0664 - Satan in Weiß
Suchen nicht gefunden. Das Haus war von unten bis oben verlassen und würde bald überwuchert sein.
Auf eine Praxis deuteten auch die oberen Räume nicht hin. Sie waren klein, kalt und ungemütlich.
Als ich wieder zu meinem Freund zurückkehrte, erwartete dieser mich mit angehobenen Schultern. »Außer Spesen nichts gewesen - oder?«
»So ist es.«
»Aber ich habe mich umgeschaut.«
»Auch was gefunden?«
»Dieses Haus hat auch einen Keller.«
»Wie schön. Warst du unten?«
»Das wollte ich mit dir zusammen.«
»Klar, einer muss dich beschützen.« Obwohl wir relativ leise sprachen, klangen unsere Stimmen laut. Es gab kaum etwas, das den Schall geschluckt hätte.
In den Keller führte eine breite Treppe. Und hier genau auf der vierten Stufe erwischte es mich. Ich blieb stehen und streckte die Hand seitlich aus.
»Was hast du?« flüsterte Suko hinter mir.
»Ich weiß es nicht genau. Nur das Gefühl, in eine andere Welt hineinzusteigen.«
»Klar, in den Keller.«
»Das auch.«
Vorsichtiger als zuvor ging ich weiter. Über uns klebten die Spinnenweben. Einige hingen so weit nach unten, dass sie wie Wattefäden durch unsere Gesichter strichen.
Als Mensch konnte man sich in einer derartigen Umgebung nicht wohl fühlen, als Vampir allerdings. Und genau dieser Verdacht war eben so blitzartig über mich gekommen. Diese unter und vor uns liegende schweigende Welt wäre für einen Blutsauger ideal gewesen.
Die Treppe schlug einen Bogen nach rechts. Im Licht der Lampen glänzten die Stufen blank und ebenso der Steinboden vor der Treppe, der den großen Kellerraum ausfüllte.
Es gab keine Räume, keine Verliese, keine Nischen, nur eben diesen einen Raum.
Und in seiner Mitte stand die Schlaf statte eines Vampirs. Es war ein schwarzer Sarg!
***
Wir gaben beide keinen Kommentar ab. Nur das Licht der Lampen traf den Sarg und ließ ihn derartig glänzen, dass er fast wertvoll erschien. Er war geschlossen, der Deckel lag fugendicht auf dem Unterteil, und der Sarg wirkte auf uns wie eine finstere Drohung.
Es vergingen vielleicht zehn Sekunden, bis ich den Kopf drehte und zu Suko schaute. »Dein Kommentar?«
»Ich schätze, wir sind richtig.«
»Das meine ich auch. Fragt sich nur, ob sich unser Dr. Drake hier versteckt hält.«
»Warum sollte er? Wenn er ein Vampir ist, dann braucht er ihn nur am Tag, nicht in der Nacht. Da kann er auf Blutsuche gehen. Ich rechne damit, dass der Sarg leer ist.«
»Wir werden es bald feststellen.«
Noch leiser gingen wir die restlichen Stufen nach unten. Es herrschte eine unheimliche Atmosphäre. Allein durch die Mischung der tiefgrauen Dunkelheit, die nur von unseren Lampenstrahlen aufgerissen wurde, entstand ein Gemisch aus starren Schatten und ebenfalls starren, hellen Bahnen.
Der Sarg war nicht der einzige Gegenstand in dem Keller. In einer entfernten Ecke entdeckten wir einen kleinen Sekretär aus ebenfalls dunklem Holz.
Uns fiel auf, dass der Boden hier unten kaum von einer Staubschicht bedeckt war. Er wirkte, als wäre hier vor einigen Stunden eine Putzfrau gewesen, die alles gereinigt hatte.
Der Sarg, der Schreibtisch, das nackte Gestein des Kellers, das war wie eine makabre, willkürlich zusammengestellte Performance, wo das eine nicht zum anderen passte.
»Bleib du am Sarg«, bat ich Suko. »Ich möchte mir mal den kleinen Schreibtisch ansehen.«
»Okay.«
Schon glitt der Lichtarm über das dunkle Holz und erreichte auch die kleinen Schubladen, mit denen der Schreibtisch bestückt war. Um sie zu öffnen, musste ich an dunklen Knöpfen ziehen. Ich war etwas in die Knie gegangen und hörte dem Schaben zu, das entstand, als ich die erste Lade aufzog.
Sie war leer bis auf den Staub. Bei den anderen erging es mir ebenso.
Als ich die linke Reihe durch hatte, kümmerte ich mich um die rechte Reihe. Auch dort fand ich in den ersten nichts, bis ich an die letzte Lade geriet. Sie klemmte noch stärker, ich gab nicht auf, zerrte - und schaute auf das weiße Papier, das zusammengefaltet in der Lade lag. Eine Botschaft?
Suko musste an meiner Reaktion bemerkt haben, dass mir ein Fund gelungen war.
»Hast du was, John?«
Ich holte das Papier mit spitzen Fingern heraus und hielt es hoch. »Das lag hier.«
Suko kam zu mir. Er leuchtete die weiße Fläche an und schüttelte den Kopf. »Sieht ziemlich neu und frisch aus, John. Wie für uns geschaffen.«
»Vielleicht ist es sogar für uns.«
»Dann schau mal nach.«
Es knisterte überlaut, als ich das zusammengefaltete
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