eine Welt, in der er sich zu Hause fühlte.
    Gerd Naumann spürte, dass er anders war. Dass die Dunkelheit ihm Kraft gab und dass er anfing, die Sonne zu hassen, auch wenn er nur daran dachte.
    Er stemmte sich hoch.
    Seine Bewegungen glichen denen eines Trockenschwimmers. Das alles war für ihn gewöhnungsbedürftig, aber er schaffte es, auf den Beinen zu bleiben, drehte sich und sah das schwach erleuchtete, breite Halbrund des Kellerfensters, das zweierlei Gefühle in ihm weckte.
    Zum einen verstärkte der Anblick die Gier in ihm. Er hatte herausgefunden, dass es die besondere Gier war, die in ihm steckte. Eine Sucht nach der warmen, vor kurzem noch für ihn fremden Flüssigkeit, nach dem Blut der Menschen.
    Das wollte er trinken. Nur wenn er es gesaugt hatte, war es ihm möglich, noch mehr Kraft zu bekommen.
    Mit leicht abgespreizten Armen bewegte er sich auf den Ausstieg zu. Er lag sehr günstig. So wie er in den Keller hineingelangt war, würde er ihn auch verlassen können.
    Diesmal allerdings mit dem Kopf zuerst und nicht mit den Füßen. Sein Mund stand offen. In seinem Bart klebten noch einige Blutreste, als sich Drake die Lippen daran abgewischt hatte.
    Wie ein Wurm schob er sich weiter vor. Er merkte, dass es eigentlich noch nicht dunkel genug geworden war, denn Dämmerung und Nebel reichten nicht richtig aus. Es zählte zu seinen Vorteilen, dass er am Himmel seinen Todfeind, die Sonne, nicht sah.
    Nur Nebeltücher und die anbrechende Dämmerung bedeckten das weite, flache Land.
    Kein Mensch war unterwegs. Das alte, verfallene Haus lag unter der dunkelgrauen Tarnung und schien bei jedem Windstoß den Hauch des Todes auszuatmen.
    Noch einmal stemmte er sich ab, dann hatte er es geschafft.
    Die nächsten Meter kroch er auf allen vieren weiter. Erst dann stand er auf, drehte sich um die eigene Achse und sah, wie ein Hase blitzschnell und hakenschlagend davonhuschte, als hätte das Tier Angst vor ihm bekommen.
    Selbst die Raben krächzten lauter, als sie dicht über ihn hinwegflogen.
    Naumann hob den rechten Arm und tat so, als wollte er einen der Vögel fangen. Natürlich griff er ins Leere, lachte

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